„Aufstehen, zurückkommen und besser machen“

Tennis. Nach der 1:4-Niederlage im Daviscup gegen die Slowakei folgt der Ruf nach Veränderung. ÖTV-Präsident Leitgeb stellt sich vor die Mannschaft und spricht von einem „Lernprozess“. Kapitän Clemens Trimmel ist enttäuscht.

Bratislava. Österreichs Daviscup-Team bleibt auch 2015 die große Bühne in der Weltgruppe verwehrt. Erstmals seit über zehn Jahren muss die rot-weiß-rote Equipe ein zweites Jahr in Folge in der Europa-Afrika-Zone verbringen. Die vorzeitige Niederlage in der Slowakei vor dem Schlusstag kam in dieser Form überraschend. Die restlichen Spiele am Sonntag waren danach nicht weiter von Belang.

Ohne den rekonvaleszenten Jürgen Melzer kam dieser Daviscup für den aufstrebenden Dominic Thiem als Leistungsträger eindeutig zu früh. Nun muss von 12. bis 14. September in Lettland ein Sieg her, oder im Falle einer weiteren Niederlage spätestens von 24. bis 26. Oktober, voraussichtlich gegen Schweden oder Rumänien.

„Jedes Team hat seine Zeit“

Doch so weit möchte im ÖTV verständlicherweise niemand denken. Unter Präsident Ronald Leitgeb, der mit dem Viertelfinale 2012 in Spanien erstmals in diesem Amt tätig war, gab es nun in Spanien (1:4), in Kasachstan (1:3), in den Niederlanden (0:5) und nun in der Slowakei (1:4) vier ernüchternde Niederlagen en suite – allesamt auswärts.

„Das Team hat schon ganz anders ausgeschaut diesmal. Im Großen und Ganzen merkt man, dass die Jungen nachdrücken und ihre Chance bekommen müssen“, sagte Leitgeb. Dabei muss ihm aber die Erinnerung an die große Vergangenheit mit Muster, Skoff und Antonitsch in gewisser Weise durch den Kopf gegeistert sein. Es liegen Welten zwischen den Spielen und Spielern von heute und einst. Leitgeb sagt: „Daviscup ist halt ein bisserl was anderes als Turniere spielen, noch dazu auswärts. Das ist sicher ein Lernprozess.“ Das junge Team müsse eben zusammenwachsen. Und der Vergleich? „Jedes Team hat seine Zeit.“

Paternoster im Weltsport

Für die nähere Zukunft, sprich den Auswärtsländerkampf in Lettland, sieht Leitgeb aber Land in Sicht. „Wenn man überlegt, Dominic hat sich vom letzten Daviscup bis heute in seinem Ranking fast halbiert, und im Herbst haben wir hoffentlich auch den Jürgen wieder voll fit zur Verfügung. Dann schaut unser Team gleich wieder viel stärker und ganz anders aus.“

Die Enttäuschung war natürlich auch bei Kapitän Clemens Trimmel nach seinem fünften Daviscup in dieser Funktion (Premiere 3:2 über Russland, 2012) groß. „Das muss man alles erst einmal schlucken“, sagte der Wiener, gab aber zu bedenken, dass man in den letzten Jahren „privilegiert“ gewesen sei, in der Weltsportart Tennis eine Pendelnation zu sein. „Wir waren vor zwei Jahren im Viertelfinale, jetzt sind wir weiter unten. Fakt ist, da spielen die 16 besten Nationen der Welt.“

Man müsse sich nur anschauen, welche Nationen im Play-off warten würden mit den USA, Spanien oder Argentinien. „Wir werden aufstehen, zurückkommen und schauen, was wir besser machen können. Jetzt ist das Ziel, Lettland zu schlagen“, versprach Trimmel. „Die Spieler sind motiviert, weil das das große Kino, die große Bühne ist. Aber jetzt gilt es, kleinere Brötchen zu backen, da müssen wir durch.“

Jürgen Melzer versicherte, seine Daviscup-Karriere aufgrund dieser Niederlage keineswegs zu beenden. „Das stand nie zur Debatte“, versicherte Melzer.


Sonntagsergebnisse: Gombos – Haider-Maurer 6:7, 5:7, Lacko – G. Melzer 4:6, 6:4, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2014)

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