Tour-Sieger Froome als Gentleman: "Nehmt das nicht als Schwäche"

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Der 30-jährige Brite Christopher Froome ist als zweifacher Tour-Sieger einem hartnäckigen Dopingverdacht ausgesetzt.

Christopher Froome ist ein netter Kerl mit perfekten Manieren. Aber sein öffentlicher Auftritt sollte nicht täuschen, sagt der Mann im Gelben Trikot der Tour de France selbst. "Ich versuche, so nett wie möglich zu sein. Aber nehmt das nicht als Schwäche", lautete seine Art einer Warnung. Seine Gegner wissen, wovon der 30-jährige Brite spricht.

Auf dem Rad fand er während der drei Wochen der Frankreich-Rundfahrt immer eine Antwort, auch wenn er auf den letzten zwei Alpen-Etappen etwas schwächelte. Doch auch abseits der sportlichen Wertungen ließ Froome, der vor Jahren an der Tropenkrankheit Bilharziose erkrankt war, meist an Klarheit nichts zu wünschen übrig.

Der am 20. Mai 1985 in Nairobi geborene Froome, der in Kürze erstmals Vater wird, stellte Vincenzo Nibali sofort zur Rede, als der ihn ungerechterweise beschuldigte, einen schweren Sturz in Le Havre mitverursacht zu haben. Zwei Tage vor dem Finale las er dem Sizilianer die Leviten, weil ihn dieser attackierte, als er wegen eines Defekts stoppen musste. Dabei fiel laut Nibali so manches raue Wort, das er nicht wiederholen wolle.

Andeutungen von Armstrong

Bernhard Eisel beschreibt seinen Teamkollegen bei Sky als "schlichten und sehr umgänglichen Menschen". "Er ist sehr professionell, auch wie er mit Konfrontationen umgeht", sagte der Steirer. Eisel, von dessen Erfahrung die Mannschaft viel profitiert, war heuer nicht für die Tour nominiert worden, es wäre seine elfte gewesen. "Froome braucht keinen Road-Captain, er weiß selber genau, was zu tun ist."

Als nun zweifacher Tour-Gewinner - der erste Sieg gelang 2013 ebenfalls vor Nairo Quintana (COL) - ist das Thema Doping für Froome ein ständiger Begleiter. Die vagen Andeutungen der Ex-Profis Laurent Jalabert und Lance Armstrong wies Froome als heuchlerisch zurück. Ankläger dieser Art - Armstrong ist wegen Dopings lebenslang gesperrt, Jalabert wurde 2013 durch Nachkontrollen als EPO-Konsument überführt - könne er nicht akzeptieren.

"Es ist viel passiert abseits des Rennens. Das hat uns als Team zusammengeschweißt", sagte Froome. Sein Rennstall sah sich angesichts der Verdächtigungen genötigt, einige Werte zu veröffentlichen. Kritikern erschien das freilich nicht genug. Eine Gala-Vorstellung beim ersten Pyrenäen-Anstieg nach La Pierre Saint-Martin hatte gereicht, um wieder Zweifel an der Korrektheit von Froomes Leistungen aufkommen zu lassen.

Mit Urin überschüttet und bespuckt

Am vorletzten Tag erklärte er in L'Alpe d'Huez den Coup: "Drei Wochen vor der Tour war ich im Training dort und habe mir diesen Anstieg für eine große Attacke ausgesucht. Das Profil der letzten fünf Kilometer war ideal für mich. Das war meine Tour-Taktik." Sie ging auf. Er nahm seinem gefährlichsten Herausforderer Quintana mehr als eine Minute ab und hatte damit nach seinen starken Auftritten in der ersten Woche die Basis für die Fahrt in Gelb nach Paris gelegt.

Auf dem Weg dorthin musste Froome aber auch Angriffe von Rowdys über sich ergehen lassen. Einmal wurde er mit einem Becher Urin überschüttet, ein anderes Mal bespuckt.

Der Sky-Kapitän, bei 1,86 m Größe nur 68 kg wiegt, wird seinen Konkurrenten noch länger erhalten bleiben. "Solange es mein Körper erlaubt, werde ich weitermachen, vielleicht bis 36 oder 38", erklärte Froome. Er gab aber auch zu, am Samstag beim Generalangriff Quintanas auf das Gelbe Trikot "tausend Tode gestorben" zu sein.

(APA/dpa)

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