Ryder Cup: 24 Millionäre spielen um die Ehre

Ryder Cup team U.S. captain Tom Watson gestures while announcing his three picks to add to this year's Ryder Cup squad in New York
Ryder Cup team U.S. captain Tom Watson gestures while announcing his three picks to add to this year's Ryder Cup squad in New YorkREUTERS
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Zum 40. Mal duellieren sich beim Ryder Cup die besten Golfer Europas und Amerikas und lassen die Fans drei Tage lang ihre guten Manieren vergessen.

Ganze 13 Jahre wurde im Gleneagles Luxury Golf Resort dem großen Auftritt entgegengefiebert, am Freitag ist es endlich so weit: Der Abschlag zur 40. Auflage des Ryder Cup erfolgt zum zweiten Mal in der Geschichte auf schottischem Boden. Das 1924 errichtete Hotel und der Kurs haben sich seit dem Zuschlag 2001 herausgeputzt, die Organisatoren sehen sich für den zu erwartenden Ausnahmezustand gewappnet. Denn das Kontinentalduell zwischen den besten amerikanischen und europäischen Golfern zieht die Fans in Scharen an und setzt alle zwei Jahre die traditionellen Verhaltensregeln des Gentleman-Sports für drei Tage außer Kraft. Statt vornehmer Zurückhaltung herrscht dann Stadionatmosphäre entlang den 18 Löchern. Es werden Fahnen geschwenkt, jeder Schlag wird von tosendem Beifall, Gesängen oder gar Buhrufen begleitet.

Nach sieben Siegen in den letzten neun Duellen, davon vier in Folge auf heimischem Boden, gilt Europas Team als Favorit. „Wir nehmen diese Rolle an und sind stolz darauf“, betonte Kapitän Paul McGinley. „Aber wir unterschätzen die USA nicht. Nach der letzten Niederlage sind sie wie ein verwundetes Tier, das auf Revanche sinnt.“ 2012 haben die Europäer beim „Wunder von Medinah“ dank der besten Einzelleistung eines Auswärtsteams in der Geschichte mit einer fulminanten Aufholjagd einen 4:10-Rückstand noch in einen 14,5:13,5-Sieg gedreht. „Das war zweifelsohne einer der größten und schönsten Momente in meiner Karriere“, erinnert sich Martin Kaymer, der damals den entscheidenden Putt versenkt hat. „Es war ein unglaublicher Tag und ich bin sehr froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte.“


Talisman und Aberglaube. Der Deutsche, der im Juni die US Open gewonnen hat, ist heuer ebenso Teil der zwölfköpfigen Mannschaft wie Ian Poulter, der damals mit seinem starken Auftritt die Wende eingeleitet hat. Der Engländer erhielt trotz nur zwei Top-Ten-Plätzen in diesem Jahr eine der drei Wildcards. „Er ist unser Talisman. Bei ihm kann man sich einfach sicher sein, dass er im Ryder Cup zu seiner Form findet“, begründete McGinley seine Wahl.

Nicht minder symbolisch bis abergläubisch war die Bestellung von Tom Watson zum diesjährigen US-Kapitän. Immerhin war es der vierfache Ryder-Cup-Teilnehmer, der mit 65 Jahren heuer einen neuen Altersrekord aufstellt, der die Amerikaner vor 21 Jahren zum bislang letzten Auswärtssieg geführt hat. Auch der Austragungsort wird als gutes Omen gewertet: Im ersten Aufeinandertreffen in Schottland 1973 bezogen die USA in den 18 Einzel nur drei Niederlagen gegen das damals britisch-irische Team und feierten am Ende einen klaren 19:13-Erfolg. Einfach wird die Mission für Watson allerdings nicht. Zwar hat er mit Phil Mickelson den erfahrensten Spieler in seinen Reihen – dem 44-Jährigen fehlt nach seiner zehnten Einberufung nur eine auf Rekordhalter Nick Faldo; dafür fehlt Superstar Tiger Woods verletzungsbedingt und mit Billy Horschel wurde der Shootingstar nicht berücksichtigt. Letzterer erbrachte seine zwölf Millionen Dollar schwere Glanzleistung beim FedEx-Cup erst nach der Deadline. Bestgereihter US-Profi ist somit Jim Furyk als Nummer fünf der Welt. Europa wird unterdessen vom derzeit alles überragenden Weltranglistenersten Rory McIlroy angeführt, der heuer British Open und PGA Championship gewann und sich zuletzt beim Tour Championship Horschel nur knapp geschlagen geben musste.

