Michael Phelps: Zweifel an der Läuterung des Superstars

(c) REUTERS (Reuters)
  • Drucken

Michael Phelps ist einer der großen Olympia-Helden. Aber er fährt gern schnell mit dem Auto - und hat ein Alkoholproblem. "Wenn Sie die Botschaft jetzt nicht verstanden haben, gibt es nur eine Option - Gefängnis."

Baltimore. Er verließ den Gerichtssaal als freier Mann, doch das Image von Schwimmstar Michael Phelps hat etliche Kratzer bekommen. „Michael Phelps ein veränderter Mann? Wir werden sehen“, äußerte die Tageszeitung „USA Today“ Zweifel an einer Läuterung des Rekord-Olympiasiegers. Richter Nathan Braverman hatte Phelps nach dem Urteil unmissverständlich gewarnt: „Wenn Sie die Botschaft jetzt nicht verstanden oder sie vergessen haben, gibt es nur eine Option – Gefängnis.“

Es war nicht die erste Verfehlung von Phelps. Schon zum zweiten Mal in seiner Karriere stand er wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht – und kam erneut glimpflich davon. Das Bezirksgericht in seiner Heimatstadt Baltimore verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr, die jedoch ausgesetzt wurde. Der 18-malige Olympiasieger wurde mit eineinhalb Jahren auf Bewährung belegt. Der 29-Jährige war am 30. September in Baltimore nicht nur alkoholisiert, sondern auch mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen.

Bereits vor zehn Jahren hatte ein Gericht den Amerikaner wegen einer alkoholisierten Fahrt zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Phelps gilt somit als Wiederholungstäter, und niemand weiß, ob er nicht noch öfter betrunken Auto fuhr – nur ohne erwischt zu werden. Februar 2009 tauchte zudem ein Foto auf, das ihn auf einer Studentenparty mit einer Wasserpfeife zeigte.

Nach jedem Vorfall gab sich Phelps reumütig – so auch diesmal. „Was ich getan habe, war falsch, ein großer Fehler“, betonte er. Doch die Frage lautet: Wer glaubt ihm diese Worte noch? Phelps könne sich glücklich schätzen, niemanden getötet zu haben, nicht vom US-Schwimmverband auf Lebenszeit gesperrt worden zu sein und somit noch die Möglichkeit zu haben, die USA bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio repräsentieren zu können, bemerkte „USA Today“.

Allerdings ist derzeit nicht klar, wie es sportlich überhaupt mit Phelps weitergeht. Bis zum 6. März muss er seine vom US-Schwimmverband verhängte sechsmonatige Sperre absitzen. Da er aus dem Kader für die Weltmeisterschaften im August in Kasan ausgeschlossen wurde, suchen Trainer Bob Bowman und er nach anderen internationalen Wettkämpfen, um ein Jahr vor den Spielen die Form zu testen. „Wir werden uns alles im März anschauen und dann entscheiden“, meinte Bowman.

Möglich wäre ein Comeback Mitte April beim Grand-Prix-Meeting in Arizona. Hier hatte Phelps nach seinem Rücktritt vom Rücktritt in diesem Jahr seinen ersten Wettkampf bestritten. Seit einigen Wochen trainiert er wieder bei Bowman. Zugleich besucht Phelps eine Gruppe anonymer Alkoholiker und setzt seine Therapie fort. „Ich habe jetzt die Hilfsmittel, um dies hinter mir zu lassen und nach vorn zu schauen. Ich freue mich auf eine bessere Zukunft.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.