Schwimmen: Pack die Badehose ein, denn dein Anzug ist da

(c) GEPA (Martina Wohlesser)
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Mit dem Ganzkörperanzug sind Athleten wie Markus Rogan auf der Überholspur. Der „LZR-Racer“ von Speedo sorgt 2008 für Gesprächsstoff und bis dato einundzwanzig Weltrekorde.

MANCHESTER/WIEN (dat). Die Zeiten, in denen Schwimmer nur mit einer Badehose bekleidet zu Weltrekorden schwammen, sind längst vorbei. Heute diktiert High-tech Frequenz und Tempo im Swimmingpool, allerdings muss immer (noch) der Athlet in Form sein und selbst schnell schwimmen. Vor allem in Olympiajahren wirft sich die Industrie besonders in Schale und werden tunlichst vor großen Events die neuen Kollektionen der Ganzkörperanzüge präsentiert. 2008 sorgt vor allem der „LZR-Racer“ von Speedo für Gesprächsstoff und bis dato einundzwanzig Weltrekorde.

Der Anzug sorgte schon bei der EM in Eindhoven für Aufsehen, jetzt steht er bei der Kurzbahn-WM in Manchester im Blickpunkt. Während Speedos Marketing-Managerin Heike Schulze Vorzüge und Innovation ihres Modells auslobt, laufen aber bereits einige Verbände dagegen Sturm. Frankreich, Italien und Kanada reklamieren eine fehlende „Chancengleichheit“ ein, nicht jedem Athleten stünde dieser Rennanzug zur Verfügung. Der Weltverband Fina entscheidet erst am 21. April, ob er für weitere Events – wie Peking – zugelassen wird. Ein Ausschluss scheint aber undenkbar.

Seit den Olympischen Spielen von Barcelona 1992 wurde an der Evolution der Schwimmhaut geforscht, berichtet Schulze. „Es begann alles mit dem S2000 Hydrasuit. Dann kam 1996 der Knie-Anzug Aquablade, seit Sydney 2000 redeten alle vom Haifisch-Look. Jetzt ist es eben der LZR-Racer.“ Dafür wurden zig Millionen investiert, damit die Stars tatsächlich auch gewinnen und damit Werbung für den Markennamen machen. Ob aber Normalverbraucher 460 € im Handel für den engen LZR-Racer hinblättern?



„Der Anzug allein schwimmt nicht.“

Heike Schulze, Speedo-Marketing

Hai-artiges Oberflächengewebe, alle Teile sind verschweißt statt genäht und speziell-elastisches Material ist es, was dank Mithilfe der US-Weltraumbehörde Nasa zu einem auf den Athleten angepassten Anzug geschneidert wurde. „Computersimulationen, Strömungsanalysen wurden eingesetzt“, verrät Schulze, und bei über 400 Schwimmern wurden Körperscans durchgeführt, um einhundert Designs zu fabrizieren. Der Hautwiderstand des Stoffes wurde im Wasser – gegenüber dem Vorgängermodell – um 24 Prozent gesenkt, alle Stofflagen wurden der Stromlinienform dienlich nahtlos mit Ultraschall verschweißt. „Es stellt den Höhepunkt der 80-jährigen Firmengeschichte dar“, sagt Schulze und vergisst aber trotz des „Wettrüstens“ mit anderen Firmen (etwa der Powerskin R-Evolution von Arena) auf eines nicht: „Der Anzug allein schwimmt nicht.“ Dennoch hilft er, mit stabiler Lage, dem modischen Erscheinungsbild, vielleicht einem Aha-Erlebnis oder doch dem schlichten Placebo-Effekt?

Fakt ist, dass Know-how in der Entwicklung zum Einsatz kam, das ansonst nur in Schiffbau oder Flugtechnik zu finden ist. Um letztlich den Durchbruch zu schaffen mit innovativen Produkten, müssen aber Siege folgen. Erfolge, die Ausnahmekönner wie Grant Hackett, Michael Phelps, Michael Klim, Ryan Lochte, Amanda Beard oder die Österreicher Markus Rogan sowie Mirna und Dinko Jukic erzielen sollen. Für Schulze steht vor allem der Begriff der „langjährigen Zusammenarbeit“ im Vordergrund. „Egal ob Gold oder Silber – all seine Medaillen sind fantastisch – für ihn, den Sport und uns.“

WER MIT ANZUG schwimmt

Am 12. Februar wurde der LZR-Racer von Speedo präsentiert. Mit ihm wurden bis dato 21 Weltrekorde verbucht. Das leichte, nahtlose, in Zusammenarbeit mit der Nasa hergestellte Material bietet eine stabilere Lage, der Athlet schwimmt schneller.

Eines der Aushängeschilder ist der Österreicher Markus Rogan, auch er trägt diesen neuen Anzug. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2008)

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