Armstrong: "Ich würde immer noch 'Nein' sagen"

Lance Armstrong
Lance ArmstrongREUTERS
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Ex-Radstar Lance Armstrong gab zu, dass sein Geständnis nur aufgrund der Ermittlungen zustande kam. Böse Worte hört er dennoch nur selten.

Ohne die Untersuchung der US-Antidopingbehörde (Usada) wäre es nicht zum Dopinggeständnis von Lance Armstrong gekommen und der Ex-Radstar würde die Einnahme von illegalen Mitteln bis heute leugnen. Das gab der US-Amerikaner in einem Telefoninterview mit dem TV-Sender CNN zu. „Wenn es diese FBI-Ermittlungen nicht gegeben hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch Nein sagen – im gleichen Ton und mit der gleichen Überzeugung wie vorher“, erklärte der 42-Jährige. Schließlich gebe es bis heute keine eindeutigen Beweise für seinen Dopingmissbrauch. „Ich war ziemlich gut darin, diese Rolle zu spielen. Wenn man es hunderte Male abgestritten hat, kann man so etwas nicht einfach zugeben.“

Als Krebsüberlebender und siebenfacher Tour-Sieger war Armstrong zum Helden von Millionen Menschen aufgestiegen, ehe der Druck durch die Usada zu groß wurde. Nach der Aberkennung all seiner Titel legte er im Jänner 2013 in einem Interview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey ein Geständnis ab. Ob dieses und seine Entschuldigung genug seien, oder ob er noch mehr tun müsse, sei für ihn schwer zu beantworten. „Für viele Leute war das einfach zu viel, für Fans und andere war das nicht genug. Aber man kann dem nicht in einer Stunde gerecht werden.“ Er wolle jedenfalls nicht andere Leute für seine Handlungsweisen die Schuld geben. „Niemand hat mich gezwungen, also werde ich nicht sagen, dass es nicht meine Schuld ist.“

Obgleich die Enthüllungen Ruf und Karriere zerstört hatten, wurde er auf der Straße noch nie dumm angeredet. „Natürlich spüre ich manchmal, dass jemand etwas würde sagen wollen, aber bis jetzt ist es noch nie passiert“, meinte er. „Mein Leben ist positiv.“

Gelassen trotz Millionenklagen

Auf anderer Ebene hat Armstrong sehr wohl mit den Folgen der Enthüllung zu kämpfen. Dem Texaner drohen gleich mehrere Zivilprozesse, die sein während der Karriere angehäuftes Vermögen in Gefahr bringen. Zuletzt lehnte ein Richter im Juni die Einstellung des Verfahrens ab, in dem Armstrong vorgeworfen wird, einen seiner früheren Teamsponsoren, US Postal Service, durch die Verwendung illegaler Substanzen betrogen zu haben. „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Fall gewinnen werden“, gab sich Armstrong trotzig. „Sie haben mit dem Deal viel Geld gemacht und das bekommen, was ausgehandelt war. Ich habe mir für sie den Arsch abgearbeitet und bin stolz darauf.“ Seine kämpferische Einstellung habe ihn zwar zu einem erfolgreichen Athleten gemacht, aber auch in die missliche Lage, in der er sich jetzt befindet, gebracht. „Ich habe definitiv eine F***-you-Einstellung, die ich nicht einfach mit einem Schalter abstellen kann“, gestand der Texaner.

Für die Zukunft plane Armstrong den Neustart seiner Krebsstiftung und das Verfassen eines Buches. „Je früher, desto besser. Es muss roh, intensiv und transparent sein – ganz ohne Bullshit.“ Ob ihm das bei der Aufarbeitung helfen werde, wisse er nicht. Therapie besuche er jedenfalls keine. „Meine Therapie ist Rad fahren, Golf spielen und ein Bier trinken.“

(red)

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