Défago gewann das „Super-G-Gemetzel“

Ski alpin. Der Schweizer Altmeister Didier Défago entschied in Kitzbühel das verkürzte Rennen vor Bode Miller für sich. Der Kärntner Max Franz wurde zeitgleich mit Aksel Lund Svindal Dritter. Das Olympiateam nimmt Formen an.

Es wurde eine Angelegenheit für die ganz großen Routiniers im Weltcup-Zirkus. Heftiger Schneefall zwang die Veranstalter in Kitzbühel noch einmal zum Improvisieren, der Start des Super G musste in die Mittagsstunden verlegt werden, der Start etwas hinunter in Nähe der Seidlalm versetzt werden. Wieder kamen tausende Skifans zur Streif, die Hoffnung auf einen weiteren Erfolg der Österreicher erfüllte sich jedoch nicht. Und Hannes Reichelt, der den Abfahrtsklassiker für sich entschieden hat, erwischte nicht seinen besten Tag, das Double in der Gamsstadt war für den Salzburger außer Reichweite. Nur Hermann Maier, Stephan Eberharter und Didier Cuche haben dieses Kunststück geschafft.

Hannes Reichelt hat schon in den Morgenstunden prophezeit, dass der Super G, der über die Hausberg-Umfahrung gesteckt wurde, ein „Gemetzel“ werden würde. Ein Hundertstelrennen, das keinen Fehler verzeihen würde. Das Rennen machten dann die echten Speed-Spezialisten unter sich aus. Mit einem Sieger, den kaum jemand auf der Rechnung hatte. Didier Defago nämlich lieferte die Überraschung, der Olympiasieger meldete sich wenige Wochen vor den Sotschi-Entscheidungen eindrucksvoll als Siegläufer zurück. „Weil ich diese Piste liebe“, meinte der Schweizer aus Morgins. Der 36-Jährige drehte in der Gamsstadt das Rad der Zeit zurück, er hatte im Jahr 2009 den Hahnenkamm-Klassiker gewonnen. Und eine Woche davor auf dem Lauberhorn. Auch in Gröden und Bormio ist er schon ganz oben gestanden.

Karriere verlängern?

Defago ist ein Spezialist für ganz besondere Rennen. „Die Form stimmt“, sagt er lapidar. „Und mein Material war auch super, ich brauchte nur sauber zu fahren.“ So einfach klingt das aus dem Mund eines Siegers. „Man darf die Arbeit der Serviceleute nicht unterschätzen. Vor allem in so einer Woche. Einmal warm, dann wieder kälter, dann weich, dann Neuschnee.“ Aus dem Konzept hat ihn das alles nicht gebracht. Jetzt denkt Defago vielleicht sogar daran, noch eine Saison anzuhängen. „Das Gefühl ist gut. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich meine Karriere beende. Warten wir einmal Olympia ab...“

Der Schweizer Altmeister, der sich nach seinem Olympiasieg 2010 das Kreuzband gerissen hatte, hat gelernt, mit Siegen und Niederlagen distanziert umzugehen. Emotionaler ist da schon Bode Miller. Der US-Amerikaner, der sich noch am Samstag maßlos darüber geärgert hatte, den Streif-Sieg verpasst zu haben, nahm Rang zwei im Super G gelassen. Um fünf Hundertstel hatte ihn Defago abgefangen. „Kein Problem“, so Miller. „Dafür bin ich diesmal mit meiner Leistung zufrieden. Und darum geht es. Ich bin sauber und aggressiv gefahren.“ Der 36-Jährige gilt jedenfalls auch in Sotschi als heißer Medaillenkandidat.

Aksel Lund Svindal, im Super G ein Gigant, war der Dritte im Bunde der Routiniers. „Wieder ein Podestplatz – da muss man zufrieden sein“, meinte der Norweger.

Bei der Siegerehrung wurde es dann ein bisschen eng, denn mit dem Kärntner Max Franz standen insgesamt vier Mann auf dem Treppchen. Er grinste übers ganze Gesicht. „Du musst bei so einem verkürzten Super-G Risiko nehmen, voll angreifen, darfst nicht nachlassen. Da ist natürlich die Gefahr, dass du zu viel gibst. Es war ein bisschen über dem Limit bei mir. Aber in Kitzbühel auf dem Stockerl zu stehen, ist was richtig Geiles.“ Zufrieden auch Otmar Striedinger mit Platz 6, Markus Dürager wurde trotz hoher Startnummer (55) noch Zehnter.

AUF EINEN BLICK

Der Schweizer Didier Défago gewann am Sonntag den verkürzten Super-G in Kitzbühel. Der Abfahrtsolympiasieger von Vancouver 2010 setzte sich im Hundertstelkrimi hauchdünn mit 0,05 Sekunden vor dem US-Amerikaner Bode Miller und 0,15 vor den Ex-Aequo-Dritten Max Franz und Aksel Lund Svindal (NOR) durch. Es war der fünfte Weltcupsieg des Eidgenossen, 36. „Diese Piste liebt mich, die Form stimmt. Ich wusste, dass ich einen fehlerfreien Lauf erwischen muss.“

Bayern-Legionär David Alaba war am Sonntag einer der vielen VIP-Gäste in Kitzbühel. Der Bayern-Spieler, der nach dem 2:0-Sieg gegen Gladbach mit Mario Götze in die Gamsstadt gefahren war und einen freien Tag genoss, schloss aber kategorisch aus, einmal über die Streif zu fahren. Seine Rolle auf der Tribüne sei ausreichend, meinte der 21-Jährige, und setzte nach: „Ich glaube, ich würde mir in die Hose machen. Ich habe höchsten Respekt vor diesen Sportlern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2014)

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