Dennoch wollte McGinley nichts dem Zufall überlassen. Der Ire, selbst dreifacher Ryder-Cup-Sieger, inspizierte den Kurs rund 25-mal und suchte eigenhändig jene Fotos aus, die in der Kabine für die richtige Stimmung sorgen sollen. Teamgeist hat für den 47-Jährigen oberste Priorität, regelmäßig sucht er das Gespräch mit seinen potenziellen Spielern. „Wir alle wollen gewinnen, aber es ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das den Ryder Cup so besonders macht.“


Harmonie ist gefragt. Ein harmonisches Teamgefüge ist die große Herausforderung, sieht der Ryder Cup vor den Einzeln am Sonntag doch Paarbewerbe (Fourball und Foursome) vor. Tatsächlich vermag es der seit 1927 ausgetragene Bewerb aus millionenschweren Einzelkämpfern drei Tage lang ein verschworenes Team zu formen, bei dem kein Schlag ohne Jubel, Abklatschen oder aufmunterndes Schulterklopfen bleibt. Nicht minder atypisch ist, dass es nicht um Rekordprämien, sondern nur um die eigene Ehre sowie eine rund 45 cm hohe und knapp zwei Kilo schwere Goldtrophäe geht.

Ebenso prestigereich wie die Teilnahme für die Spieler ist die Austragung des Ryder Cup für die Golfklubs. Schließlich ist das Turnier auch ein äußerst lukratives Geschäft: Zwar belaufen sich allein die Lizenzgebühren auf rund 18 Millionen Euro, doch noch weitaus höhere Einnahmen (2010: 90 Millionen Euro) sind garantiert.


2022 in Österreich? Die Bewerbung für die Austragung 2022 lief bis Ende August, unter den sieben Kandidaten findet sich auch Österreich. Frank Stronach brachte diese Idee einst auf, nun wurde sie in die Realität umgesetzt. „Österreich ist eine überall anerkannte und in vielen Bereichen durchaus in führender Rolle wahrgenommene Golfnation Europas“, hieß es vom Österreichischen Golfverband, der gemeinsam mit dem Veranstalter der Lyoness Open bis November heimische Kandidaten sichten und über eine endgültige Einreichung entscheiden wird. „Wir stellen uns der großen Herausforderung mit ausreichend Selbstvertrauen und voller Engagement.“

Da Großbritannien und Irland verzichten, wird die 44. Auflage zum dritten Mal nach 1997 (Spanien) und 2018 (Frankreich) in Kontinentaleuropa stattfinden. Für die Vergabe im Herbst 2015 gelten Deutschland, Spanien und Italien als Favoriten, eine rot-weiß-rote Bewerbung wäre krasser Außenseiter – auch weil bislang ein österreichischer Ryder-Cup-Spieler fehlt. Bernd Wiesberger hat freilich gute Chancen, das in den kommenden Jahren zu ändern.


Europa: Thomas Björn (DEN/3 Nominierungen), Jamie Donaldson (WAL/1), Victor Dubuisson (FRA/1), Stephen Gallacher (SCO/1), Sergio Garcia (ESP/7), Martin Kaymer (GER/3), Graeme McDowell (NIR/4), Rory McIlroy (NIR/3), Ian Poulter (ENG/5), Justin Rose (ENG/3), Henrik Stenson (SWE/3), Lee Westwood (ENG/9).
USA: Keegan Bradley (2), Rickie Fowler (2), Jim Furyk (9), Zach Johnson (4), Matt Kuchar (3), Hunter Mahan (3), Phil Mickelson (10), Patrick Reed (1), Webb Simpson (2), Jordan Spieth (1), Jimmy Walker (1), Bubba Watson (3).

Ryder Cup

Es ist heuer das 40. Duell zwischen Europas (einst Großbritanniens/Irlands) und Amerikas besten Golfern. Der prestigeträchtige Bewerb wurde 1927 gegründet und findet in diesem Jahr im schottischen Gleneagles statt. Die beiden zwölfköpfigen Teams duellieren sich in zwei Paarbewerben sowie in zwölf Einzeln.
EPA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2014)

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