Beachvolleyball: „Spielen nicht, um reich zu werden“

Doris und Stefanie Schwaiger
Doris und Stefanie Schwaiger(c) APA/EXPA/ Gert Steinthaler (EXPA/ Gert Steinthaler)
  • Drucken

Gleich zum Saisonauftakt erreichten Doris und Stefanie Schwaiger ihr erstes Grand-Slam-Finale. Mit neuem Trainer wollen die Schwestern weiter groß aufspielen.

Wien. Das Lächeln wird Doris Schwaiger-Robl und Stefanie Schwaiger wohl auch zum heute beginnenden Grand Slam im argentinischen Corrientes begleiten, im Gespräch mit der „Presse“ war den beiden Schwestern die Freude über den zweiten Platz in Shanghai jedenfalls noch ins Gesicht geschrieben.

Vor zwei Wochen standen die Waldviertlerinnen als erstes österreichisches Damenduo in einem Grand-Slam-Endspiel. Dass dieses nur 34 Minuten dauerte und mit 0:2 verloren ging, tut der Freude keinen Abbruch. „Ich ärgere mich sicher nicht über unser erstes Finale“, sagt Doris, mit 28 die eineinhalb Jahre ältere der beiden Schwestern. „Für uns überwiegt die positive Überraschung, überhaupt so weit gekommen zu sein.“ Denn hinter Österreichs derzeit bestem Damenduo liegt eine turbulente Vorbereitung.

Facebook rettet Trainercasting

Nach acht gemeinsamen Jahren stand der Abschied von Trainer Martin Olejnak fest, der Slowake wechselte zum polnischen Verband. Somit begann für die Olympiafünften von London die langwierige Suche nach einem Nachfolger, die erst sehr spät von Erfolg gekrönt war – und beinahe gescheitert wäre. Nach mehreren Probetrainings wurde den Waldviertlerinnen nämlich der Deutsche Dirk Severloh empfohlen, doch die ersten Versuche der Kontaktaufnahme misslangen. „Dirk kannte unsere Nummer nicht und hat nicht abgehoben“, erklärt Doris, „erst über Facebook hat es geklappt.“ Drei gemeinsame Trainingstage vor Ostern besiegelten dann die Zusammenarbeit.

So kurzfristig konnte Severloh allerdings nicht mit zum World-Tour-Auftakt nach China reisen, also vermittelte er Ko-Trainer Kersten Holthausen. „Offensichtlich ein voller Erfolg. Wir hatten zwar Kontakt, aber er konnte dort schalten und walten, weil ich wusste, dass er das gut hinbekommt“, sagt Severloh schmunzelnd. Die Schwestern schätzen vor allem die neu gewonnene Ruhe. „Die Gegner zeigen einem sowieso, was man falsch macht, da tut es wirklich gut, dass draußen nicht noch jemand steht, der es einem sagt.“ In Argentinien ist nun erstmals Severloh vor Ort dabei, seine Schützlinge sind auch als einzige österreichische Paarung fix für das Hauptfeld qualifiziert.

Die neue Taktik und den neuen Stil („schnell und mehr durch die Mitte“) setzte das Duo bereits in Fuzhou und Shanghai gut um, in der gemeinsamen Trainingswoche im Waldviertel wurde weiter an der Perfektionierung der Finessen und Details im Bewegungsablauf gearbeitet. „Nicht-Volleyballern würde das nicht auffallen, aber für uns sind das Riesensachen“, erklärt Doris in Hinblick auf die weitere Saison, die mit gleich drei Highlights aufwartet. Dem persönlichen Herzensturnier in Baden in der kommenden Woche folgt im Juli zunächst die WM in Polen und dann die Heim-EM in Klagenfurt.

Schwestern wie Tag und Nacht

Zeit zum Durchatmen bleibt da kaum noch, doch das ist für die Geschwister nach mittlerweile zehn Jahren längst Routine. Angesichts des engen Terminkalenders liegt das Studium der beiden derzeit auf Eis, das gute Verhältnis der Schwestern hat unter den vielen gemeinsamen Stunden in Flugzeugen, Hotels und auf dem Platz jedoch nicht gelitten. „Wir haben schon als Kinder viel gemeinsam gemacht, jetzt ist es ähnlich, nur dass wir oft im Ausland sind“, meint Doris. „Natürlich gibt es Reibereien. Wichtig ist nur, dass das nicht im Wettkampf passiert“, ergänzt Stefanie. Eigentlich seien sie nämlich sehr unterschiedliche Typen. „Salziges bzw. süßes Essen, Tag- bzw. Nachtmensch“, lautet die Kurzcharakterisierung.

Seit 2005 spielen die Schwestern auf der World Tour, die ausgelassenen Partys der Fans bei Turnieren bekommen sie aber nur am Rande mit. „Das ist unser Beruf. Der Fokus liegt voll auf dem Wettkampf, feiern am Vortag spielt es nicht“, erklärt Stefanie. Die lockere Atmosphäre aber genießen auch sie. „Es ist witzig, auf der Spielertribüne zu sitzen und zu sehen, was die Leute rundherum alles aufführen.“ Auch deshalb umfasst der Karriereplan vorläufig vier weitere Jahre, das große Ziel ist Olympia 2016. Finanziell ausgesorgt werden die Waldviertlerinnen aber auch danach nicht haben. „Es ist wie ein teures Hobby, das wir mithilfe unserer Sponsoren betreiben“, sagt Doris. „Aber wir spielen ja auch nicht, um reich zu werden.“ Sondern um Momente wie jenen in Shanghai zu erleben.

Auf einen Blick

DorisSchwaiger-Robl und Stefanie Schwaiger spielen seit 2005 auf der World Tour. Seit Ostern arbeiten sie mit dem deutschen Trainer Dirk Severloh zusammen. Vor zwei Wochen erreichten die Schwestern in Shanghai als erstes heimisches Damenduo ein Grand-Slam-Finale, verloren aber mit 0:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.