Des Geldes und der Wahrheit Wellen

Dinko Jukic
Dinko Jukic(c) APA ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Dinko Jukic und der Verband zeigen Gesprächsbereitschaft. Der vom Vater geführte SC Austria hat ein anderes Problem: Er soll unrechtmäßig Geld erhalten haben.

Wien. Hat der Schwimmklub Austria 2001 rund 21.000 Euro erhalten, die mutmaßlich aus dunklen Quellen stammten? Zeljko Jukic ist seit 2006 Sportdirektor und vertretungsberechtigter Funktionär des Vereins. Die streitbare Familie Jukic ist zwar den ungeliebten Schwimmverbandspräsidenten Paul Schauer los, aber Dinko Jukic hat lange damit gedroht, seine Karriere zu beenden. Denn auf dem Verbandstag vor einigen Wochen war seine zehnmonatige unbedingte Sperre wegen Beleidigung von Funktionären mit großer Mehrheit bestätigt worden. Inzwischen hat er eine Startberechtigung per einstweiliger Verfügung erwirkt.

Der Verdacht, dass der ehemalige Präsident H. Z. dem SC Austria mutmaßlich zu Unrecht erworbenes Geld zukommen ließ, wurde in einer Information des Justizministeriums vom 10. Mai 2012 von Viktor Eggert, dem Leiter der für Einzelstrafsachen zuständigen Fachabteilung im Justizministerium, bestätigt: „Nach den nun übermittelten Berichten der zuständigen Staatsanwaltschaft, die aus Anlass ihres E-Mails um Stellungnahme ersucht wurde, können dem Akt – der sich derzeit zur Entscheidung über die gegen H. Z. erhobene Anklage bei Gericht befindet – Hinweise auf einen möglichen Zahlungsfluss zum SC Austria entnommen werden.“

Die Vorgeschichte: H. Z. gründete den Verein in den 1980ern und finanzierte in den 1990ern die Übersiedlung der Jukics von Kroatien nach Wien. H. Z. arbeitete in Mariahilf als Filialleiter der Volksbank. Er steht im Verdacht, eine seiner Klienten, Frau Christine Kysucky, um Geld und Vermögenswerte von rund vier Millionen € geprellt zu haben. In seinem Schreiben führt Viktor Eggert vom Justizministerium aus, dass „am 11. Juni 2004 gegen H. Z. und zwei weitere Personen Anklage erhoben wurde. Das Verfahren gegen H. Z. ist derzeit infolge Verhandlungsunfähigkeit des Genannten abgebrochen. Hinsichtlich der beiden Mitangeklagten ist das Verfahren bereits durch Urteil rechtskräftig beendet.“

Zu geringe Mitgliedsbeiträge

Der legendäre Chef des (vom damaligen Innenminister Ernst Strasser geschlossenen) Sicherheitsbüros, Max Edelbacher, untersuchte 2002 den Betrugsfall Kysucky. Aus den (der „Presse“ vorliegenden) Unterlagen geht hervor, dass sich Edelbacher gefragt hat, wie H. Z. die Kosten für den Verein und den Trainer Jukic aufgebracht hat. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen, Förderungen und Einnahmen von Sponsoren kann es sich den Abrechnungen und Kontoauszügen zufolge nicht ausgegangen sein.

Als Edelbacher H. Z. am 16. 5. 2002 verhörte, gab der an, dem SC Austria 2001 rund 20.000 € aus Mitteln der Christine Kysucky überwiesen zu haben. H. Z. war Präsident des SC Austria, 2006 übergab er die Leitung des Vereins an Sportdirektor Jukic.

Der auf Vereinsrecht spezialisierte Anwalt Thomas Höhne bejahte die Frage, ob eine Rückforderung des Geldes Chancen auf Erfolg hätte, „da im vorliegenden Fall das Wissen des Vereinspräsidenten Z. dem Verein zuzurechnen ist“. Denn daher „wusste der Verein um die Herkunft des Geldes, und (Zitat aus dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch), dass er die Sache sich zuzuwenden nicht berechtigt sei.“ Allerdings hafte der derzeitige Vereinsvorstand nicht persönlich, sondern der Verein mit seinem Vermögen.

Zeljko Jukic vertritt als Sportdirektor den Verein nach außen und insbesondere gegen Behörden. H. Z., der offenbar nicht verhandlungsfähig ist, steht im Vereinsregister (Stichtag 17. 7. 2012) als Ehrenpräsident des SC Austria. Bestellt vom 11. 6. 2010 bis 10. 6. 2013. Der Ehrenpräsident H. Z. muss schriftliche Ausfertigungen des Vereins, „insbesondere den Verein verpflichtende Urkunden“, unterfertigen. Die Finanzreferentin, eine nahe Verwandte von H. Z., springt nur ein, wenn Sportdirektor oder Ehrenpräsident verhindert sind. Falls Sportdirektor oder Finanzreferentin verhindert sind und „Gefahr im Verzug“ ist, kann der Ehrenpräsident „auch in Geldangelegenheiten“ die beiden vertreten.

Nicht behobener Brief

Der ehemalige Verbandspräsident Schauer erklärte sich vor einem halben Jahr für die Sache unzuständig. Vielleicht tut ihm das mittlerweile sogar leid. Vielleicht wird der neue Verbandspräsident, Christian Meidlinger, oder die Staatsanwaltschaft die Causa verfolgen. Die Nichte und Erbin Kysuckys forderte den SC-Austria-Sportdirektor Zeljko Jukic zweimal auf, die Schuld zu begleichen. Der erste Brief ging an die falsche Adresse, den zweiten hat Jukic nicht behoben. Als er zu der Sache telefonisch um eine Stellungnahme gebeten wurde, reagierte Zeljko Jukic sen. mit Beschimpfungen.

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2012)

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