Segeln: Vormachtstellung auf hoher See

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WM-Gold für das 470er-Duo Lara Vadlau/Jolanta Ogar stimmt Sportchef Georg Fundak für die Zukunft optimistisch. Erklärtes Ziel ist der Gewinn einer Medaille in Rio de Janeiro 2016.

Santander/Wien. Weltmeister haben es manchmal wirklich nicht leicht. Statt Österreichs erstes WM-Gold zweier Damen in der Segelhistorie ausgelassen zu feiern, waren Lara Vadlau, 20, und Jolanta Ogar, 32, nach der Medaillenzeremonie damit beschäftigt, schleunigst ihr Boot mitsamt dem Equipment sicher zu verstauen. Denn schon am Sonntag traten die 470er-Weltmeisterinnen die Heimreise aus dem spanischen Santander nach Kärnten an – mit dem Auto, das Boot auf dem Anhänger. Die Distanz von der Atlantikküste zum Wörthersee? 1937 Kilometer.

Trotzdem lieferten die Kärntnerin und die Polin, die erst seit Juni die Staatsbürgerschaft erhalten hatte, die Geschichte dieser Segel-WM. „Von so einem Erfolg träumt doch jede Spitzensportlerin“, sagt die Heeressportlerin Vadlau, vor allem gegen diese Konkurrenz. Sie ließen auch die Olympia-Siegerinnen von London, Jo Aleh und Polly Powrie aus Neuseeland, hinter sich und bestätigten damit ihren Kurs, den sie nach dem Gewinn der Europameisterschaft gesetzt hatten. Es folgten hartes Training, Konzentrationsübungen, Materialtests, viele Regatten, Sportchef Georg Fundak „lernte“ mit Voglar sogar ihre Position – denn er erkannte das Potenzial, das in diesem Duo steckt. „Ich plane mit diesen Mädchen für die Spiele in Rio – und sie zeigen auch, dass es geht.“

Einsatz, Ehrgeiz – Schreie

Alles geht – denn aus den einstigen Gegnerinnen wurden Partnerinnen. Nach London 2012 machte sich Vadlau – sie gewann 2010 bei den Jugendspielen EM- und Jugend-Gold – beim OeSV-Verband dafür stark, mit Ogar ein 470er-Boot besetzen zu wollen. Größe, Stärke und Ehrgeiz wären gleich, sagte sie. Mit keiner anderen würde sie ihre Karriere so fortsetzen können. Beobachter berichten auch, dass beide auch vor sehr lauten Konfrontationen auf hoher See nicht zurückschrecken würden; doch die Ergebnisse geben ihnen recht. Aber, so oder so: Auf dem Boot wird gearbeitet.

Der Verband setzte beiden dennoch im Vorjahr eine einjährige Frist, sie ist mittlerweile verstrichen und mit Edelmetall sowie der Aufnahme in das Projekt Rio 2016 ohnehin obsolet.

Fundaks Strategie, das Wissen der vom Verband engagierten Meteorologen (Kurs auf der rechten Seite befahren) und freilich das Geschick der beiden Seglerinnen sicherten das erste WM-Gold nach den Tornado-Größen Hans-Peter Steinacher und Roman Hagara 1999; nach 23 Monaten Zusammenarbeit das erste Edelmetall bei Weltspielen für Österreichs Segeldamen überhaupt. Damit wurden auch die allerletzten Skeptiker zufriedengestellt, Vadlau sagt: „Jetzt gilt es weiterzuarbeiten, wir haben mit Rio de Janeiro und den Olympischen Spielen 2016 unsere größte Aufgabe vor uns. Wir wollen dort eine Medaille gewinnen.“

Der Deutschkurs muss warten

Aber der Weg dorthin ist noch weit, sogar weiter als jener der Heimfahrt. Im Oktober wartet ein dreiwöchiger Test in Rio, im November das Weltcupfinale in Abu Dhabi, danach im Dezember erneut Tests in Brasilien, im Jänner Training in Miami. Und bleibt währenddessen noch Zeit, will Ogar verstärkt Deutschkurse besuchen. „Amtssprache“ der Segler ist zwar Englisch, doch sie will auch diese Hürde nehmen.

Österreichs Segelflotte wird bei den Spielen 2016 aber nicht nur durch Vadlau/Ogar vertreten, bei der WM wurden weitere Nationentickets abgesichert. Auch die 470er-Herren Matthias Schmid/Florian Reichstädter sowie das 49er-Gespann Nico Delle Karth/Niko Resch – sie wurden wie schon in London 2012 trotz Platz zwei im „Medal Race“ nur Vierte – sicherten sich ihre Startplätze. Ebenfalls in der eigens vom Internationalen Olympischen Komitee entworfenen Nacar17-Klasse ist Österreicher vertreten durch Thomas Zajac und Tanja Frank, sie wurden WM-14.

AUF EINEN BLICK

Lara Vadlau, 20, und Jolanta Ogar, 32, gewannen bei der Segel-WM vor Santander Gold in der 470er-Klasse. Es ist Österreichs erste Damenmedaille, nach dem EM- und WM-Sieg gilt das Duo auch als Medaillentipp für Olympia 2016 in Rio de Janeiro.

Nationentickets für die Sommerspiele ergatterten auch die 470er-Herren Matthias Schmid/Florian Reichstädter, das 49er-Gespann Nico Delle Karth/Niko Resch und das Nacar17-Duo Thomas Zajac und Tanja Frank.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2014)

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