Radsport: Armstrong gesteht Doping

(c) AP (PETR MORRISON)
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Im Interview mit Oprah Winfrey gesteht der Texaner den Dopingmissbrauch. Das Gespräch wird erst am Donnerstag im US-Fernsehen gezeigt.

Der ehemalige US-Radprofi Lance Armstrong hat in einem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey, das erst am Donnerstag im Fernsehen ausgestrahlt wird, ein Doping-Geständnis abgelegt. Das berichten mehrere US-Medien, darunter die "New York Times". Die Zeitung beruft sich auf zwei unterschiedliche Quellen. Armstrong habe erstmals zugegeben, bei seinen Tour de France-Siegen leistungssteigernde Mittel genommen zu haben, heißt es. Nach der lang erwarteten Dopingbeichte will der Ex-Radstar demnach auch gegen "mächtige Personen im Radsport" auspacken. Er wolle auch bezeugen, dass Funktionäre des Weltverbands (UCI) über seinen Gebrauch leistungssteigernder Mittel wussten und diesen möglicherweise unterstützten. Gegen andere Fahrer will er hingegen nicht aussagen. Er könnte zudem als Kronzeuge in der Dopingaffäre rund um seinen früheren Rennstall US Postal auftreten. Er ist in entsprechenden Verhandlungen mit dem US-Justizministerium.

Der Amerikaner sei bei der Aufzeichnung des Interviews am Montagabend "teilweise emotional" gewesen, sagte eine mit der Sendung vertraute Person, zitiert "Spiegel Online" die Nachrichtenagentur AP. Ein Sprecher von Winfreys TV-Sender OWN bestätigte die Berichte nicht. Man wolle keine Details zu dem Interview bekanntgeben. Die 58-Jährige Winfrey ließ lediglich über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen: "Habe gerade zweieinhalb Stunden mit @lancearmstrong unter Dach und Fach gebracht. Er war VORBEREITET." Winfrey will am Dienstag in der Vormittags-Show "This Morning" des TV-Senders CBS über das Interview sprechen, das in der Nacht auf Freitag (3 Uhr MEZ) ausgestrahlt wird. Im deutschsprachigen Raum zeigt der Discovery Channel die Doping-Beichte in Simultanübersetzung. Die Free-TV-Premiere gibt es am Freitag auf DMAX um 19.15 Uhr.

"I'm sorry": Armstrong entschuldigt sich

Die Aufzeichnung des Interviews mit Oprah Winfrey war in Austin in Armstrongs Haus geplant, vor dem sich aber schon Stunden davor Journalisten um gute Plätze bemühten. Das Gespräch fand daher kurzentschlossen in einem örtlichen Hotel statt. Es ist das erste Interview Armstrongs, seit ihm der Rad-Weltverband (UCI) im Oktober seine sieben Tour-de-France-Titel aberkannt und ihn lebenslang gesperrt hatte. Ihm drohen zudem Schadenersatzklagen und auch eine Gefängnisstrafe wegen Meineids ist möglich. Bereits anhängig ist eine Klage der "Sunday Times" auf Rückzahlung von 1,5 Millionen Dollar (1,12 Mio. Euro), die der Verlag zahlen musste, weil er Armstrong zu Unrecht des Dopings bezichtigt hatte. Außerdem fordert ein Versicherungsunternehmen 7,5 Millionen Dollar (5,62 Mio. Euro) aus einem früheren Rechtsstreit zurück.

Schon vor seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Doping-Verurteilung hatte sich Ex-Radstar Lance Armstrong bei den Mitarbeitern der von ihm gegründeten Krebsstiftung entschuldigt. Er besuchte am Montag die Büros der "Livestrong"-Stiftung in Austin, wo er das Personal um Verzeihung bat. "I'm sorry", soll der Texaner laut Augenzeugenberichten gesagt haben. Dabei habe er sich nicht explizit auf die Vorwürfe des jahrelangen Dopings als Profi bezogen, berichtete AP unter Verweis auf eine anonyme Quelle. Der Ex-Profi habe mehrmals um Fassung gerungen, einige Mitarbeiter hätten geweint, berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Verweis auf eine anonyme Quelle.

"Ausgeklügeltstes Dopingprogramm der Welt"

Armstrong hatte in der Vergangenheit vehement die Einnahme verbotener Mittel bestritten. Die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) hatte ihm jedoch in einem mehr als 1000 Seiten starken Dossier unter anderem dank der Zeugenaussagen ehemaliger Teamkollegen das Gegenteil beweisen können. Armstrong soll jahrelang gedopt haben, unter anderem mit EPO, Testosteron und Kortison, dafür habe die USADA entsprechende Beweise. Außerdem soll er andere Fahrer bei den Rennställen US Postal und Discovery Channel zum Dopen genötigt haben. Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur Usada sprach vom "ausgeklügeltsten, professionellsten und erfolgreichsten Dopingprogramm, das die Welt jemals gesehen hat."

Stürzt auch McQuaid?

Beim Rad-Weltverband dürfte die Nervosität steigen. Die UCI geriet unter ihrem damaligen Präsidenten Hein Verbruggen wegen einer Geldzuwendung unter Verdacht, eine auffällige Doping-Analyse Armstrongs von der Tour de Suisse 2001 nicht veröffentlicht zu haben. Es folgten mysteriöse Spenden von Armstrong an die UCI in Gesamthöhe von 125.000 Dollar (96.420,86 Euro). Den Grund für die großzügige Gabe konnte die UCI bis heute nicht schlüssig erklären.

Der irische UCI-Präsident Pat McQuaid könnte über Armstrongs Geständnis stürzen. McQuaid, der Armstrong wie auch einige Politiker jahrelang hofiert hatte, brach alle Brücken zu seinem Freund ab und erklärte Ende 2012: "Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport." Doch mittlerweile hat McQuaid seinen Sitz im Exekutiv-Komitee und im Gründungsrat der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verloren. Ihm könnte nun - wie seinem ehemaligen Intimus - die totale Demontage drohen, wenn Armstrong umfassend auspackt. Die Oppositionsgruppe "Change Cycling Now" hat als Alternativ-Präsidenten bereits den dreifachen Toursieger und Armstrong-Kritiker Greg LeMond ins Spiel gebracht.

(APA)

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