Superbowl als Bruderduell: Endspiel der Familie Harbaugh

(c) AP (Mark Humphrey Matt Slocum)
  • Drucken

John Harbaugh ist Cheftrainer der Baltimore Ravens, sein Bruder Jim betreut die San Francisco 49ers. Im Endspiel der National Football League am 3. Februar in New Orleans sind sie Gegner.

San Francisco/Wien. John und Jim Harbaugh teilen eine große Leidenschaft: Die beiden Brüder lieben Football über alles. Sie wuchsen in einer Sportfamilie auf, ihr Vater Jack war Headcoach an der Western Michigan und Western Kentucky University. Beide sind in seine Fußstapfen getreten und betreuen nun Klubs in der National Football League. John, 50, führt die Baltimore Ravens, und Jim, 49, arbeitet für die San Francisco 49ers.

Immer dann, wenn sich die Familie in Wisconsin trifft, drehen sich alle Gespräche natürlich um Football. Seit Sonntag jedoch sind alle Analysen, Ideen und Überlegungen vorerst verstummt. Auch die täglichen Anrufe bleiben vorerst aus. Denn erstmals in der Geschichte des American Football stehen sich mit John und Jim Harbaugh zwei Brüder als Cheftrainer im Superbowl, dem NFL-Endspiel, gegenüber. John Harbaugh führte Baltimore zum 28:13-Sieg über New England, sein um 15 Monate jüngerer Bruder Jim die 49ers zum 28:24-Erfolg über Atlanta. US-Medien tauften den am 3. Februar in New Orleans stattfindenden Superbowl XLVII in „Bro-Bowl“ oder „Har-Bowl“ um.

„Ich weiß nicht, ob wir jemals einen solch großen Traum hatten“, meinte John Harbaugh. Man habe in der Kindheit über vieles gesprochen und gestritten, auch gab es bei gröberen Uneinigkeiten Prügeleien. Aber der Superbowl? Nein. „Ich bin stolz auf meinen kleinen Bruder, sein Team spielt sehr gut Football, meines aber besser.“

Montana, Young – Kaepernick

In diesem Punkt hat er, der „persönlichen“ Statistik zufolge, einen Vorteil: Im November 2011 besiegten die Ravens den Klub seines Bruders deutlich mit 16:6. Amerika aber liebt Zahlenspiele im Sport, und daher sind die 49ers für die breite Masse eindeutig Favorit im Endspiel. Denn dabei wird Football-Nostalgie wach. Erstmals seit 18 Jahren steht der fünffache NFL-Champion wieder im Finale. Damals setzten Quarterback Steve Young (er löste NFL-Legende Joe Montana ab) und Receiver Jerry Rice die Glanzlichter. Und: Die 49ers haben noch nie ein NFL-Finale verloren . . .

Der Klub aus San Francisco musste jedoch einen wahren Kraftakt schaffen, um noch in den Superbowl einzuziehen. Die 49ers waren gegen die Atlanta Falcons bereits mit 0:17 ins Hintertreffen geraten, ehe das Wurf- und Passspiel von Quarterback Colin Kaepernick, der erst seine zweite NFL-Saison bestreitet, zu gewohnter Form und Präzision fand.

Auch auf Seiten der Ravens steht vor allem ein Spieler im Blickfeld: Ray Lewis. Der Abwehrspieler, 37, gilt seit 17 Jahren als „Respektperson“ auf dem Feld. Er bringt 113 Kilogramm auf die Waage, ist 1,90 Meter groß, und seine Reflexe sind weiterhin unnachahmlich. Mit dem 47. Superbowl geht seine Karriere zu Ende, er will sie mit dem zweiten Titel nach 2001 abschließen. Bruderduell hin, Nostalgie her.

Auf einen Blick

Die San Francisco 49ers und die Baltimore Ravens bestreiten am 3. Februar das Endspiel der National Football League (NFL). Der Superbowl findet heuer im Superdome von New Orleans statt.
Baltimore gewann den Titel zuletzt 2001, die 49ers erreichten erstmals seit 1994 wieder den Superbowl. Die Familie Harbaugh schreibt dabei NFL-Geschichte. Erstmals stehen sich mit Jim (49ers, 49) und John (Ravens, 50) zwei Brüder als Cheftrainer im Finale gegenüber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.