Boxen: Millionenschwere, glanzlose Show

Floyd Mayweather
Floyd MayweatherREUTERS
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Floyd Mayweather besiegte im „Jahrhundertkampf“ Manny Pacquiao nach Punkten, begeisterte aber weder Publikum noch Experten. Sein Minutenlohn: fünf Millionen Dollar.

Für Floyd Mayweather war das als „Jahrhundertkampf“ deklarierte Duell gegen Manny Pacquiao schon vor dem Urteil entschieden. Noch vor der Verkündung der Wertung kletterte der US-Amerikaner in seinen schwarz-goldenen Shorts siegessicher auf die Ringseile und wollte sich eigentlich feiern lassen – doch von den meisten der 16.507 Zuschauer im MGM Grand in Las Vegas erntete er nur Buhrufe. „Money“ war das freilich herzlich egal. „Ich habe meinen Job gemacht. Wer das nicht anerkennen möchte, tut mir leid“, meinte Mayweather.

Wenig später war Mayweathers 48. Sieg seiner Profi-Karriere amtlich. Zweimal 116:112 und einmal 118:110 lauteten die Wertungen nach den zwölf Runden zu je drei Minuten zugunsten des ungeschlagenen 38-Jährigen, der damit Weltmeister im Weltergewicht nach WBA, WBC und WBO ist. Zudem dürfte ihm der bestbezahlte Kampf aller Zeiten inklusive Pay-TV-Einnahmen rund 180 Millionen Dollar einbringen, das entspricht einem Minutenlohn von fünf Millionen Dollar. Zumindest die Sympathien des Publikums lagen klar aufseiten des Verlierers. „Ich dachte, ich habe gewonnen“, erklärte ein zutiefst enttäuschter Pacquiao, der sich nach der sechsten Niederlage im 65. Profi-Kampf mit rund 120 Millionen Dollar trösten darf. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber das war nicht gut genug.“

Als ultimatives Spektakel war das Boxduell angepriesen worden, den großen Glanz versprühten jedoch nur die voll besetzten Reihen auf den Tribünen. Teenie-Idol Justin Bieber gab sich ebenso die Ehre wie Rockstar Sting, auch Hollywood-Größen wie George Clooney oder Leonardo DiCaprio fanden sich in Las Vegas ein, It-Girl Paris Hilton durfte bei einem derartigen Auflauf ohnehin nicht fehlen. Aus sportlicher Sicht aber wurde der Kampf dem Hype im Vorfeld nicht gerecht, das große Spektakel blieb aus. Mayweather setzte sich mit seinem gewohnt effektivem Stil aus einer kontrollierten Defensive durch. Pacquiao wirkte zwar offensiver, hatte letztlich aber deutlich weniger Schlagkraft vorzuweisen. Nur 81 seiner 429 Schläge brachte der Filipino an, Mayweather war mit einer Quote von 34 Prozent (148 Treffer bei 435 Schlägen)fast doppelt so erfolgreich.

Nicht nur Mike Tyson unbeeindruckt

„Der Kampf des Jahrhunderts war ein bisschen ein Reinfall“, lautete das Resümee des US-Magazins „Sports Illustrated“, dem sich zahlreiche Boxgrößen anschlossen. „Sorry Boxfans. Nennt mich altmodisch, aber ich mag es, wenn die Fans einen actiongeladenen Kampf sehen, der sein Geld wert ist“, twitterte Ex-Weltmeister Oscar de la Hoya. „Darauf haben wir fünf Jahre gewartet . . . #unbeeindruckt“, schrieb Mike Tyson.

Mayweather sah keinen Anlass für Erklärungen oder Rechtfertigungen für die magere Show, sondern profilierte sich lieber in großen Tönen. „Ich wurde als Gewinner geboren und werde als Gewinner sterben“, behauptete der Weltmeister, der zuvor noch mit dem Dank an Gott und so etwas wie ein klein wenig Demut überrascht hatte. Allerdings sorgte auch Pacquiao nach dem Kampf für Verwunderung, als er sich auf eine Verletzung an der rechten Schulter, die in der dritten Runde akut geworden sein soll, berief. Der 36-Jährige war bislang nicht dafür bekannt, sich für Niederlagen zu entschuldigen, noch dazu auf derart merkwürdige Art: Schließlich hatte Pacquiao erst in der vierten Runde seine beste Phase. Es habe keinen Beweis für eine Verletzung gegeben, teilte auch Nevadas Boxbehörde mit.

Mayweather will nun bald die Pension genießen, schließlich hat er seinen Vorjahresverdienst gemäß „Forbes“-Liste von 105 Millionen Dollar auf einen Schlag fast verdoppelt. „Es ist Zeit, dass Jüngere um diese Gürtel kämpfen. Ich bin nicht habgierig“, sagte der 38-Jährige. Im September will er noch einmal in den Ring steigen – und den Rekord von Rocky Marciano von 49 Siegen einstellen. (swi)

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