Radsport: Auf neuen Wegen durch Österreich

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Organisation, Sponsoren, Streckenführung: Die Österreich-Rundfahrt geht rundum erneuert heuer in die 67. Auflage. Stefan Denifl soll mit einem Heimsieg für die Krönung sorgen.

Wien. Der Countdown läuft: Am Samstag startet die 67. Österreich-Rundfahrt mit dem Prolog in Wien und soll den Beginn einer neuen Ära einleiten. Vergangenen August trat Uschi Riha nach zehn Jahren als Organisatorin zurück, sie hatte genug vom jährlich wiederkehrenden Ringen um Sponsoren und Unterstützung. Der Herausforderung des dringend nötigen Umbruchs nahm sich Wolfgang Weiss, 2006 für die Rad-WM in Salzburg zuständig sowie bei der EM 2008 und 2012 für die Uefa tätig, an.

Mit völlig neuer Mannschaft krempelte Weiss die Rundfahrt um. Sinnbild dafür ist die diesjährige Streckenführung: Statt wie in den vergangenen zehn Jahren erfolgt heuer in der Bundeshauptstadt nicht die Zieldurchfahrt, sondern der Auftakt in Form eines Mannschaftszeitfahrens auf dem Wiener Ring. Insgesamt umfasst die auf neun Tage ausgedehnte Tour bis ins Ziel in Bregenz 1450 Kilometer, gespickt mit rund 17.000 Höhenmetern. Allein 3721 davon sind auf der Königsetappe am nächsten Freitag zu absolvieren, die auf Großglockner und Kitzbüheler Horn führt. „Die Zeit der Bad News, der Raunzerei ist vorbei“, ist Pressesprecher Martin Roseneder, vom Neustart überzeugt.

Eine Vielzahl an neuen Partnern garantiert für die nötige finanzielle Sicherheit. „Wir haben eine komplett neue Sponsorlandschaft aufgestellt und es geschafft, eine rote in eine schwarze Veranstaltung umzuwandeln“, erklärt Roseneder im Gespräch mit der „Presse“. Mit neuem umfangreichen Rahmenprogramm, Videowalls in den Etappenorten und Livestream auf der Homepage sollen die heimischen Radsportfans auf ihre Kosten kommen. Auf Livebilder im Fernsehen müssen sie hingegen weiter warten, im ORF sind lediglich Zusammenfassungen zu sehen. „Man muss kleine Brötchen backen. Innerhalb von ein paar Monaten lässt sich nicht alles aufstellen“, meint Rosenender mit Blick auf Kosten und kurze Vorbereitungszeit. Für die Zukunft sei aber auch die Übertragung auf Eurosport ein durchaus realistisches Ziel. „Wir wollen die Schönheiten Österreichs zeigen“, weiß der Pressechef um den großen Werbewert der TV-Bilder.

Bühne für heimische Talente

20 Teams nehmen den anspruchsvollen Kurs in Angriff, darunter sechs World-Tour-Teams. Gemäß dem Leitspruch „Creating Heroes“ gehe es vor allem aber darum, jungen heimischen Talenten eine Bühne zu bieten, wie Roseneder betont: „Wir wollen eine Rundfahrt für Österreicher bieten, damit sie den Sprung zu großen Teams schaffen können.“

Einer dieser Nachwuchsfahrer ist Gregor Mühlberger, der im Vorjahr als Glocknerkönig auf sich aufmerksam gemacht hat und mit Felbermayr-Simplon für einen der sechs heimischen Continental-Rennställe an den Start geht. „Teilweise ist es fast zu schwer“, meinte der 21-Jährige und sieht den Gesamtsieg daher außer Reichweite. „Wir fahren nur einmal im Jahr auf diesem Niveau. Ich werde deshalb eher auf eine Etappe schauen.“

Stefan Denifl hat den Schritt bereits geschafft und reist als IAM-Kapitän und großer heimischer Hoffnungsträger auf den Sieg zur Rundfahrt an. Der 27-Jährige gab heuer sein Comeback nach fast einjähriger Knieverletzung und bewies zuletzt bei der Tour de Suisse mit dem Gewinn der Bergwertung seine Form. „Die Österreich-Rundfahrt ist keinesfalls Plan B, sondern kommt zu einem sehr guten Zeitpunkt für mich“, erklärte Denifl. Das anspruchsvolle Streckenprofil trifft den Geschmack des Tirolers. „Ziel ist es, dass ich um den Sieg mitfahren kann“, sagte der Gesamtsiebente von 2010. Harte internationale Konkurrenz erwartet Denifl durch Daniel Moreno (ESP/Katjuscha), Chris Anker Sörensen (DEN/Tinkoff-Saxo) und Davide Formolo (ITA/Cannondale).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)

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