Gewaltwelle erschüttert den US-Sport

Arizona Cardinals running back Jonathan Dwyer is pictured in this undated handout photo
Arizona Cardinals running back Jonathan Dwyer is pictured in this undated handout photo(c) REUTER (HANDOUT)
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Profiliga NFL ist mit fünf Fällen häuslicher Gewalt und Kindesmisshandlung konfrontiert, nun sollen Dopingtests erlaubt werden. Sponsoren erwägen Absprung.

New York. Football ist in den USA Kulturgut, NFL-Stars werden als Helden verehrt. Der Super Bowl, das Endspiel, garantiert Ruhm und Dollarmilliarden – doch nun zerstören Fälle häuslicher Gewalt, brutaler Kindesmisshandlung sowie Doping- und Drogenkonsum dieses Bild. Erst aufgrund landesweiter Proteste reagieren nun auch Klubs und Liga – viel zu spät.

Arizona-Spieler Jonathan Dwyer wurde am Mittwoch verhaftet. Hintergrund waren Vorwürfe, die Übergriffe auf eine Frau und ein 18 Monate altes Kind betreffen. Er soll sogar dafür gesorgt haben, dass kein 911-Notruf abgesetzt werden konnte. In Amerika gilt das als besonders abscheulich, der Klub schloss ihn aus. Der Spieler hinterlegte vor Gericht 20.000 Dollar Kaution, erhielt eine Fußfessel und darf den Bundesstaat nicht verlassen.

Vor Dwyer hatten Ray Rice (Baltimore), Adrian Peterson (Minnesota) und Greg Hardy (Carolina) für Negativschlagzeilen gesorgt. Rice schlug seine Frau in einem Lift K. o. – das beweisen Videos, die Ligachef Roger Goodell gesehen, aber nicht geahndet haben soll. Peterson verprügelte seinen vierjährigen Sohn mit einem Ast. Und Hardy? Er wurde am 15. Juli 2014 wegen Körperverletzung und Morddrohungen verurteilt, aber erst am Mittwoch aufgrund der überschwappenden Proteste – und der laufenden Berufung – bei voller Bezahlung (770.000 Dollar pro Woche) freigestellt. In einem weiteren Fall warten die San Francisco 49ers, ob gegen einen Spieler Anklage erhoben wird.

Die Liga gerät ob der laschen Handhabung und des Verdachts, Beweismittel zurückgehalten zu haben, unter Druck. Sponsoren wie Anheuser-Busch, McDonald's, Visa oder Campbell Soup reagieren empört: „Wir sind nicht zufrieden damit, wie man diese Fälle geregelt hat, die im direkten Widerspruch zu unserer Firmenkultur und Moral liegen.“ Zwei-Spiele-Sperren oder kurzerhand revidierte Strafen irritieren, Radisson legt jedenfalls die Zusammenarbeit mit Minnesota vorerst auf Eis.

Ob Zufall oder erste Konsequenz, die NFL einigte sich Mittwoch mit der Spielergewerkschaft auf neue Antidopingrichtlinien. Ab sofort gibt es die lange Zeit umstrittenen Bluttests, die Spieler werden neben Drogen auch auf Wachstumshormone getestet. Sie könnten Auslöser dieser Aggression sein, die Liga bestätigt diesen Ansatz aber nicht. Die Strafen (zehn Spiele) sind allerdings gering, erst Wiederholungstäter werden für zwei Jahre gesperrt. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2014)

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