Tour-Drama um Vorjahressieger Froome

Team Sky rider Froome of Britain rides in torn cycling costume after falling in the 5th stage of the Tour de France
Team Sky rider Froome of Britain rides in torn cycling costume after falling in the 5th stage of the Tour de FranceREUTERS
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Chris Froome erlitt Prellungen an Ellenbogen, Hüfte und Handgelenk sowie schwere Hautabschürfungen. Neuer Nummer 1 bei Sky ist Richie Porte.

Das Sturz-Drama um Chris Froome, die erstaunliche Gala-Vorstellung des Spitzenreiters Vincenzo Nibali und der bravouröse Solosieg von Lars Boom haben die dramatische fünfte Etappe der Tour de France gekennzeichnet. Am Mittwoch um 15.45 Uhr war die 101. Frankreich-Rundfahrt für Froome beendet und sein Traum vom zweiten Tour-Sieg in Serie ausgeträumt.

Nach zwei Stürzen konnte der schmächtige britische Radfahrer nicht mehr weiter und stieg 66,8 Kilometer vor dem Ziel kopfschüttelnd mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Wagen seines Sky-Teams. Sein Rennstall Sky hat in rascher Entscheidung Richie Porte als neuen Team-Leader eingesetzt. Mit dem Australier als neue Speerspitze hat Team-Manager Dave Brailsford die Aussicht auf den dritten Tour-Gewinn von Sky in Folge noch nicht aufgegeben. "Richie hat bisher gute Figur gemacht. Und der Kampf in den Bergen liegt noch vor uns. Richie hat Kletterqualitäten."

Niederländer Boom gewinnt fünfte Etappe

Zwei Stunden später jubelte Tagessieger Boom aus den Niederlanden als Solist nach der 155,5 Kilometer-Tortur im Dauerregen auf aufgeweichtem Paris-Roubaix-Terrain. Der Fahrer vom Team Belkin siegte vor dem Dänen Jakob Fuglsang, Vorjahressiebenter der Tour und 2012 Gewinner der Österreich-Rundfahrt, und Nibali (beide Astana).

Der eigentliche Berg- und Abfahrt-Spezialist Nibali baute seinen Vorsprung gegenüber seinen direkten Konkurrenten im Gesamtklassement aus und nahm seinem jetzt vermeintlich härtesten Rivalen um den Gesamtsieg, Alberto Contador aus Spanien, rund zweieinhalb Minuten ab. Nebenbei düpierte der Sizilianer auch die Spezialisten um den dreifachen Paris-Roubaix-Sieger Fabian Cancellara.

Eisel: "Man braucht Glück"

De Organisatoren wollten das große Drama - und sie bekamen es. Viele Profis hatten vor dem Klassiker-Parcours inmitten einer Drei-Wochen-Tour gewarnt und von Unverantwortlichkeit gesprochen. Tony Martin hatte zu den größten Skeptiker gezählt und seine Kritik ("Spiel mit der Gesundheit") auch laut geäußert. Ebenso wie Froomes österreichischer Teamkollege Bernhard Eisel. "Er hat schon richtig Schmerzen. Wenn es eine normale Etappe wäre, würde keiner jammern, aber eine Pflasteretappe, das ist die Hölle", meinte der Steirer vor dem Etappenstart im Gespräch. Regen sei das Letzte, was man auf einem solchen Abschnitt wolle. Man werde nicht nur Können, sondern auch Glück brauchen, so Eisel (Tages-53.). Diese Hoffnung blieb aber unerfüllt.

Der große Sieger vom Mittwoch hieß Nibali, der sein Debüt in der "Hölle des Nordens" gab. Der Sizilianer, eigentlich im Hochgebirge zu Hause, wuchs über sich hinaus. Aber auch er musste zu Boden - ohne schwerwiegende Folgen allerdings.

Verheerend lief es hingegen für den Vorjahressieger: Auf der Schlechtwetter-Etappe war Froome, ohnehin gezeichnet von seinem Crash am Vortag, zweimal gestürzt. Er blutete am Knie und am Gesäß, seine am Vortag geprellte Hand steckte in einer Manschette. Für das britische Sky-Team endete die Mission dritter Tour-Sieg in einem einzigen Desaster. Der Rennstall hatte ganz auf die Karte Froome gesetzt und Sir Bradley Wiggins, den Champion von 2012, daheim gelassen. Der Routinier wäre in Arenberg dringend gebraucht worden, schließlich hatte er noch im Frühjahr mit Platz neun beim Klassiker Paris-Roubaix seine Rennhärte auf diesem Terrain bewiesen.

Die Fahrt über die berüchtigten Feldwege aus den Zeiten Napoleons wurden durch den Dauerregen noch schwieriger zu passieren. Die Veranstalter hatten sich entschlossen, die insgesamt neun Passagen über Kopfsteinpflaster mit einer Gesamtlänge von 15,4 Kilometern zwar etwas zu entschärfen, aber die Gefahren wurden kaum gemindert. Zwei Sektoren mit einer Länge von 2.400 Metern wurden nicht befahren - dort stand am Morgen das Wasser in tiefen Schlaglöchern. 2010 hatte zuletzt eine Tour-Etappe ähnliches Profil, zahlreiche Fahrer hatten sich bei damals sogar bestem Wetter zum Teil schwer verletzt.

Das war kaum vergleichbar mit dem Sturzfestival vom Mittwoch. Kaum ein Fahrer kam ohne Komplikationen ins Ziel. Auch der dreifache Etappengewinner Marcel Kittel war zu Fall gekommen, ohne sich schwer zu verletzen.

(APA)

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