Fußballweltverband: Schweizer Verlängerung

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Die WM-Bewerbungen von Russland und Katar werden erneut geprüft. Eine zentrale Rolle fällt nun Fifa-Kontrolleur Domenico Scala zu.

Zürich. Die Korruptionsermittlungen gegen die WM-Gastgeber Russland und Katar erfahren eine Verlängerung. Nach einem Treffen der Ethikhüter Michael Garcia und Hans-Joachim Eckert rückt die vielfach eingemahnte Veröffentlichung des vollständigen Untersuchungsberichts näher. Eine zentrale Rolle fällt nun Fifa-Kontrolleur Domenico Scala zu.

Der Wirtschaftsexperte aus der Schweiz soll den 430-seitigen Bericht von Chefermittler Garcia erhalten und dann entscheiden, „wie viele dieser Informationen dem Fifa-Exekutivkomitee offengelegt werden sollten. Er veranlasst danach alle dafür nötigen Schritte.“ Damit könnte den umstrittenen Gastgebern der beiden kommenden Weltmeisterschaften und möglicherweise auch ehemaligen oder aktuellen Mitgliedern des Exekutivkomitees doch noch Ungemach drohen.

Die Fifa hielt sich mit einer inhaltlichen Bewertung des Vorgangs zurück und verwies auf die Unabhängigkeit Scalas, der als Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission bei der Fifa für die Kontrolle von Finanz- und Geschäftsgebaren zuständig ist. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dazu nicht mehr zu sagen“, teilte der viel gescholtene Dachverband in einer sechszeiligen Erklärung mit.

Mehrere Stunden tauschten sich Garcia und Eckert in Zürich aus und versuchten, die Vorgänge rund um die WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) aufzuarbeiten. „Die beiden Vorsitzenden waren sich einig, dass das Exekutivkomitee unbedingt über die nötigen Informationen verfügen muss, um über die weiteren Schritte zu entscheiden, die aufgrund der Arbeit der Ethikkommission erforderlich sind.“

Zuvor haben sich der amerikanische Chefermittler Garcia und der deutsche Richter Eckert eine viel beachtete öffentliche Auseinandersetzung geliefert. Garcia hat bei der Fifa-Berufungskommission Einspruch gegen Eckerts Urteil eingelegt.

Dieser hat die WM-Gastgeber 2018 und 2022 vom Vorwurf der Korruption freigesprochen und damit weltweit Empörung ausgelöst. Garcia und Eckert bestätigten zudem, dass die Untersuchungskammer der Ethikkommission bereits eine Reihe formeller Verfahren gegen Einzelpersonen eröffnet habe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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