Auf der Überholspur Vettel, „eine Legende“

Formel 1. Motorsportchef Marko und Designer Newey loben Vettel über den Klee, Teamarbeit als Bestätigung.

Fuschl/Graz. Die Arbeit von Helmut Marko hat sich wieder einmal bezahlt gemacht. Der Steirer, 70, Ex-Rennfahrer, Geschäftsmann und Hotelier in Graz, ist der engste Vertraute von Dietrich Mateschitz, wenn es um Motorsport geht. Marko hält nicht nur in Red Bulls konzerneigener Nachwuchsakademie – aus der einst auch Sebastian Vettel hervorgegangen ist – Ausschau nach neuen Talenten, sondern beobachtet auch die Entwicklungen im aktuellen Formel-1-Team stets pingelig genau. Er telefoniert täglich mehrmals mit Teamchef Christian Horner, um über ausnahmslos alle Entwicklungen Bescheid zu wissen.

Diese Professionalität sorgte letztlich auch dafür, dass aus dem einstigen, vor allem für ausschweifende Partys bekannten Rennstall (Einstieg 2004 mit der Übernahme des Jaguar-Rennstalls) nicht nur das Weltmeisterteam geworden ist, sondern es diesen Status nun zum vierten Mal in Serie behaupten konnte. Seit Vettel 2009 von Toro Rosso zu Red Bull wechselte, zeigte die Erfolgskurve unaufhaltsam nach oben. Jährliche Investitionen von weit über 200 Millionen Euro werden nicht nur mit Werbewerten und Marketingzwecken gerechtfertigt, sondern auch mit Ergebnissen und Erfolgen belegt.

Nr. eins in der Boxengasse

Neben dem vierten Titel für Vettel hat Red Bull in Indien auch den vierten Konstrukteurstitel in Folge eingefahren. Der prestigeträchtige Pokal, der die beste Position in der Boxengasse und über 25 Millionen Euro aus Ecclestones Prämienkassa sichert, bleibt im Teamhauptquartier in Milton Keynes, England.

Die Trophäe ist auch für Designer Adrian Newey von großer Bedeutung, 18 Weltmeister konnte er schon dank seines Aerodynamikwissens und seines Geschicks in Bau und Planung der Rennautos feiern. Ohne die Ideen des 54-Jährigen wäre diese Titelflut kaum möglich. Auch für das Auto 2014, mit dem neuen V6-Turbomotor, wird der Brite das Chassis entwerfen. Aber Vettel habe ihm in dieser Saison enorm imponiert. Er sagt: „Um eine Legende zu werden, musst du zwei oder mehr Weltmeisterschaften gewonnen haben, das hat er bereits abgehakt“, sagte Newey dem „Guardian“. „Dann geht es, denke ich, um die Art, wie man die Dinge angeht. Er ist topprofessionell.“

Red Bull Racing ist eine eingetragene Firma britischen Rechts, versteht sich aber auch als rot-weiß-rote Equipe. „In keiner anderen Sportart wird die Bundeshymne vor einem größeren Publikum gespielt“, sagt Motorsportchef Marko stolz. Außerdem werde sie im Gegensatz zu Fußball oder anderen Mannschaftssportarten mit Erfolg assoziiert – und das fast jedes zweite Wochenende.

In Milton Keynes sind 550 Mitarbeiter beschäftigt. Auch der Großteil des Personals, von der Entwicklungsabteilung über die Ingenieure bis hin zu den Mechanikern, kommt von der Insel.

Marko war hellauf begeistert, stolz trug er ein eigenes WM-Shirt und eine WM-Kappe und da Mateschitz nicht vor Ort dabei war, musste der Steirer die Erfolgsfahrt kommentieren. Er vergaß dabei keinen einzigen Mitarbeiter: „Die Erleichterung, als Vettel über die Ziellinie gefahren ist, war unglaublich. Er ist der schnellste, kompletteste Fahrer. Er hat sich das mit harter Arbeit erkämpft. Er ist ein Ausnahmetalent. Genauso wie Vettel ein Ausnahmearbeiter ist, ist es auch das gesamte Team. Jedes Teil, jeder Mitarbeiter würde für sich allein nicht funktionieren.“ (ag/fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2013)

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