Leichtathletik: Über japanische Hürden nach Peking

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Wenige Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft in China sorgen neue Dopingenthüllungen für Aufsehen. Hürdenläuferin Beate Schrott akklimatisiert sich unterdessen in Japan.

Chiba/Wien. So geschwitzt habe sie noch nie in ihrem Leben, meinte Hürdenläuferin Beate Schrott. Als Einzige aus dem fünfköpfigen ÖLV-Team für die Leichtathletik-WM in Peking (ab Samstag) bereitet sich die Olympia-Achte und EM-Dritte von 2012 in Asien vor. Zwischen 31 und 33 Grad herrschen in der japanischen Millionenstadt Chiba, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 97 Prozent. Hier arbeitet die Niederösterreicherin seit knapp einer Woche am speziellen Hürdentraining.

„Es ist unglaublich schwül. Das Training ist aber gut. Ich weiß definitiv, wo meine Schwächen liegen, und kann gezielt daran arbeiten“, erklärte Schrott. Mit den hohen Temperaturen hat die 27-Jährige keine Probleme. „Ich hatte heuer schon viele Läufe in der Hitze. Ich weiß jetzt, wie ich mich aufwärmen muss, damit ich mich nicht verausgabe.“ Die Hürden-Einheiten absolviert Schrott mit der ebenfalls von ihrem Coach, Rana Reider, betreuten britischen Weltklasseathletin Tiffany Porter. Neben der Hürdentechnik gilt dem Starttraining ein Hauptaugenmerk. „Ich hatte heuer schon zweimal einen recht guten Start, und hinten raus war es schwach. Jetzt muss ich einmal alles richtig zusammensetzen.“ In Bellinzona hat zuletzt beides gepasst, in der Schweiz hat sie am 21. Juli mit 12,92 Sekunden das Limit (13,00) für die WM und für Olympia 2016 in Rio de Janeiro geknackt.

„WM bei den Großen“

Nach ihrem so erfolgreichen Jahr 2012 hatte Schrott mit einer Oberschenkelverletzung zu kämpfen. Endlich wieder verletzungsfrei zu sein, sei eine Erleichterung. „Es ist so wichtig für den Kopf, wieder Wettkämpfe zu laufen. Ich hatte ja zwei Jahre lang keine wirkliche Saison.“ Im Dezember des Vorjahres schloss sich Schrott der Trainingsgruppe des US-Amerikaners Reider an. Seitdem verbringt sie öfters mehrere Wochen in Arnheim in den Niederlanden, wo sie ihren Fokus hundertprozentig auf die Leichtathletik legen kann. „Arnheim war der richtige Schritt. Ich habe ihn noch keinen einzigen Tag bereut. Es gefällt mir dort sehr gut.“ In der Heimat könne sie dann abschalten. „Daheim habe ich eine eigene Küche, den Garten. Dort tanke ich Kraft“, erklärte Schrott. Derzeit liegt der Fokus aber ganz auf den Hürden, bereits morgen geht es mit ihrer Trainingsgruppe weiter nach Peking.

Ebenfalls mit einem „sehr guten Gefühl“ reist Lukas Weißhaidinger nach Peking – zu seiner „ersten Weltmeisterschaft bei den Großen“. Beim Finale der Austria-Top-Meeting-Serie in Arndorf hat der 23-Jährige mit 61,50 Metern den Diskusbewerb gewonnen und einen guten WM-Test abgeliefert. Weißhaidinger simulierte die WM-Qualifikation, übte das Warten im Callroom und konzentrierte sich auf die ersten drei Versuche. So viele hat er auch in Peking. „Heute hat das alles funktioniert, auch mit der Weite bin ich sehr zufrieden.“

Für Läuferin Jennifer Wenth gilt es, sich vor der WM gut zu regenerieren. Mit drei Rennen und dem Training, das „auf Hochtouren läuft“, befinde sie sich „in einer harten Belastungsphase“. Die 24-Jährige war in Arnheim über 3000 Meter (9:10,33 Minuten) nicht zu schlagen, bei den Staatsmeisterschaften vor einer Woche ist sie über 800 und 1500 Meter angetreten. „Jetzt heißt es, das WM-Rennen gezielt vorzubereiten.“ In Peking läuft Wenth die 5000 Meter.

Usain Bolt lässt Japan aus

Wenige Tage vor der Weltmeisterschaft wurden weitere Dopingenthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ veröffentlicht. Neuesten Recherchen der „Sportschau“ zufolge drohen russischen Spitzenläuferinnen und Funktionären, die entweder Dopingmittel eingenommen oder verteilt haben sollen, teils lebenslange Sperren. Der Weltleichtathletikverband IAAF forderte den nationalen russischen Verband zu einer Stellungnahme auf. Werden die auf Video- und Audioaufnahmen festgehaltenen Vorgänge nicht entkräftet, solle der Verband umgehend massive Sanktionen nach den Regularien der IAAF aussprechen. Dabei droht vier Athletinnen wie der 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Savinowa eine vierjährige Wettkampfsperre, vier weiteren Personen, darunter Chefmediziner Sergej Portugalow, droht sogar eine lebenslange Sperre. Zudem dürften den Athletinnen etliche Titel und Medaillen aberkannt werden.

Die WM-Vorbereitungen gehen unterdessen weiter. Wie Schrott haben auch die Jamaikaner ein Trainingscamp in Japan eingelegt. Einzig Usain Bolt fehlt. Der Sprintstar, der zuletzt vor allem mit Wettkampfabsagen auf sich aufmerksam machte, wird gleich nach Peking reisen, wo er 2008 zu Olympiagold sprintete.

AUF EINEN BLICK

Beate Schrott, Olympia-Achte und EM-Dritte von 2012 über 100 m Hürden, ist die einzige Athletin aus dem fünfköpfigen ÖLV-Team, die sich bereits in Asien auf die Leichtathletik-WM in Peking (ab Samstag) vorbereitet.

Neue Dopingenthüllungen kommen in der Zwischenzeit von der ARD. Demnach drohen mehreren russischen Funktionären, Trainern und Spitzenläuferinnen, darunter 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Sawinowa, teilweise lebenslange Sperren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2015)

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