31. Wien-Marathon: Für Sightseeing bleibt wieder einmal keine Zeit

Marathon, Wien
Marathon, Wien(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
  • Drucken

Der Kenianer Sugut ist Favorit, der Äthiopier Feleke könnte am Sonntag überraschen – der Streckenrekord soll jedenfalls fallen.

Wien. In Wien, sagt der Kenianer Henry Sugut, fühle er sich einfach wohl. Er kenne die Stadt, liebe die vielen historischen Gebäude, die unzähligen Bäume. Die sehe er immer, wenn er das Hotel verlasse und laufen gehe. Für Sightseeing bleibt ihm aber keine Zeit, er hat in Wahrheit auch ganz andere Interessen. Der 28-Jährige ist erneut einer der Topfavoriten beim Vienna City Marathon, der am Sonntag (Start 8.59 Uhr, ORF1) seine 31. Auflage erleben wird. Und Sugut, der diesen Klassiker bereits dreimal gewinnen konnte, schickt sich nun an, zum vierten Mal den Siegerscheck über 15.000 Euro auf dem Heldenplatz in Empfang zu nehmen. Er sei in Topform, sagt er in gebrochenem Englisch. Sein größter Vorteil, die perfekte Ortskenntnis, ist aber unbestritten.

Sugut ist einer der Schützlinge von Jos Hermens „Global Sports Communication“-Agentur. Der Niederländer kümmert sich um Leichtathletiklegenden wie Haile Gebrselassie oder Kenenisa Bekele, und im Trainingslager in Kaptagat, Kenia, war in den vergangenen Jahren auch Olympiasieger Stephen Kiprotich öfter zu sehen. Der dreifache Wien-Sieger erfüllt dabei auch die gängigen Klischees, etwa mit den täglichen Laufwegen zur Schule, seiner Arbeit als Farmer oder dem Traum von der großen Karriere auf der Tartanbahn. Doch er sei früh zu der Erkenntnis gelangt, sagt Sugut, dass er sein Glück auf der Straße suchen müsse. „Über 5000 oder 10.000 Meter waren andere eindeutig schneller als ich.“

Grundstücke, Häuser, Rekord

Im Marathon sah er jedenfalls die besten Chancen, Siege zu feiern und Geld zu verdienen – er sei zweifacher Familienvater und wolle den Kindern ein „besseres Leben bieten“. Dafür kauft Sugut in seiner Heimat Grundstücke und vermietet Wohnhäuser, sein eigentlicher Beruf ist aber Profi-Leichtathlet. 2012 stellte er den aktuellen Streckenrekord in 2:06:58-Stunden auf und schenkt man den Aussagen diverser Manager Glauben, will Henry Sugut am Sonntag erneut alles daran setzen, die Bestzeit zu unterbieten und die dafür (eigens versicherte) Prämie einzustreifen. Im Gegensatz zum Vorjahr werde er aber einen Fehler nicht mehr begehen: Damals hatte er alle Verfolger in Wahrheit schon kurz nach dem Start, am Ende der Reichsbrücke, stehen gelassen. Dieser Sprint kostete zu viel Kraft.

Mit dreizehn Athleten im insgesamt knapp 42.000 Läufer zählenden Starterfeld (9500 im Marathon) mit Bestzeiten unter 2:10-Stunden ist die Ausrichtung der Organisatoren klar, es soll tunlichst ein schnelles Rennen werden und mit Rekorden entsprechend geschmückt werden. Um diesem Vorhaben zusätzlichen Antrieb zu geben, wurde von Athletenkoordinator Mark Milde auch noch der Äthiopier Getu Feleke engagiert. Der 27-Jährige hat eine Bestzeit von 2:04:50-Stunden zu Buche stehen, er kann also, wenn Wind und Wetter passen und ihm die Strecke liegt, um knapp zwei Minuten schneller laufen als Sugut.

Österreichs Elite ist spärlich gesät, Christian Pflügl peilt das EM-Limit für Zürich an. Der Zeitvergleich spricht Bände – 2:17-Stunden sind nötig. Der dreifache Familienvater, betreut von Wilhelm Lilge, traut sich diese Zeit zu. Dafür ist man auch eigens für drei Wochen ins Höhentrainingslager (2500 Meter) in Kenia eingerückt. Roman Weger, in Wien viermal bester Österreicher, möchte unter 2:20-Stunden bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Marathon-Läufer im Jahr 2010
Wien

Öffentlicher Verkehr: Wo es Behinderungen gibt

Alle U-Bahnen verkehren während des Wien-Marathons in dichteren Intervallen, einige Straßenbahn- und Buslinien nur eingeschränkt.
Wien

Leicht verändert: Die Marathon-Strecke 2014

Leicht veränderter Verlauf: Die Teilnehmer biegen nach Kilometer 26 von in die Praterstraße ein, passieren den Praterstern und laufen auf die Hauptallee.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.