Sommerspiele 2016: Showdown unter dem Zuckerhut

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Ein Jahr vor dem Event in Rio sind 21 Österreicher qualifiziert. Die Angst vor einer erneuten "Null" ist groß - es gibt aber Athleten mit Chancen auf Edelmetall.

Wien. Wenn am 5.August 2016 die Sommerspiele in Rio de Janeiro beginnen, steht Österreichs Sport endgültig auf dem Prüfstand. In einem Jahr gilt es, die Schmach der „Null“ von London 2012 zu tilgen, zugleich erfolgt in Brasilien damit aber auch die Evaluation der Güte des heimischen Sports sowie der Tauglichkeit der lokalen Fördersysteme. Nicht nur die Athleten müssen sich mit dieser Ausgangslage beschäftigen, auch die Politik und Peter Schröcksnadel, der als Koordinator des „Projekts Rio“ verantwortlich ist.

Stets plumpe bis absolut sinnbefreite Aussagen wie „Wir sind auf einem guten Weg“ sind dieser Tage oft zu hören; sie kommen naturgemäß von Politikern. Schröcksnadel hingegen spricht die Dinge offen aus. Der ÖSV- und Rio-Projektchef sagt: „Wir haben einiges an Professionalität zugelegt. Österreich hat durchaus Chancen, in Rio de Janeiro Medaillen zu gewinnen.“

Das Warten auf Dinko Jukić

Schröcksnadel mimte den Diplomaten, denn in Österreich herrscht ein gewaltiger Unterschied zwischen Winter- und Sommersport. Im Gegensatz zu Winterspielen wird es auch im Sommer 2016 keinen einzigen erklärten ÖOC-Sieganwärter geben.

Beste Chancen auf Edelmetall hat weiterhin der mittlerweile in Rijeka lebende und trainierende Dinko Jukić. Der 26-Jährige ist der einzige Schwimmer, für den das Podest in Reichweite ist – wenn er erneut Härte und Motivation für die kraftraubenden Lagen-Distanzen über 200 (Platz4 in London) und 400 Meter aufbringen kann. Ein topinformierter Schwimmexperte ist davon überzeugt und er verriet der „Presse“, dass Jukić ab September vom zuletzt in Berlin beschäftigten Trainer Miro Žeravica Unterstützung bekommen wird. So streitbar Charakter und Auftreten von Jukić auch sind: Es ist unbestritten, dass alle anderen OSV-Schwimmer zu langsam sind – das bestätigen höchst alarmierende Zeiten bei der WM in Kasan.

Schiff ahoi – und dann mit viel Glück

Weitere Medaillenanwärter stellt die Segelflotte. Die 470er-Weltmeisterinnen Lara Vadlau/Jolanta Ogar, das 49er-Team Nico Delle Karth/Niko Resch (4. in London 2012) und das eigens für Olympia aufgebaute Nacra17-Duo Thomas Zajac/Tanja Frank haben dank Logistik, Geschick und Know-how von Koordinator Georg Fundak bereits mehrfach in der Bucht von Rio de Janeiro geübt. Wasser, dessen miese Qualität, Wind und Strömung sind somit geläufig.

Vielleicht gelingen den Schützen Olivia Hofmann (Luftgewehr), Alexander Schmirl (Luftgewehr), Stefan Raser oder Gernot Rumpler (beide Kleinkaliber) und dem Golfer Bernd Wiesberger Glückstreffer. Selbiges brauchen Kajak-Asse oder Judoka zwingend. Bei den Leichtathleten wäre ein erneuter Finaleinzug – Beate Schrott wurde 7. über 100 Meter Hürden –, schon ein Erfolg.

In Rio werden 306 Entscheidungen in 28 Sportarten (neu: Golf, Rugby) ausgetragen. Bislang sind 21 Österreicher qualifiziert, ÖOC-Präsident Karl Stoss rechnet mit 80 Aktiven. Der logistische Aufwand wird enorm, ebenso sind es die Distanzen zwischen Olympia-Komplex in Barra und dem geplanten Österreich-Haus (FC Botafogo). Eines ist gewiss: Österreichs Sport nimmt für eine einzige Medaille alle Strapazen auf sich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2015)

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