Ö-Tour: Denifl hat nach langer Leidenszeit viel vor

AUSTRIA CYCLING TOUR DE SUISSE 2015
AUSTRIA CYCLING TOUR DE SUISSE 2015APA/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Tiroler wegen Knieverletzung mit halbjähriger Trainingspause in Saisonvorbereitung - Nach starker Tour de Suisse mit hohen Zielen

Stefan Denifl möchte bei der Österreich-Rundfahrt um den Sieg mitmischen, obwohl er bis zum Frühjahr wegen einer Knieverletzung ein halbes Jahr nicht auf dem Rad gesessen war und heuer erst rund ein Dutzend Renntage in den Beinen hat. Zuversicht schöpft er aus seiner hervorragenden Vorstellung bei der Tour de Suisse, bei der er sich das Trikot des besten Bergfahrers gesicher hat.

Dabei sah es vor einigen Monaten gar nicht gut aus. Eine Instabilität eines kleinen Gelenks im rechten Knie (proximales Tibiofibulargelenk) zwang den Tiroler von Mitte September bis Ende März zum Nichtstun. Die Blessur ließ sich trotz der Konsultation von mehreren Ärzten und Physiotherapeuten lange nicht in den Griff bekommen.

"Ich habe mir bei einem Sturz bei der Dauphine (Anm: im Juni 2014) eine Sehne beschädigt. Durch den schlechten Zustand der Sehne hat sich dann eine Instabilität eingeschlichen. Ich habe dann immer zwei Woche pausieren müssen, nach drei, vier Tagen Training waren die Schmerzen aber wieder da. Im Herbst habe ich eingesehen, dass es nichts bringt", erzählte Denifl.

Das Problem sei aber auch ohne Trainingsbelastung trotz begleitender Physiotherapie nicht verschwunden. "Auch in Ruhe gab es immer ein Ziehen. Auf die Dauer hat das auf die Psyche geschlagen, wenn es beim Einschlafen und beim Aufstehen immer da ist." In der schweren Zeit sei ihm besonders seine Freundin eine wichtige Stütze gewesen. Auch sein Rennstall IAM habe ihn in jeder erdenklichen Weise unterstützt.

Erst im Jänner fand der Stubaier mit Patrick Grassnig einen Physiotherapeuten, der ihm helfen konnte. "Er hat mich wieder aufs Radl gebracht. Wir haben 15 bis 20 Stunden pro Woche zusammengearbeitet, das habe ich gebraucht. Es ist dann von Woche zu Woche besser geworden. Ende März war es dann soweit und Denifl durfte wieder voll ins Training einsteigen. "Eigentlich ist es dann schnell gegangen. Man vergisst das ganze Leiden schnell wieder. Ich habe mich vorher mit Alternativtraining fit gehalten, deshalb war der Einstieg gar nicht so schwer."

Ganz beschwerdefrei ist er aber immer noch nicht. "Ich spüre schon da und dort noch was, aber es ist nicht so, dass am nächsten Tag nach einem Rennen oder einem Training eine Reizung da ist", erläuterte Denifl im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

Sein erstes Rennen bestritt er Mitte Mai mit der Bayern-Rundfahrt. Einen Monat später zeigte der 27-Jährige in der Schweiz bereits wieder stark auf. Im Heimrennen will der Siebentplatzierte von 2010 nun sogar um den Sieg mitfahren.

"Die Ausgangslage ist nicht so gut, weil ich so lange weg war. Aber ich bin ein besserer Radfahrer als vor drei, vier Jahren, ich habe schon einen Sprung gemacht." Über die Konkurrenz, die tausende Trainingskilometer und drei bis viermal so viele Renntage absolviert hat, macht er sich keine Gedanken. "Das versuche ich auszublenden."

Problematisch könnte die Vorbelastung der Tour de Suisse aufgrund der fehlenden Trainings- und Rennkilometer sein. "Ich habe mich letzte Woche nicht so gut erholt, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber es sollte trotzdem gut hinhauen."

Für ihn könnte sprechen, dass es mit recht einfachen Tagen los geht. "Mein Glück ist, dass die schweren Etappen erst später kommen. Und für die Rundfahrt ist klar, dass das Niveau nicht wie bei Tour der Suisse sein wird, es wird nicht so schnell sein."

Außerdem könne er sich auf die Hilfe seiner IAM-Mannschaft verlassen, die unter anderem aus dem Vorjahreszehnten Thomas Degand (BEL) und David Tanner (AUS) besteht. "Ich denke, Stefan Denifl hat nicht nur den Wunsch, sondern auch die Fähigkeiten, in Österreich ein gutes Rennen zu zeigen. Und ehrlich gesagt sehe ich nichts, was ihm im Weg stehen könnte", meinte Tanner.

Hohe Erwartungen in seine Landsleute hat auch Ex-Rundfahrtsieger Thomas Rohregger, der seine Karriere beendet hat. "Wir haben heuer sehr viele starke Österreicher bei der Tour, aber Stefan Denifl ist mein absoluter Einserkandidat für den Gesamtsieg", meinte der als ORF-Experte arbeitende Tiroler. Zugutekommen könne seinem Tiroler Landsmann die Streckenkenntnis und in gewisser Weise auch die wenigen Rennkilometer. "Ich finde, das könnte sich als großes Plus erweisen, denn viele Profis sind nach einer langen Saison schon müde."

Tour-Direktor Wolfgang Weiss erhofft sich ebenfalls eine starke Vorstellung Denifls. "Er hat sich selber durch seine Auftritte bei Tour de Suisse mit ähnlicher Topografie in eine gewisse Rolle gespielt", so Weiss.

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