Ende der Eiszeit: In NHL glühen bald wieder die Kufen

(c) AP (Larry MacDougal)
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Der „Lockout“, der Konflikt zwischen den Klubs und der Spielergewerkschaft, kostete die Liga fast die Hälfte der Saison und rund eine Milliarde Dollar an Einnahmen. Die Stars nehmen Einbußen von sieben Prozent hin.

Washington. Nach 113 Tagen und einer 16-stündigen Marathonverhandlung war das Eis gebrochen. Es hatte nicht mehr danach ausgesehen, fast alle – Eishockeyfans, die Klubs und nicht zuletzt die Spieler – hatten sich auf eine Absage der kompletten NHL-Saison eingestellt. Doch Sonntagfrüh um dreiviertel fünf erzielten NHL-Chef Gary Bettman und die Spielergewerkschaft in beinahe letzter Minute eine Einigung im Arbeitskonflikt, dem seit Mitte September währenden „Lockout“.

Die radikal verkürzte Saison soll spätestens Ende nächster Woche starten und bis zum Stanley-Cup-Finale Ende Juni dauern. Für das Trainingscamp zu Saisonbeginn bleibt also nicht viel mehr als eine Woche Zeit. Aus allen Richtungen schwärmen die NHL-Profis jetzt schnellstens zu ihren Klubs in Nordamerika. Wie Thomas Vanek von den Buffalo Sabres haben viele in Europa „überwintert“. Vanek hat sich gerade auf einen neuerlichen Einsatz bei seinem Heimatklub Graz vorbereitet.

Schätzungen zufolge gingen der NHL Einnahmen von einer Milliarde Dollar verloren. Bars, Bierbrauer und Sportartikelhändler klagten über massive Einbußen, Hardcore-Eishockeyfans stürzten in dem monatelangen Vakuum in eine Sinnkrise. Mehr als 600 Partien, fast die Hälfte der Saison – darunter der „Winter Classic“ am Neujahrstag und das All-Star-Game –, fielen dem Konflikt um die Aufteilung des 3,3-Milliarden-Dollar-Kuchens zum Opfer.

„Thank you, fans!“

Am Ende nahmen die Profis eine Reduktion der NHL-Einnahmen von 57 auf 50 Prozent hin – wie in den Jahren zuvor auch die Football- und Basketball-Stars in den USA. Superstar Alex Owetschkin (Washington Capitals) verlor in der Zwischenzeit mehr als vier Millionen Dollar an Gage, er hielt sich bei seinem Exklub Dynamo Moskau in der russischen Liga dafür schadlos. Es war bereits der dritte „Lockout“ in den letzten 18 Jahren, die NHL-Saison 2004/2005 fiel sogar zur Gänze aus. In der folgenden Spielzeit bedankten sich die Klubs mit einem Schriftzug auf dem Eis für die Geduld ihrer Anhänger: „Thank you, fans!“

Vom kanadischen Premier Stephen Harper abwärts reagierte die nordamerikanische Eishockeywelt überschwänglich auf den Deal, Stars wie Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) schickten via Twitter Freudenmeldungen über das Ende der langen Eiszeit aus. Und in Washington verschmerzen die Sportfans das Ausscheiden der Redskins aus den Football-Play-offs gleich viel besser.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2013)

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