Judo: Filzmoser plant den nächsten großen Wurf

Sabrina Filzmoser
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Filzmoser, 33, will bei der EM eine offene Rechnung begleichen und zum neunten Mal Edelmetall holen. Eigentlich hat sie ihr Karriereende schon geplant, doch nun lockt Olympia 2016 in Rio als Fernziel.

Montpellier/Wien. Acht Medaillen, zwei davon in Gold, hat Sabrina Filzmoser von Judo-Europameisterschaften schon zu Hause hängen, und dennoch ist ihre Vorfreude auf das am Donnerstag beginnende Turnier in Montpellier groß. Keinesfalls will die 33-Jährige von einer Routinesache sprechen, denn „eine EM ist immer etwas Besonderes“. Zumal Wettkämpfe in Frankreich zu den schönsten Erlebnissen gehören. „Das französische Judopublikum ist das begeisterungsfähigste in ganz Europa, die Stimmung dort wird ein Wahnsinn.“

Außerdem hat Filzmoser mit Europameisterschaften noch eine Rechnung aus dem Vorjahr offen. Im Finale der Klasse bis 57 kg verpasste sie damals in Budapest ihren dritten Titel nach 2008 und 2011, viel schwerwiegender als die Niederlage aber war ein komplizierter Trümmerbruch im rechten Oberarm. „Die Silbermedaille habe ich im Spital bekommen. Das Erlebnis, auf dem Siegerpodest zu stehen, fehlte mir, das will ich nachholen“, erzählt die Welserin.

Als „Andenken“ an jenen Tag trägt Filzmoser eine Platte und Schrauben im Oberarm. Die für Dezember geplante operative Entfernung sagte sie nach ärztlicher Rücksprache ab. „Das ist sehr gut verwachsen, und ich fühle mich sicher, daher wollte ich keine neue OP riskieren“, erklärt sie der „Presse“. Stattdessen nutzte sie den Herbst zu Kraft- und Konditionsaufbau, übte neue Griffe und belegte zum Auftakt den fünften Platz beim Grand Slam in Paris. Angst vor einer neuerlichen Verletzung hat die Weltranglistenzehnte nicht. „Ich hätte gern darauf verzichtet, aber ich bin noch nach jeder der Pausen stärker zurückgekommen.“

Schröcksnadel als Motivator

Dabei hätte Filzmoser ihre Karriere letzten August beinahe schon beendet. Nach dem erfolgreichen Comeback brachte sie das frühe Aus bei der als Abschiedsvorstellung geplanten WM in Rio de Janeiro allerdings zum Zweifeln. „Spaß und Wille waren noch da“, erinnert sich die Trägerin des fünften Dan, des höchsten schwarzen Gürtels. Vor der Nachdenkpause in Nepal, wo sie im Rahmen von Judo for Peace Waisenkinder unterstützt, kam es zum richtungsweisenden Treffen mit Olympia-Chefkoordinator Peter Schröcksnadel. „Das hat mir die Augen geöffnet“, sagt Filzmoser. „Er war total ehrlich und hat mir im Zug des Projekts Rio 2016 die bestmögliche Unterstützung versprochen. Außerdem ist unser Team stark wie nie. Ich wäre blöd, die besten Voraussetzungen meiner Karriere nicht zu nützen.“ Schließlich fehlt der Sammlung der zweimaligen WM-Dritten zwecks Vollständigkeit noch eine Olympiamedaille.

In Montpellier führt Filzmoser gemeinsam mit Ludwig Paischer ein verjüngtes Team an. „Wir haben eine optimale Symbiose aus Alt und Jung, pushen uns gegenseitig“, findet die Routiniere. Entsprechend stark schätzt sie auch die interne Konkurrenz für die im Juni beginnende Olympiaqualifikation ein. „Es geht um kontinuierliche Leistung. Wer es am Ende geschafft hat, verdient es auch.“ (swi)


EM-Kader, Damen: Sabrina Filzmoser (bis 57kg), Hilde Drexler, Kathrin Unterwurzacher (beide bis 63 kg), Bernadette Graf (bis 70 kg). Herren: Ludwig Paischer (bis 60 kg), Marcel, Stefan Kuciara (beide bis 81 kg), Christoph Kronberger (bis 100 kg), Daniel Allerstorfer (über 100 kg).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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