NHL-Spieler "flüchten" nach Europa

NHLSpieler fluechten nach Europa
NHLSpieler fluechten nach Europa(c) AP (J Pat Carter)
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Der Arbeitskampf in der National Hockey League führte zur Spieleraussperrung. Thomas Vanek könnte in Österreich spielen, Sidney Crosby erwägt ein Abenteuer in Russland.

New york/Ag. Das Wunder im Arbeitskampf der NHL-Eishockeyliga blieb aus. Seit Sonntag befindet sich die NHL in ihrem dritten „Lock-out“ seit 1994. Teambesitzer und Spielergewerkschaft hatten sich Mitte der Woche bei Gesprächen in New York auf keinen neuen Kollektivvertrag geeinigt. Die letzte Frist für eine Vereinbarung verstrich in der Nacht auf Sonntag ereignislos.

Damit bleiben die Trainingscamps geschlossen, rund 700 Profis sind von den Vereinsgeländen ausgesperrt. Aufgrund der verfahrenen Situation könnte der Lockout laut Experten zumindest bis Jahresende dauern.

Das Milliardenspiel

Zuletzt war 2004/05 eine gesamte Saison wegen eines Arbeitskampfes ausgefallen. Daran wagt vorerst noch niemand zu denken. Wann sich beide Seiten wieder an den Verhandlungstisch setzen werden, blieb offen. Am 21. September sollten die Camps beginnen, am 11. Oktober die reguläre Saison. Die Spielergewerkschaft zeigte sich gesprächsbereit, wurde von der Gegenseite aber abgewiesen.

Es geht natürlich um Geld. Die Spieler haben laut jüngstem Rahmenkollektivvertrag (Collective Bargain Agreement/CBA) 57 Prozent der Jahreseinnahmen erhalten. Sie sind bereit, ihre Einkünfte bis 2017 auch auf 53,2 Prozent zu reduzieren.

Jeder Prozentpunkt entspricht pro Jahr rund 25 Millionen Euro. Doch die Klubbesitzer bieten ihrem Personal bis 2018 nur einen Mittelwert von 48 Prozent an. Dabei verbucht die NHL weiterhin Rekordumsätze. Die Einnahmen sind im aktuellen CBA von 2,1 Milliarden US-Dollar (1,63 Mrd. Euro) im Jahr 2006 auf 3,3 Milliarden (2,56 Mrd. Euro) in der Vorsaison gestiegen.

Villach überlegt, Wien lehnt ab

Mit dem „Lock-out“ werden nun viele Stars in Europa und Russland anheuern. Thomas Vanek (Buffalo Sabres), Michael Grabner (New York Islanders) und Andreas Nödl (Carolina Hurricanes) könnten sogar bei einem Ebel-Club landen. Das Trio hat sein Interesse jedenfalls bereits bekundet. Thomas Pöck (Colorado Avalanche) wird in der AHL in Cleveland spielen.

Vanek hat auf seiner Homepage Bereitschaft signalisiert, in der Heimat spielen zu wollen. „Wenn sich bis Ende September nichts getan hat, muss ich mir überlegen, ob ich nicht nach Europa komme. Österreich ist für mich ein Thema“, so der Stürmerstar. Grabner könnte bei seinem Stammklub Villach landen. Mit dem VSV gab es bereits Gespräche.

Aber nicht jeder Ebel-Verein sucht zwingend NHL-Spieler. Denn neben der Gage muss eine Versicherung – die prozentuell an den NHL-Vertrag gebunden ist und sich im fünfstelligen Bereich befindet –, bezahlt werden. Dazu kommt die Ungewissheit. Startet die NHL doch, sitzt jeder Spieler sofort im Flugzeug Richtung Übersee. Darum haben die Vienna Capitals bereits abgewunken. KAC und Salzburg überlegen noch.

Die russische KHL beugte mit strikten Maßnahmen einem „Einkaufsrausch“ vor – nur Topstars sind willkommen. Jewgeni Malkin (Pittsburgh) und Sergej Gonchar (Ottawa) trainieren bereits in Magnitogorsk. Auch Superstar Sidney Crosby erwägt einen KHL-Auftritt. Je länger der Lock-out dauert, desto höher wird die Chance, im Mai 2013 eine topbesetzte WM in Finnland und Schweden zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2012)

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