Handball: Abschied als große Zukunftschance

DENMARK HANDBALL EUROPEAN CHAMPIONSHIPS 2014
DENMARK HANDBALL EUROPEAN CHAMPIONSHIPS 2014APA/EPA/CLAUS FISKER
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Österreich will die EM in Dänemark mit einem Sieg gegen Ungarn beenden. Viktor Szilágyi spielt mit gemischten Gefühlen – seine Familie hat ungarische Wurzeln.

Herning. Österreichs Auftritt bei der Handball-EM in Dänemark nähert sich dem Ende: mit dem letzten Spiel in der Hauptrunde – die ÖHB-Auswahl trifft heute in Herning auf Ungarn (18.05h, ORF Sport plus, live). Nach dem ernüchternden 27:33 gegen Island und dem knapp vergebenen Punkt beim 27:28 gegen Weltmeister Spanien soll der erste Punktgewinn in einer EM-Hauptrunde als bleibende Erinnerung und Motivation für kommende Aufgaben mitgenommen werden. „Es ist extrem wichtig, wie wir hier auseinandergehen“, sagt Kapitän Viktor Szilágyi.

Ob Österreich keinen Bonus bei den Schiedsrichtern hatte, die ewig gleichen Fehler in Form unnötiger Zeitstrafen, das plötzliche Ausbleiben von Toren über Flügelspieler Robert Weber oder schlichtweg schwache Fangquoten von Torhüter Nikola Marinovic den Ausschlag gaben, dass Österreich in der Hauptrunde nicht reüssieren konnte, bleibt dahingestellt. Das Erreichen der Top zwölf Europas allein ist ein wichtiger Schritt, diesen Erfolg kann sich Teamchef Patrekur Jóhannesson zu Recht an die Brust heften. Dass die HLA-Liga und alle Legionäre nun in der Alltagsarbeit Tempo, Übersicht und Spielverständnis intensivieren müssen, musste der Isländer nicht betonen. Österreich winkt im Play-off für die WM 2015 in Katar ein vermeintlich leichteres Los – es ist die nächste, große Chance.

Wenn der Gegner gratuliert

Die Zufriedenheit, nach der Island-Partie vorerst die richtige Antwort gegeben zu haben, war den Teamspielern anzumerken – ein Sieg oder Punkt hätte für klarere Verhältnisse gesorgt. „Ich hasse nichts mehr als Spiele, nach denen dir der Sieger gratuliert“, sagt Szilagyi. Für den in Budapest geborenen Regisseur, der in der zweiten Hälfte gegen die Spanier wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat, wird es aufgrund seiner Herkunft heute eine durchaus besondere Partie. Aber für Emotionen könne man sich bei Niederlagen nichts kaufen, bremst er alle Erwartungen. Auch dieses Spiel ist äußerst heikel, denn Ungarn ist eine Handballnation.

Szilágyi, der mit diversen Klubs fünf Mal den Europacup gewann, darunter der Triumph mit Kiel in der Champions League 2007, war 1985 als Sechsjähriger nach Österreich gekommen. Sein Vater Istvan heuerte als Spielertrainer bei St.Pölten an, trat später als Trainer auf und hat großen Anteil am Karriereweg des Sohnes. „Das sind die Partien, die ich mir eigentlich nicht wünsche“, gestand Szilágyi, der nun beim Bergischen HC spielt und noch nicht entschieden hat, wie und ob es mit seiner Teamkarriere weitergehen wird. Aber, als 35-Jähriger mache man sich schön langsam Gedanken über den Abschied. Vielleicht ist die WM ein überzeugendes Argument – für den passenden Augenblick des Abgangs.

Ungarn hat noch Chancen auf das Weiterkommen, wird daher bis zur letzten Sekunde angreifen. Szilágyi: „Eine starke Truppe mit einem guten Spielmacher. Wir müssen mit derselben Einstellung wie gegen Spanien hineingehen. Ich wünsche mir, dass wir mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2014)

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