Schwimmen: Round Table soll Jukić-Konflikt lösen

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Schwimmen Round Table soll(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Der Streit zwischen Dinko Jukić und dem Verband eskaliert. Minister Gerald Klug fordert rasch Klarheit: "Diese Optik ist besorgniserregend."

Wien. Dinko Jukić weilt in Amerika und lieferte trotzdem die Schlagzeilen während der Schwimm-WM in Barcelona. Der Konflikt zwischen dem 22-jährigen Olympiavierten und dem Verband beschäftigt nach dessen Sperre (Insultierung eines Funktionärs, Anm.) seit nunmehr einem Jahr Anwälte und Gerichte. Doch mit der WM kam erneut Bewegung ins Spiel, und zwar an gleich mehreren Fronten.

Eine parlamentarische Anfrage von Stefan Petzner (BZÖ) zu möglichen Malversationen des Verbandes und die angebliche kriminelle Vergangenheit eines Funktionärs ließen aufhorchen. Debatten über nicht akkreditierte Trainer folgten, die in einem Streit endeten, weil die Ehefrau des OSV-Präsidenten Christian Meidlinger mit einem offiziellen Ausweis in Barcelona zu sehen war. In einem Interview mit der Onlineplattform laola1.at äußerte sich Jukić abfällig über Verband, Funktionäre, Meidlingers Sohn und rechnete mit Kollegen ab. Er sagte: „Alle sind heil zurückgekehrt, niemand ist abgesoffen.“

Die Reaktionen folgten schnell. Schwimmer wie Jakub Maly oder Lisa Zaiser prangerten dieses Verhalten an. Es sei unsportlich, sie fühlen sich gekränkt. Rechtliche Schritte behält sich die Familie Meidlinger vor. Der Präsident legte Jukić jedenfalls bereits mittels einer offiziellen Aussendung den Austritt nahe.

Die Andeutung des SPÖ-Politikers und Gewerkschafters, dass Jukić erneut ein Problem mit der Nationalen Antidopingagentur habe, ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten. Laut APA-Informationen habe er nur eine Kontrolle versäumt. Erst ab drei solcher Versäumnisse drohen Konsequenzen.

Rücktritt, aber Bestätigung fehlt

Die Anfeindungen verdeutlichen jedoch, wie tief der Graben zwischen beiden Fronten geworden ist. Eine Lösung scheint ohne „unabhängigen Moderator“ unmöglich. Beide Seiten suchten Kontakt zu ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Der Sportmanager, Funktionär und Koordinator des 20 Millionen Euro umfassenden Förderprojekts für Olympia 2016 soll dieses Scharmützel beenden. „Für Ende September wurde ein Round-Table-Termin fixiert“, bestätigt Stefan Illek, Schröcksnadels Sprecher.

Aber warum gerade Schröcksnadel? „Ich habe ihn gebeten, sich in dieser Angelegenheit als Fachmann einzubringen“, erklärt der für den Sport zuständige Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) auf „Presse“-Anfrage. „Ich habe versucht auszuloten, wie und ob eine Lösung möglich ist, kann mich aber nicht in Verbandsinterna einmischen. Ich erwarte, dass beide Seiten so rasch wie möglich ihren Fokus wieder auf sportliche Belange richten. Diese Optik ist besorgniserregend.“

Ob aber tatsächlich alle Streitparteien zu diesem Termin erscheinen werden, ist seit Samstagnacht ungewiss. Christian Meidlinger soll, laut Austria-Presse-Agentur, nach nur zehn Monaten Amtszeit zurückgetreten sein. Kurios ist, dass im OSV am Schlusstag der WM in Barcelona niemand eine Antwort darauf hatte. Meidlinger ist geschäftlich nach Brasilien gereist. Er war nicht erreichbar.

Dem Schwimmverband, dem einstigen Aushängeschild des österreichischen Sports, stehen nach der WM in Barcelona, die der Brasilianer Cesar Cielo Filho als Champion über 50 Meter Kraul und Delfin, Chad le Clos (SA) mit zwei und Missy Franklin (USA) gar mit fünf Goldmedaillen dominierten, jedoch – mit oder ohne Meidlinger – große Aufgaben bevor.

Viele offene „Baustellen“

Für 6. September ist ein außerordentlicher Verbandstag angesetzt. Da sollen Statuten bereinigt, der Einspruch des SC Austria gegen seinen Ausschluss behandelt und der Finanzreferent verabschiedet werden. Auch muss, so Meidlingers Rücktritt bestätigt wird, ein Nachfolger bestimmt werden. Es ist zu erwarten, dass die Mitglieder zudem weitere Konsequenzen fordern. Es wird immer wahrscheinlicher, dass Dinko Jukić nie wieder für Österreich schwimmen wird.

Ein OSV-Funktionär wähnt sich jetzt schon „in einem schlechten Film“. Er sagt, die Turbulenzen der vergangenen Tage hätten dem Schwimmsport immensen Schaden zugefügt. Nur mit allergrößtem Geschick, erneuten Briefen und Telefonaten soll der Absprung eines langjährigen Sponsors verhindert worden sein.

Zurück bleiben „Baustellen“, die vom Stadthallenbad bis in den Verband reichen, zwei Talente reagieren darauf. Schwimmer Jakub Maly wird in Minnesota trainieren, Wasserspringer Constantin Blaha, WM-Neunter vom Drei-Meter-Brett, in Arizona. Von Wien und den Problemen will er nichts wissen. Er sagt: „Das einzig Positive am Zielspringen in Wien zwischen den Badegästen war, dass man mentale Härte entwickelte.“

Auf einen Blick

Dinko Jukić liegt weiterhin mit dem OSV-Schwimmverband wegen seiner Sperre im Clinch. Der 22-Jährige verzichtete, trotz der erwirkten einstweiligen Verfügung, auf die WM in Barcelona.
Sportminister Gerald Klug
fordert eine rasche Lösung, als Vermittler soll Peter Schröcksnadel agieren. Ein Round-Table-Termin wurde für September fixiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2013)

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