Rekorde reichen Bolt nicht: "Ich will zur Legende werden"

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Superstar Usain Bolt schaffte bei der WM in Moskau das Triple, der Jamaikaner ist der erfolgreichste WM-Starter aller Zeiten.

Moskau/Wien. Am Ende, so könnte man meinen, war wieder alles gut. Das Finalwochenende bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft hatte es in sich, die Zuschauer, die in Massen ins Stadion kamen, wurden förmlich mitgerissen. Auch die Russen hatten einiges zu feiern, heimische Erfolge ohne Nebengeräusche sind eben unersetzbar. Während Jelena Isinbajewa, die Stabhochsprung-Expertin, auch mit politisch brisanten Äußerungen für Aufsehen gesorgt hat, glänzten andere nur mit Bestleistungen. Im Hochsprung der Damen etwa siegte Swetlana Schkolina, die Damen-Staffel bekam von den Rängen derart Rückenwind, dass sie über die 4 x 400 Meter zu Gold lief, Bronze im Speerwurf der Herren soll auch nicht unerwähnt bleiben.

Lokalmatadore sind auch in Moskau schön und gut. Aber dann gibt es eben noch Usain Bolt. Er ist eine Naturgewalt, ein Einzigartiger, ein Entertainer, jetzt schon eine Allzeitgröße. Der fast 27-jährige Superstar aus Jamaika darf sich seit dem gestrigen Sonntag auch erfolgreichster Leichtathlet in der Weltmeisterschaftsgeschichte nennen. Er siegte in Moskau nicht nur über die 100 Meter und über die 200 Meter, sondern triumphierte ebenso mit der Staffel über die 4 x 100 Meter. Ein Double ist ihm längst zu wenig, es muss schon ein Triple sein. Die Bestmarke von Carl Lewis ist Geschichte, den Usain Bolt hat nun in seiner Trophäen-Sammlung insgesamt acht WM-Goldmedaillen, dazu kommen zwei in Silber.

Bolt ist kein Freund von Carl Lewis, das wird seine Gründe haben. In Moskau wollte er auf den US-Amerikaner (neun Olympiasiege) gar nicht näher eingehen. „Mein Hauptziel ist es, aus mir eine Legende zu machen“, sagt der Jamaikaner. „Das ist mir im Vorjahr in London schon gelungen. Ich will 2016 in Rio de Janeiro schaffen, was niemandem zuvor gelungen ist: noch einmal Olympiasieger über 100 und 200 Meter werden!“

Bolt siegt und siegt, es muss ja nicht immer gleich ein Weltrekord sein. Er teilt sich seine Kräfte ein, wenn es die Konkurrenz erlaubt. Wie über die 200 m (19,66 Sekunden). „Es geht nur darum, zu gewinnen“, sagt er. „Die 100 m sind für die Fans und für die Show. Aber die 200 Meter, die liebe ich. Jeder weiß das. Und es bedeutet mir sehr viel, diesen Titel erfolgreich verteidigt zu haben.“ Vor lauter Freude wurde daraufhin Reggae getanzt. Gemeinsam mit Warren Weir, den er zu einer persönlichen Bestleistung (19,79) gezogen hat. Und für Usain Bolt, der das Charisma eines Popstars hat, reichte es auch so zu einer Jahresweltbestzeit. Die anderen Finalteilnehmer – Staffage.

Der Superstar von Moskau denkt also schon an Olympia 2016. „Das Wichtigste“, sagt er, „ist gesund zu bleiben.“ Satt ist er immer noch nicht. „Ich will Goldmedaillen gewinnen!“ Eine Drohung an alle anderen. „Den Hattrick bei Olympia hat noch niemand geschafft.“ Aber ihm, von den Eltern Jennifer und Wellesley angefeuert, ist das ohne weiteres zuzutrauen. Er wird auch in den kommenden Jahren die Zuschauer in seinen Bann ziehen. Und den Leuten das zeigen, was sie sehen wollen.

Auch bei den Damen-Sprintbewerben hat Jamaika klar den Ton angegeben. Shelly-Ann Fraser-Pryce, 26, nur 1,60 Meter groß, gewann ebenso das Triple.

Herren: 4 x 100 m: 1. Jamaika 37,36 2. USA 37,66 3. Großbritannien 37,80.

1.500 m: 1. Kiprop (KEN) 3:36,28 Min. 2. Centrowitz (USA) 3:36,78 3. Cronje (RSA) 3:36,83

Dreisprung: 1. Tamgho (FRA) 18,04 m (JWBL) 2. Pablo Pichardo (CUB) 17,68 3. Claye (USA) 17,52

200 m: 1. Bolt (JAM) 19,66 Sek. (JWBZ) 2. Weir (JAM) 19,79 3. Mitchell (USA) 20,04

Speerwurf: 1. Vesely (CZE) 87,17 m 2. Pitkämäki (FIN) 87,07 3. Tarabin (RUS) 86,23

Damen: 800 m: 1. Jepkoech Sum (KEN) 1:57,38 Min. 2. Sawinowa (RUS) 1:57,80 3. Martinez (USA) 1:57,91

5.000 m: 1. Defar (ETH) 14:50,19 Min. 2. Cherono (KEN) 14:51,22 3. Ayana (ETH) 14:51,33

4 x 400 m: 1. Russland (Guschtschina, Firowa, Ryschowa, Kriwoschapka) 3:20,19 Min. (JWBZ) 2. USA (Beard, Hastings, Spencer, McCorory) 3:20,41 3. Großbritannien (Child, Cox, Adeoye, Ohuruogu) 3:22,61

100 m Hürden: 1. Rollins (USA) 12,44 Sek. 2. Pearson (AUS) 12,50 3. Porter (GBR) 12,55

Hochsprung: 1. Schkolina (RUS) 2,03 m 2. Barrett (USA) 2,00 3. Beitia (ESP) und Tschitscherowa (RUS) je 1,97

Speerwurf: 1. Obergföll (GER) 69,05 m 2. Mickle (AUS) 66,60 3. Abakumowa (RUS) 65,09

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.www.iaaf.org

Auf einen Blick

Usain Bolt war der Superstar der WM in Moskau. Der Jamaikaner gewann nach Gold über die 100 und 200 Meter auch mit der 4 x 100 Meter-Staffel. Der Ausnahmeathlet hält nun bei insgesamt acht WM-Goldmedaillen und zweimal Silber, löste damit Carl Lewis als erfolgreichsten Läufer in der 30-jährigen WM-Geschichte ab.

Der 26-Jährige ist obendrein sechsfacher Olympiasieger; je dreimal Gold in Peking 2008 und London 2012. „Mein oberstes Ziel ist Olympia in Rio 2016. Denn niemand hat bisher den Hattrick bei Olympia geschafft.“

Bei der Abschlusspressekonferenz des Leichtathletik-Weltverbandes und WM-Organisationskomitees hat sich Russlands Sportminister Witali Mutko zu Wort gemeldet. Er versicherte, dass den Teilnehmern an den Olympischen Spielen in Sotschi keinerlei Einschränkung durch das Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda drohe. „Das ist ein erfundenes Problem.“ Es gehe darum, die Jugend zu schützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2013)

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