"Wo war denn der berühmte Stahlhammer?"

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In New York hat Wladimir Klitschko gegen Bryant Jennings zwar seine Weltmeistergürtel verteidigt, der Makel des Langweilers haftet in den USA aber weiter an ihm. Der Killerinstinkt habe gefehlt, meinte Bruder Vitali Klitschko.

New York. „Ich habe einen Sieg erwartet, aber leider habe ich nicht so überzeugend gewonnen wie in der Vergangenheit“, meinte Wladimir Klitschko. Der 39-jährige Ukrainer gewann im New Yorker Madison Square Garden seinen Kampf gegen den US-Amerikaner Bryant Jennings nach Punkten (118:109, 116:111, 116:111) und verteidigte seine Titel der IBF, WBO und WBA. Der Herausforderer aus Philadelphia erwies sich als unangenehmer Gegner, der Klitschko vor einige Probleme stellte. Doch am Ende kassierte Jennings im 20.Profikampf die erste Niederlage.

Vor 17.056 Zuschauern im ausverkauften Garden kontrollierte Klitschko über viele der zwölf Runden das Geschehen, hielt Jennings mit seiner linken Führhand auf Distanz, brachte aber zu selten seine Schlaghand durch. Sein Gegner wich den Schlägen immer wieder gekonnt aus, und wenn Klitschko mit einer Rechten durch Jennings' Doppeldeckung kam, blieb der Amerikaner unbeeindruckt. So verzeichnete Klitschko in der Schlagstatistik zwar ein klares Plus (545:376), doch nur 26 Prozent waren auch Treffer, während Jennings 29 Prozent vorweisen konnte.

Letztendlich meisterte der Ukrainer aber seine bereits 18. Titelverteidigung. Der jüngere Bruder von Ex-Champion Vitali Klitschko ist jetzt seit elf Jahren unbesiegt und seit neun Jahren ununterbrochen Schwergewichtsweltmeister. Nur der legendäre Joe Louis hat die Schwergewichtsszene mit elf Jahren und acht Monaten länger dominiert.

Die amerikanischen Boxfans hat Klitschko aber erneut nicht begeistern können. Der Ukrainer wirkte selten wie ein Schwergewichtschampion. Eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao wurde der Makel des Langweilers, der ihm in den USA anhaftet, bestätigt. „Wladimir hat heute keinen Killerinstinkt gehabt“, meinte Bruder Vitali mit einem Lächeln.

Keine Revanche

Klitschko lobte Jennings als „starken, mobilen Herausforderer“, der es ihm durch seine Beweglichkeit schwer gemacht habe, die richtige Distanz für die Schläge zu finden. „Diese Niederlage bricht nicht mein Selbstbewusstsein. Es war nicht einmal mein schwerster Kampf“, tönte Jennings. Als ihn der Champion in der siebenten Runde mit einer Kombination am Kopf traf, nahm Jennings sogar provokant die Fäuste runter. „Wo war denn der berühmte Stahlhammer heute? Ich habe ihn nicht gesehen“, stichelte Jennings.

Er schlug Klitschko eine Revanche vor. „Ich habe ihn mächtig schnaufen sehen.“ Klitschko erteilte ihm jedoch umgehend eine Absage. Sein nächster Gegner wird wohl der Engländer Tyson Fury sein. Danach wartet Deontay Wilder aus den USA. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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