"Harbough Bowl" - ein Bruderduell um die NFL-Krone

Jim Harbough hebt ab
Jim Harbough hebt abEPA
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DieCheftrainer Jim und John Harbough bestreiten eine historische Premiere. Die sportliche Rivalität begleitet sie von Kindheitstagen an.

New Orleans. American-Football-Trainer gibt es viele. Dass sich am Sonntag (Nacht auf Montag, 0.30 Uhr MEZ/live Puls 4) in der Super Bowl ausgerechnet zwei Brüder duellieren, begeistert die USA seit diese Premiere feststeht. Jim Harbaugh und die San Francisco 49ers gegen John Harbaugh und die Baltimore Ravens - das Bruderduell ist das tragende Thema im Vorfeld des Showdowns in New Orleans, der längst "Harbough Bowl" (oder HarBowl) genannt wird.

John (50 Jahre) und sein 15 Monate jüngerer Bruder Jim (49) führen ihre Teams auf unterschiedliche Art und Weise. Was sie eint, ist der Erfolg - basierend auf einem Siegeswillen, der ihnen schon in früher Kindheit in Ohio eingeimpft worden ist. Vater Jack Harbaugh war selbst mehr als 40 Jahre als Trainer tätig, hauptsächlich im College-Bereich. Dazu kommen Mutter Jackie und die jüngere Schwester Joani.

Anekdoten und Familienfotos aus vergangenen Tagen sind in US-Medien derzeit fast omnipräsent. "Nehmt diesen Tag mit einem Enthusiasmus in Angriff, der der Menschheit noch unbekannt ist", hat Jack Harbaugh seinen Buben laut eigenen Angaben mit auf den Weg gegeben, wenn er sie bei der Schule abgesetzt hat. Dort wurde der impulsive Jim nicht nur einmal verwarnt, weil es in der Pause zu hart zur Sache ging.

Die Rivalität mit dem älteren Bruder bestand immer - ob um die Quarterback-Position in der High School oder darum, wer den Ball über einen höheren Baum werfen kann. Als Spieler blickt Jim auf die größere Karriere zurück, führte er die Indianapolis Colts doch 1996 als Quarterback beinahe in die Super Bowl. Ein Pass trennte ihn vom großen Traum, den er schon im zweiten Jahr als Cheftrainer in San Francisco nachgeholt hat.

Die Brüder sind darum bemüht, öffentlich ihr gutes Einvernehmen zu demonstrieren. Hin und wieder scheint die Fassade aber zu bröckeln. Kopfzerbrechen bereite es ihm keine, dass er im Spiel der Spiele seinem älteren Bruder gegenüberstehe, versicherte Jim. "Ich mache mir über viele Dinge Sorgen, aber ich habe noch nicht festgestellt, dass er irgendwelche hellseherischen Fähigkeiten besitzt", meinte der 49-Jährige.

Jim gilt als rastlos, als Rumpelstilzchen, vor dem auch Trainingsutensilien, Headsets oder die Unparteiischen nicht immer sicher sind. Dennoch schätzte er seinen schon länger im Trainergeschäft tätigen Bruder vor ihrem zweiten NFL-Duell - das erste hatten die Ravens im November 2011 mit 16:6 für sich entschieden - als den besseren Chefcoach ein.

"Er versucht nur, dass ich mich in Sicherheit wiege. So etwas habe ich schon früher gehört", entgegnete John mit einem Lächeln. Er wirkt ruhiger, sachlicher und analytischer als sein kleiner Bruder, dem schon immer alles zugeflogen ist. Jim wird als Shooting-Star der Szene gefeiert, dabei hat auch Baltimore unter John Harbaughs Führung zuletzt fünfmal in Serie die Play-offs erreicht und dort immer zumindest ein Spiel gewonnen.

Die Super Bowl bietet die Chance, aus des Bruders Schatten zu treten. Gefühlte 10.000 Journalisten-Fragen musste Vater Jack Harbaugh bereits über sich ergehen lassen, welchen Ausgang er sich wünsche - ohne Erfolg. "Ich bin sehr stolz auf alle beide", betonte der 73-Jährige. "Wir sind neutral", ergänzte seine Frau Jackie. "Ich möchte, dass es unentschieden ausgeht. Kann die NFL das machen?" Sie wird es nicht können. Auch der Verlierer von Super Bowl XLVII wird Harbaugh heißen.

(Schluss) haz/ef

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