Ryder Cup: Die amerikanische Seele schmerzt

U.S. Ryder Cup captain Tom Watson and players watch play during the 40th Ryder Cup at Gleneagles
U.S. Ryder Cup captain Tom Watson and players watch play during the 40th Ryder Cup at Gleneagles(c) REUTERS (PHIL NOBLE)
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Die 11,5:16,5-Niederlage der USA beim 40. Ryder Cup ruft Kritiker auf den Plan, allen voran Phil Mickelson. Er sieht den Grund für die Niederlage im Führungsstil von Kapitän Tom Watson.

Gleneagles/Wien. Wildfremde Zuschauer lagen sich in den Armen, es wurde lautstark gejubelt und in aller Eile noch verschwommene Handyfotos geschossen. Als Europas Golfer am späten Sonntagnachmittag im schottischen Gleneagles den Triumph im prestigeträchtigen Ryder Cup vorzeitig fixiert hatten, brachen auf der Anlage alle Dämme. Rory McIlroy etwa freute sich wie ein kleines Kind, dabei hatte der Weltranglistenerste schon so manchen großen Sieg in seiner Karriere bejubelt.

Europas Elite trat bei der 40. Auflage des Kontinentalwettbewerbs wie eine geschlossene Einheit auf. Mit dem ersten Abschlag Freitagvormittag demonstrierte sie eine starke Verbundenheit. Nach gelungenen Aktionen klatschte man einander Beifall, in schwierigen Momenten sprachen sich die Golfmillionäre gegenseitig Mut zu. Zudem war der Wille, den Vergleich mit den USA unbedingt gewinnen zu wollen, nicht zu übersehen. „Ryder Cups sind Ryder Cups. Du nimmst diese Duelle mit in dein Grab“, sagte der Engländer Ian Poulter, der die hervorragende Stimmung im Team Europa hervorhob. „Es geht in dieser einen Woche auch darum, engere Freundschaften zu schließen. Und genau das haben wir getan.“

Lob und Kritik

Einen nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg der Gastgeber dürfte Kapitän Paul McGinley gehabt haben. Der Ire, 47, wurde von allen Seiten gelobt. „Ich kann nur in den höchsten Tönen von ihm sprechen. Alles, was er getan hat, war perfekt. Seine Ansprachen, die Videos, die er uns gezeigt hat, einfach alles. Er war ein wunderbarer Kapitän“, schwärmte McIlroy. Und Sergio Garcia ergänzte: „Ich hatte schon viele tolle Kapitäne im Ryder Cup, aber Paul hat seine Sache etwas anders gemacht. Er war ein moderner Kapitän, der auf jedes Detail geachtet hat.“ McGinley, der 2002 den entscheidenden Putt zum Sieg der Europäer versenkt hatte, genoss die Lobeshymnen auf seine Person. „Ich bin glücklich, meinen Teil zum Erfolg beigetragen zu haben.“

Während sich die Europäer selbst feierten, versuchten die US-Amerikaner ihre dritte Ryder-Cup-Niederlage in Serie und die achte in den vergangenen zehn Duellen zu verarbeiten. Die erneute Pleite hatte sich bereits früh abgezeichnet. Die Gäste waren als Außenseiter gestartet und hatten wohl selbst nicht so recht an eine Überraschung geglaubt. Tiger Woods, der seine Teilnahme verletzungsbedingt absagen musste, prognostizierte noch vor Beginn des Wettkampfs einen Erfolg der Europäer.

In der Kritik stehen nun nicht nur Superstars wie der enttäuschende Phil Mickelson, sondern auch Kapitän Tom Watson. „Meine Spieler müssen besser spielen. Die Europäer haben an diesen drei Tagen einfach das bessere Golf gezeigt“, sagte Watson sichtlich enttäuscht bei der Pressekonferenz. „Diese Niederlage wird mir und den Spielern noch lange Zeit wehtun.“ Mickelson avancierte wenig später zum ersten Kritiker des 65-Jährigen.

Unter Paul Azinger, der die USA 2008 zum bislang letzten Sieg geführt hat, sei die Strategie eine bessere gewesen als nun unter Watson. „Bei Paul waren wir Spieler in die Entscheidungsprozesse involviert, das war diesmal nicht der Fall“, beklagte Mickelson den Führungsstil im Team der Amerikaner. Watson konterte den angriffigen Kommentar des Routiniers gelassen. „Ich habe als Kapitän zwei Jobs zu erledigen – die Vergabe der Wildcards und die Zusammenstellung der Paare.“

AUF EINEN BLICK

Europa gewann den 40. Ryder Cup gegen die USA mit 16,5:11,5. Es war der dritte Sieg der Europäer in Folge, der letzte Erfolg der Amerikaner datiert aus dem Jahr 2008. Der nächste Ryder Cup findet 2016 in Chaska, Minnesota, statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2014)

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