Segeln: Ausritt auf Wellen in der Auslage

Tanja Frank und Thomas Zajac
Tanja Frank und Thomas Zajac(C) Screenshot Facebook
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Erst im Vorjahr wechselten Tanja Frank und Thomas Zajac in den Nacra-17-Katamaran. Die Kieler Woche ist WM-Generalprobe und nächster Schritt Richtung Olympische Spiele 2016.

Wien. Über 1000 Kilometer und zehn Autostunden lagen am Montag vor Tanja Frank und Thomas Zajac. Das Segelduo machte sich auf die Reise nach Kiel, im Gepäck der fünf Meter lange und zehn Meter hohe Katamaran. Ihr Ziel war die deutsche Ostsee, bei der 119. Auflage der Kieler Woche, der größten Segelregatta der Welt, treten sie in der Nacra-17-Klasse an.

Bevor am Samstag für Zajac/Frank der Startschuss fällt, steht intensives Training auf dem Programm. Der fünfte internationale Bewerb ist nämlich zugleich die Generalprobe für die WM in Scheveningen Ende Juli. „Ein gutes Ergebnis wäre schön, aber es ist vor allem ein Testlauf mit dem neuen Mast“, erklärt Zajac im Gespräch mit der „Presse“. Die Formkurve jedenfalls stimmt, einem elften Platz beim Weltcupauftakt in Palma de Mallorca folgten zwei siebente Plätze und zuletzt der Sieg im Europacup am Gardasee. „Wir sind eigentlich ohne große Erwartungen in die Saison gegangen“, sagt Zajac. „Bis jetzt sind wir aber sehr konstant gefahren und haben uns keine Ausrutscher geleistet.“ Dabei begann die Saisonvorbereitung alles andere als optimal, im Februar zog sich Frank bei einem Segelunfall einen Handwurzelbruch zu.

Das große Ziel von Zajac/Frank heißt Olympia 2016 in Rio de Janeiro, in Brasilien steht erstmals die Klasse Nacra-17 auf dem Segelprogramm – als Mixed-Boot. Um doch noch im angestammten Katamaran um olympisches Edelmetall fahren zu können, einigte sich Zajac daher letzten Sommer mit seinem langjährigen 49er-Partner Thomas Czajka auf die Trennung. Nach zwölf gemeinsamen Jahren rittern die beiden Freunde nun als Konkurrenten um den Nacra-17-Startplatz für Rio.

Jugendliche Motivation

Während Czajka sich mit Sylvia Vogl eine erfahrene Kollegin ins Boot holte, setzte Zajac auf die Jugend. „Ich wollte jemand Frischen, mit Motivation und Biss“, erklärt der 27-Jährige. Frank kannte er aus seinen Zeiten als Jugendtrainer und wie es der Zufall wollte, hatte die 420er-Jugendweltmeisterin von 2011 ein Boot, aber keinen Mitfahrer. Die 20-Jährige wagte sodann gleich einen doppelten Umstieg. Zusätzlich zur neuen Klasse schlüpfte Frank erstmals in ihrer Segelkarriere in die Rolle der Vorschoterin. „Ein ganz neues Gefühl, ich habe quasi von vorn angefangen.“ Für Zajac liegt darin aber auch der große Vorteil. „Durch ihre Steuererfahrung kann sich Tanja in Situationen hineinversetzen und besser reflektieren“, sagt der Wiener, der die Entwicklung seiner jungen Teamkollegin mit Freude beobachtet. „Von Tag zu Tag ist ein Fortschritt zu sehen, das motiviert.“

Seit Dezember wird gemeinsam auf dem Boot trainiert, schon jetzt steht der Masterplan bis 2016. Er sieht für rund 250 Tage im Jahr je ein bis zwei Einheiten auf dem Wasser und in der Kraftkammer vor, Rücksicht auf einen verspäteten Sommer kennt er hingegen nicht. „Zuletzt haben wir in Holland bei sechs Grad und Hagel trainiert“, erzählt Frank.

Nach dem Training wird meist noch in Eigenregie am Material gefeilt, die Kosten dafür belaufen sich auf rund 100.000 Euro im Jahr. „Im Boot ist eben alles ein Verschleißteil“, erklärt Zajac. Trotz Unterstützung vom Verband und Team Rot-Weiß-Rot müssen der Heeressportler und die Studentin der Ernährungswissenschaften diese Summe allein mithilfe von Sponsoren stemmen. Für das kommende Jahr wird es noch einmal mehr, denn Trainingswochen in Rio und Miami erfordern wegen der langen Transportwege den Besitz von mehreren Booten.

Kein Platz für Plan B

Mit dem angestrebten Medal Race in Kiel am 26. Juni wollen sich Zajac/Frank für das heurige Jahr aus dem Europacup verabschieden. Nach dem Sommer mit WM und EM setzt das Duo nämlich auf Trainingswochen in Santander. An der nordspanischen Küste werden im September nächsten Jahres nicht nur WM-Medaillen, sondern auch erste Olympiatickets vergeben. Die zweite Qualifikationschance bietet sich dann bei der WM 2015.

Für Zajac/Frank steht außer Zweifel, dass sie sich spätestens in der internen Ausscheidung um den Quotenplatz für Rio durchsetzen werden, einen Plan B inkludiert ihre Kampagne daher nicht. „Wir sind überzeugt, es zu schaffen. Unser Fokus liegt zu 100 Prozent auf Rio.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2013)

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