Europa-Spiele: Das Staffelholz verhindert Gold

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Die Leichtathletik-Bewerbe in Baku endeten für Österreich mit einer hauchdünn verpassten Goldmedaille. Vor allem der Nachwuchs um das 15-jährige Ausnahmetalent Sarah Lagger zeigte auf.

Baku. „Das ist das bitterste Rennen meiner Karriere“, meinte Günther Matzinger. Der für Österreichs Baku-Team nachnominierte Paralympics-Sieger hatte als Zweiter der rot-weiß-roten Männerstaffel über 4 x 400 Meter das Staffelholz verloren. Und so kamen die Österreicher nur auf Rang sieben, Platz sechs in der Staffel hätte zum Gesamtsieg bei der im Rahmen der Europaspiele ausgetragenen Leichtathletik-Team-EM der vierten Leistungsstufe gereicht.

Nach 39 der 40 Entscheidungen war Österreich 5,5 Punkte vor der Slowakei in Führung gelegen, als Matzinger in der Staffel das Holz aus der Hand geschlagen wurde. Ein Protest war erfolglos, der 28-jährige Salzburger danach am Boden zerstört. Mit 0,5 Punkten Rückstand wurde Österreich schlussendlich Zweiter. Die von Teamkapitän Gerhard Mayer entgegengenommene Silbermedaille wurde dennoch bejubelt. Der 35-jährige Mayer hatte für einen von vier österreichischen Disziplinensiegen gesorgt, er hatte den Diskus 59,48 Meter weit geworfen.

Für die wertvollste internationale Leistung in Österreichs Team sorgte Beate Schrott. Mit Verbesserung der Saisonbestzeit um sechs Hundertstel auf 13,18 Sekunden gewann sie die 100 Meter Hürden. „Das hat mich hier schon sehr stark an Olympia 2012 erinnert“, sagte die Finalistin von London. „Daher war ich auch ein bisschen nervös.“ Die 27-jährige Niederösterreicherin zeigte sich erleichtert, nachdem ihr zuletzt wegen eines Sturzes im Mai die Sicherheit gefehlt hatte.

Rohdiamant aus Oberkärnten

Die weiteren Siege gelangen Dominik Siedlaczek mit 14,07 Sekunden über 110 Meter Hürden und Anita Baierl in 16:33,09 Minuten über 5000 Meter. Da die Top vier der 14 Leichtathletik-Teams von der vierten in die dritte EM-Leistungsklasse aufsteigen, hat die ÖLV-Equipe dieses Ziel souverän erfüllt. Außerdem haben viele Junge im 46-köpfigen Team gut gepunktet.

Allen voran wird Sarah Lagger von ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber herausgestrichen. Die erst 15-Jährige kam bei Platz drei im Weitsprung mit 6,17 Meter bis auf einen Zentimeter an ihre Bestweite heran. „Damit bin ich wirklich zufrieden“, sagte das Team-„Küken“.

Die Kärntnerin hat am 17. Mai in Leibnitz mit der U18-Weltbestleistung im Siebenkampf einen Meilenstein zumindest in Österreichs Nachwuchs-Leichtathletik gesetzt. Zur Leichtathletik ist sie 2008 bei einer Volksschultalentesichtung der Brüder Georg und Roland Werthner gekommen, bei der sie mit ihren Anlagen herausgestochen ist. „Sarah hat eine spezielle Koordination. Ihre Bewegungsabläufe sind so natürlich und selbstverständlich“, schwärmt Roland Werthner. Er und sein Bruder, Olympia-Vierter 1980 in Moskau, haben den Teenager aufgebaut.

Noch schlummern etliche Reserven in Lagger, mit dem Krafttraining hat sie noch gar nicht begonnen. Ob ihres Potenzials wird die Sport-BORG-Schülerin als einzige ÖLV-Aktive sowohl bei der Jugend-WM in Cali als auch bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen in Tiflis antreten. „Sarah hat ein Riesenpotenzial, technisch keine Schwäche“, sagt Gruber.

Gemäßigte Ziele, große Träume

„Ich war ziemlich hyperaktiv“, erzählt Lagger. Der Mehrkampf sei da gerade recht gekommen. Ihre Bestleistungen sind mit 1,74 Metern im Hochsprung, 13,87 Sekunden über 100 Meter Hürden, 14,54 Metern mit der Kugel, 47 Metern mit dem Speer sowie 25 Sekunden und 2:19 Minuten über 200 und 800 Meter für ihr Alter beachtlich.

Laggers langfristiges Traumziel ist Olympia 2020 in Tokio, ihr kurzfristiges die Jugend-WM diesen Sommer in Kolumbien. „Erfahrung sammeln, in die Top Ten kommen“, setzt sich das Ausnahmetalent aus dem Oberkärntner Ort Brodbrenten bescheidene Ziele. „Eine Medaille wäre ein Traum.“ Gewöhnlich gibt es Podestränge ab 5500 Punkten, Laggers Weltbestleistung liegt bei 6014 Zählern.

Auf einen Blick

Die Leichtathletikbewerbe der Europaspiele in Baku sind für Österreich mit einen um 0,5 Punkte verpassten Sieg bei der Team-EM zu Ende gegangen.
Die Tendenz zeigt nach oben, mit der 15-jährigen Sarah Lagger hat auch der Nachwuchs auf sich aufmerksam gemacht. Die Kärntnerin hält die U18-Weltbestleistung im Siebenkampf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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