CL: Der Tycoon von Transsilvanien und sein Spielzeug

(c) AP (Alessandra Tarantino)
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CFR Cluj, Rumäniens Meister und Champions-League-Starter aus Siebenbürgen, ist dank Mäzen auf dem raschen Weg zu einer neuen Fußballhochburg.

WIEN (wie). Der europäische Fußball befindet sich im Umbruch, nicht nur, weil russisches und arabisches Rohstoffgeld den Markt befeuern. Millionenschwere Mäzene finden sich auch in Weißrussland oder Rumänien, Neulinge dringen in die Eliteliga ein. Und feiern gleich zum Einstand beachtliche Premierenvorstellungen. CFR Cluj beispielsweise stürmte Rom und gewann das Auswärtsspiel sensationell mit 2:1, Anorthosis Famagusta wiederum trotzte Werder Bremen im Weserstadion ein torloses Remis ab. Damit erscheint das Schicksal von Rapid und Olympiakos Piräus aus heutiger Sicht auch schon wieder in einem etwas anderen Licht.

Beim AS Roma brach nach der Niederlage blankes Entsetzen aus, Club-Chefin Rosella Sensi soll außer sich gewesen sein vor Zorn. „Was für ein Desaster!“, titelte „La Gazzetta dello Sport“, der römischen und launischen Diva war der Spott sicher. Die rumänischen Fans hingegen feierten in der Heimat ausgelassen, „Chelsea, dein Tag kommt auch noch“, riefen die Anhänger. Die Freunde des Abramowitsch-Klubs werden sich vermutlich auch erst mit dem Finger auf der Landkarte auf die Suche nach dem Austragungsort machen: Fündig werden sie in Siebenbürgen (Klausenburg). Der jetzige Stolz der 300.000-Einwohner-Stadt ist der neue Meister, der ehemalige Eisenbahnerklub, der auf eine 101-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Für den Aufschwung zeichnet Präsident Arpad Paszkany (Firma Ecomax, Automobilindustrie) verantwortlich. In Rumänien bezeichnet man ihn längst als Tycoon von Transsilvanien, er buttert Millionen in sein neues Spielzeug. Und das seit sechs Jahren. Damals krebste CFR Cluj noch in der dritten Liga herum, heute hat man Steaua Bukarest den Rang abgelaufen.

Das Team aus Siebenbürgen ist eine muntere Legionärstruppe, im Kader stehen sechs Argentinier, auch einige Brasilianer und Portugiesen. Einer der Argentinier, Juan Culio, avancierte gegen den AS Roma dank Doppelpack auch zum Matchwinner. Und ließ Trainer Maurizio Trombetta, erst seit 14 Tagen im Amt, als Italiener in der ewigen Stadt jubeln. Seinen Vorgänger hatte man trotz Double-Gewinn nach einer kurzen Durststrecke (zwei Siege in sechs Meisterschaftsrunden) kurzerhand in die Wüste geschickt.

Famagusta spielte Brückner

Mit Glück und eiserner Disziplin sicherte Famagusta den ersten Punkt für einen zypriotischen Verein. Der Landesmeister (erst in den letzten Jahren wurde der Wandel vom Halb- zum Vollprofitum vollzogen) agierte so, wie sich das Österreichs Teamchef Karel Brückner an sich von seiner Elf in Litauen gewünscht hätte: kompakt, unverwundbar und destruktiv.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2008)

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