Boxen: Worauf die Welt gewartet hat

Floyd Mayweather Sr., trainer for his son Floyd Mayweather Jr., responds to a reporter's question at the MGM Grand Resort in Las Vegas
Floyd Mayweather Sr., trainer for his son Floyd Mayweather Jr., responds to a reporter's question at the MGM Grand Resort in Las Vegas(c) REUTERS
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Beim lang herbeigesehnten „Jahrhundertkampf“ zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao werden alle Rekorde pulverisiert. Sogar für das Wiegen wurde Eintritt verlangt.

Las Vegas. Allein der Siegergürtel kostet eine Million Dollar. Das gute Stück ist mit 3000 Smaragden und einem Kilo Gold besetzt. Mexikanische Bundespolizisten haben die Trophäe aus der Werkstatt in Ecatepec unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in die USA gebracht. Für die beiden besten aktiven Profiboxer Floyd Mayweather, 38, und Manny Pacquiao, 36, ist der Edelsteingürtel aber nicht mehr als ein Trinkgeld: Der „Kampf des Jahrhunderts“ (Sonntag, ab 4 Uhr) zwischen dem amerikanischen Protz-Champion und dem philippinischen Nationalhelden im MGM Grand in Las Vegas dürfte 400 Millionen Dollar einbringen.

Obwohl mit dem Verkauf der 16.000 Tickets die Rekordsumme von 74 Million Dollar eingenommen wurde, kommt der größte Teil aus dem Verkauf von Bezahl-Abos. Im amerikanischen Fernsehen sind für den Kampf mindestens 90 Dollar Freischaltgebühr zu zahlen – so viel wie noch nie. Die Rekordeinnahmen kommen also auch zustande, weil sich mit Showtime (Exklusivvertrag mit Mayweather) und HBO (Pacquiao) die beiden Riesen des Bezahlfernsehens einigen konnten. In Österreich ist man um 30 Euro (Sky) dabei.

Plauderei beim Basketball

Erstmals stand 2009 ein Duell der Weltergewichte Mayweather und Pacquiao in Aussicht. Die Verhandlungen wurden aber immer wieder abgebrochen, gestritten wurde wegen Dopingkontrollen und der Aufteilung der Einnahmen. Ein glücklicher Zufall also, dass sich Mayweather und Pacquiao Ende Jänner bei einem Basketballspiel der Miami Heat über den Weg liefen und ins Gespräch kamen. Wenig später verkündete Mayweather den Kampf: „Worauf die Welt gewartet hat, ist endlich gekommen.“

Seither überschlagen sich die finanziellen Rekordmeldungen. Die Einnahmen sind auch deshalb so hoch, weil das Duell über Jahre herbeigesehnt wurde. „Wir hatten sechs Jahre, um die Leute zu locken“, erklärt Pacquiao-Promoter Bob Arum. Kritiker meinen sogar, Mayweather und Pacquiao seien über ihrem sportlichen Zenit und hätten nur gewartet, bis das meiste Geld zu verdienen ist. Mayweather wird mindestens 150 Millionen Dollar für diesen einen Kampf bekommen und damit in einem Jahr mehr verdienen als jeder andere Sportler zuvor. Dabei ist der Amerikaner mit Einnahmen von 105 Millionen Dollar im Vorjahr ohnehin der bestverdienende Sportler der Welt.

Kontergenie gegen Haudrauf

Der bei drogenabhängigen Eltern aufgewachsene Selbstdarsteller sammelt Statussymbole und protzt mit seinem Reichtum. 2012 saß er 90 Tage wegen Gewalt gegen die Mutter seiner Kinder im Gefängnis. Mayweather ist als Person umstritten, doch im Ring ist er ein begnadeter Konterboxer. In den 18 Jahren seiner Profikarriere hat er alle seine 47 Kämpfe gewonnen. Kürzlich meinte er, niemand könne ihm weismachen, Muhammad Ali sei besser gewesen als er. „Ich bin der Beste aller Zeiten!“, tönte Mayweather. Der Defensivkünstler mit dem losen Mundwerk hat jedenfalls alle mit Rang und Namen besiegt – nur eben Pacquiao nicht.

Der aggressive Stil des philippinischen Superstars ist attraktiver und riskanter. Pacquiaos Ruhm reicht aber über den Sport hinaus. Er ist Politiker, Sänger, Schauspieler, Geschäftsmann und christlicher Prediger. Mit dem Boxen wollte der fünffache Vater aus ärmlichen Verhältnissen nur seine Familie ernähren. Heute blickt er auf 56 Siege, fünf Niederlagen und zwei Remis zurück. In Las Vegas wird Pacquiao mindestens 100 Millionen Dollar verdienen.

Im Vorfeld haben sich die Kontrahenten handzahm gegeben, böse Worte fielen keine. „Ich bin überzeugt, der bessere Kämpfer zu sein“, sagte Mayweather wenig überraschend. Pacquiao pries Gott und versprach, dass sein „Killerinstinkt“ intakt sei. Am Vortag wurde noch die Abwaage der Athleten zu Geld gemacht. Zehn Dollar waren zu bezahlen, um dabei sein zu können. Der eingenommene Betrag soll aber karitativen Zwecken zugutekommen.

DIE HÖCHSTEN BOXGAGEN

1. Floyd Mayweather (USA) 2015; 150 bis 180 Mio. Dollar

2. Manny Pacquiao (Philippinen) 2015; 100 bis 120 Mio. Dollar

3. Mayweather (USA) 2013; 41,5 Mio. Dollar gegen Saul Alvarez (MEX)
4. Oscar de la Hoya (USA) 2007; gegen Mayweather; 40 Mio. Dollar

5. Evander Holyfield (USA) 1997; gegen Mike Tyson (USA); 35 Mio. Dollar

5. Mike Tyson (USA) 1997; 35 Mio. Dollar

7. Mayweather (USA) 2014; 32 Mio. Dollar
8. Tyson (USA) 2002; gegen Lennox Lewis (GB); beide je 30 Mio. Dollar

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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