Handball: Jammern und weinen verboten

HANDBALL - EHF EURO 2016, Quali, AUT vs FIN
HANDBALL - EHF EURO 2016, Quali, AUT vs FIN(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Oliver Lerch)
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Das Nationalteam empfängt heute in der EM-Qualifikation den übermächtigen Gegner Spanien. Ausfälle lässt der Teamchef nicht als Ausrede gelten. Hoffnung gibt die Flügelzange.

Innsbruck. Österreich steht unter Zugzwang. In der Qualifikation für die Europameisterschaft in Polen im Jänner trifft das Handball-Nationalteam heute in der Innsbrucker Olympiahalle auf Spanien (20.20 Uhr, live ORF Sport+). Am Sonntag geht es weiter nach Kiel, dort wartet zum Abschluss der Qualifikation Deutschland. Auch wenn die beiden letzten Spiele gegen Finnland gewonnen wurden, beträgt der Rückstand auf die Gruppenspitze mit Spanien und Deutschland zwei Punkte. Sollte das Spitzenduo seine Spiele gewinnen, kann sich die rot-weiß-rote Auswahl nur noch als bester Dritter der sieben Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft qualifizieren.

Gegen die spanischen Asse ist Österreich klarer Außenseiter, das Hinspiel ging 16:27 verloren. Fünf Akteure der Spanier haben mit dem FC Barcelona gerade die Champions League gewonnen, weitere Topspieler komplettieren den Kader. „Sie haben das Who's who des europäischen Handballs in ihren Reihen. Sie sind auf allen Positionen doppelt gut besetzt und haben mit Arpad Sterbik einen Weltklasse-Torwart“, meinte ÖHB-Teamchef Patrekur Jóhannesson. „Nach der Papierform sind wir natürlich Außenseiter. Aber wir haben eine Truppe, die kämpfen wird bis zum Umfallen.“

Erschwerend kommt hinzu, dass Jóhannesson gleich auf vier Mannschaftsstützen verzichten muss. Neben Torhüter Nikola Marinovic, Fabian Posch und Max Hermann musste mit Viktor Szilágyi auch der Kapitän verletzungsbedingt absagen. Dem 36-Jährigen droht wegen einer Sehnenblessur eine mehrmonatige Zwangspause. Szilágyi hätte am Sonntag in Kiel sein 200. Länderspiel bestritten. „Ich könnte jetzt hundert Ausreden finden, aber ich habe keine Lust zu weinen“, hielt Jóhannesson fest. „Ich habe immer noch genügend gute Spieler. Auch Routine ist vorhanden, obwohl einige ihr Debüt im Nationalteam geben werden.“

Schützenkönig und Kronprinz

Ein Trumpf der Österreicher ist die Flügelzange mit Robert Weber und Raul Santos. Die beiden Teamspieler haben sich in der abgelaufenen Saison der deutschen Bundesliga als treffsicherste aller Spieler präsentiert und sind in die Fußstapfen von Konrad Wilczynski getreten, der 2008 als erster Österreicher die Torjägerkrone holte.

Zweimal war Weber zuletzt knapp gescheitert, beide Male wurde er Zweiter. Heuer ließ der 29-jährige Rechtsaußen von Magdeburg aber keine Zweifel aufkommen und sicherte sich den Torschützentitel. „Ich war alle meine sechs Jahre in Magdeburg in den Top fünf“, meinte Weber, der die Saison mit seinem Klub auf dem vierten Tabellenrang beendete. „Diese Konstanz ist mir noch wichtiger als der Titel des Schützenkönigs.“

In der abgelaufenen Spielzeit erreichte der Vorarlberger eine Trefferquote von knapp 80 Prozent und erzielte in 36 Partien 271 Tore – 18 mehr als Nationalteam-Kollege Raul Santos (253). Der 23-jährige Linksaußen von Gummersbach, der erst seine zweite komplette Saison in der deutschen Bundesliga gespielt hat, wurde zudem mit 36 eroberten Bällen Zweiter in der Kategorie „Steals“.

Im Hinblick auf den heutigen Gegner stimmte Torschützenkönig Weber dem Credo von Teamchef Jóhannesson zu, dass über die Ausfälle zu jammern nichts bringe: „Wir müssen ohne Angst in das Spiel gehen. Wir haben nichts zu verlieren, jeder rechnet mit einem Sieg der Spanier.“ Der Teamchef freut sich jedenfalls auf das Spiel in der Olympiahalle, die mit 8000 Zuschauern ausverkauft sein soll. „Mir persönlich macht so ein Spiel gegen Topnationen mehr Spaß. Ich bin bereit.“

AUF EINEN BLICK

Österreichs Handball-Herren gehen als Außenseiter in das heutige EM-Qualifikationsspiel gegen Spanien (20.20, ORF Sport+). Am Sonntag folgt das letzte Gruppenspiel in Deutschland. Teamchef Jóhannesson muss in Innsbruck gleich vier Mannschaftsstützen vorgeben. Auf den Flügeln kann Österreich auf die beiden besten Torschützen der deutschen Liga, Robert Weber und Raul Santos, zurückgreifen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2015)

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