Offenbar systematischer Förderbetrug im Schwimmenverband

Symbolbild Schwimmen
Symbolbild SchwimmenAPA/EPA/SRDJAN SUKI
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Generalsekretär Thomas Unger berichtete den Landesverbänden auf Basis einer aktueller Untersuchung von bislang nicht bekannten Abläufen.

Der österreichische Schwimmverband (OSV) wird offenbar von diversen früheren Malversationen eingeholt. Der OSV-Generalsekretär Thomas Unger erklärte in einem Schreiben an Verantwortliche der Landesverbände, dass von 2006 bis 2013 in einigen Bereichen ein Förderbetrug stattgefunden haben könnte. Einen diesbezüglichen Bericht, der der Staatsanwaltschaft schon länger vorliegt, hat der OSV am vergangenen Dienstag erhalten. 

"Der Bericht der Staatsanwaltschaft enthält Indizien, wonach durch die im Untersuchungszeitraum 2006-2013 Verantwortlichen, Generalsekretär Thomas Gangel und Finanzreferent Walter Benesch, systematisch im OSV Förderbetrug begangen haben könnten", heißt es darin. Es soll sich dabei um bislang völlig unbekannte Abläufe handeln. Gangel und Benesch hätten laut den Ermittlungen "auch die in diesem Zeitraum beim OSV beschäftigten Sportdirektor Moschos Tavlas und Anja Richter (2006-2007) in ihre Praktiken verwickelt." Sportdirektor Tavlos wurde entlassen, Richter ihrer Funktion in der Sportkommission Wasserspringen enthoben.

"Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Gelder ordnungsgemäß verwendet worden sind", sagte Richter gegenüber der "Presse". Eine am Montag von der APA eingeholte Stellungnahme von OSV-Generalsekretär Thomas Unger geht in dieselbe Richtung. "Sie (Anm.: Tavlas und Richter) dürften beide nicht aktiv beteiligt gewesen sein, sondern wurden missbraucht." Es habe sich dabei um Unterschriften unter Honorarnoten gehandelt. Unger: "Es ist aber nachweislich kein Geld in ihre Richtung geflossen." 

Details schon früher bekannt?

Der APA liegt allerdings auch ein mit 25. März 2014 datiertes Schreiben der vom OSV betrauten Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA Horwath vor. Darin wurden die damaligen OSV-Vorstandsmitglieder schon damals u.a. über gefälschte und Förderstellen daher zu Unrecht vorgelegten Rechnungen sowie über doppelt bei Förderstellen vorgelegte Belege informiert. Die Fortbestandsprognose für den OSV wurde als negativ gesehen.

Hinsichtlich der rechnerischen Überschuldung sah TPA Horwath vor mehr als 15 Monaten die Sachlage klar. "Es ist davon auszugehen, dass der Verein rechnerisch überschuldet ist", wurde deutlich und klar festgestellt. Hinsichtlich der Fortbestandsprognose habe Thomas Unger als damaliger OSV-Finanzreferent eine positive Kalkulation abgeliefert. Die Kanzlei wies aber auf darin enthaltene wesentliche Unsicherheiten hin.

Suche nach Verbleib der Gelder

Ungers Mobilbox war am Sonntag voll, für die APA war er nicht zu erreichen. Tavlas sagte zu seiner vom OSV bekanntgegebenen Dienstfreistellung nur zwei Worte: "Kein Kommentar." Unger gab im Mail an die Landesverbände Folgendes bekannt: "Es war im Wesentlichen erkennbar, dass Gelder gegen Rechnung an diverse Empfänger überwiesen wurden und von diesen wieder zurück an den OSV bezahlt wurden."

Das OSV-Präsidium sei laut Unger sofort mit dem Sportministerium in Kontakt getreten, um die weitere Vorgangsweise im Hinblick auf die laufende Sportförderung und die drohenden Rückforderungen zu klären. Weitere Gespräche sollen folgen. Unger: "Der Vorstand des OSV sieht sich nun im Sinne aller Mitglieder verpflichtet, so rasch wie möglich den Verbleib bzw. die Verwendung dieser Gelder festzustellen."

(APA/red)

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