Die unendliche Geschichte des Jaromír Jágr

(c) Hans Klaus Techt
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Seit 25 Jahren ist Jaromír Jágr, 43, eine der prägenden Figuren in der NHL. Nun hat es den Tschechen ins Rentnerparadies Florida verschlagen.

Seit ein paar wenigen Tagen hat Jaromír Jágr wieder einen neuen Arbeitgeber. Der Tscheche wechselte von den New Jersey Devils zu den Florida Panthers. Es ist bereits NHL-Klub Nummer acht für den Stürmerstar. Das Team aus Florida erhofft sich durch die Verpflichtung von Jágr kurz vor Ende der Wechselperiode einen Schub im Kampf um die Play-off-Plätze. Gleich am Sonntag steuerte der Altstar beim 4:3-Erfolg über Tampa Bay einen Treffer bei und hält gemeinsam mit Phil Esposito mit 717 Toren auf Platz fünf in der ewigen Torschützenliste in der Regular Season. 

Bei den New Jersey Devils erhielt Jágr nach der Entlassung von Cheftrainer Peter DeBoer deutlich weniger Eiszeit, was der Routinier zuletzt mit höflichem Missfallen kommentierte. Jágr war zur Saison 2013/14 zu den Devils gewechselt und hatte in der vergangenen Spielzeit 67 Scorerpunkte (24 Tore, 43 Assists) für das Team aus Newark erzielt. In der laufenden Spielzeit kam der Rechtsaußen in 57 Spielen lediglich auf elf Tore und 18 Assists. Der 43-Jährige ist kein für das heutige Hochgeschwindigkeits-Eishockey typischer eifriger Arbeiter oder pfeilschneller Angreifer, aber er verfügt als Vorbereiter oder Vollstrecker immer noch über ein Gespür für Spielsituationen. Den Florida Panthers ist er immerhin zwei Draftrechte wert.

Für Jágr selbst kam der Wechsel überraschend: „Es war schon ein Schock für mich, weil ich nicht einmal gefragt wurde.“ Offenbar war das Angebot für die Devils zu gut, um abzulehnen. Denn Jágr spielt nun bei einem direkten Konkurrenten der Devils im Kampf um die Teilnahme an den Play-offs. Florida hat allerdings deutlich bessere Aussichten. Mit einem 5:3-Sieg bei Jágrs Debut am Samstag sind die Panthers vier Punkte hinter dem letzten Play-off-Platz. In seinem ersten Spiel für Florida zeigte Jágr auch ohne Scorerpunkt eine ansprechende Leistung. Er stand 17 Minuten auf dem Eis, so viel wie seit Ende Jänner nicht mehr. „Ich habe gehofft zu treffen, aber das ist egal. Wenn man neu in einem Team ist, will man einfach nur das erste Spiel gewinnen“, sagte Jágr. Bei den Panthers werde er seine gesamte Erfahrung einbringen: „In meinem Alter weiß ich viel, kann aber nicht mehr alles selber machen. Es ist einfacher, es den Jüngeren zu sagen, weil sie noch die Beine und Hände dafür haben.“

Ikone auf dem Eis

Natürlich spielt viel Erinnerung mit, wenn Jaromír Jágr am Eis steht. In der NHL ist er eine der prägenden Figuren der vergangenen zwei Jahrzehnte. Mit den Pittsburgh Penguins, von denen er im Draft 1990 gezogen wurde, holte er 1991 und 1992 den Stanley-Cup. Mit insgesamt 1784 Punkten rangiert er auf Position fünf der ewigen NHL-Bestenliste, bei den Toren (716) auf Platz sechs. Fünfmal war er bester Scorer der Liga, neunmal wurde er ins All-Star-Team der NHL gewählt, 1999 wurde er mit der Hart Trophy für den besten Spieler der Saison ausgezeichnet. Sein Wechsel zu den Washington Capitals 2001 machte Jágr mit elf Millionen Jahresgage zum damals bestbezahlten Eishockey-Profi der Welt.

Jágr sagte einmal, er würde gerne spielen bis er 50 ist. Am Samstag zeigte er sich im Interview nach seinem Debut jedenfalls daran interessiert, auch nächste Saison das Trikot der Panthers überzustreifen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2015)

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