Leichtathletik-WM: Schicksalslauf für den Sport

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Usain Bolt bleibt dank seiner Gelassenheit ein Spezialist für Großereignisse, sein schärfster Rivale, Justin Gatlin, hat eine einmalige Chance verspielt.

Peking. Er hat die halbe Saison verpasst, ist nur mit Glück ins 100-Meter-Finale gestolpert und hat sich dennoch zum erfolgreichsten Leichtathleten bei Weltmeisterschaften gekürt. Nach einem Kraftakt über 9,79 Sekunden lag Usain Bolt bei der WM in Peking eine Hundertstel Sekunde vor seinem Herausforderer, Justin Gatlin. „Das war definitiv mein schwierigstes Rennen auf dem Weg zu einer Titelverteidigung“, meinte Bolt.

Der Jamaikaner war nach einer Leistenverletzung als Außenseiter nach Peking gekommen und sorgte gleich im Halbfinale für einen Schreckmoment, als er kurz nach dem Start strauchelte. Mit Mühe kämpfte er sich noch an die Spitze (9,96) und schaffte die Final-Qualifikation, beim Auslaufen schüttelte er den Kopf. Der 29-Jährige blieb auch deshalb die Nummer eins, weil er trotzdem an sich geglaubt hat. „Wer zweifelt, hat schon verloren. Ich zweifle nie an mir. Ich weiß, wozu ich fähig bin“, erklärte Bolt. Er habe auch niemals Druck verspürt. „Ich bin stolz auf mich. Ich habe viel durchgemacht in dieser Saison. Ich wusste, wenn ich hier gewinnen will, muss ich ein tolles Rennen laufen.“

Skurriler Auftritt von Gatlin

Nach seinem Erfolg über Dopingsünder Gatlin, der fünf Jahre seiner Karriere gesperrt war, wurde Bolt als „Retter der Leichtathletik“ gefeiert. „Das überlasse ich euch. Ihr habt gesagt, Usain soll gewinnen, um den Sport zu retten. Ich bin hierhergekommen, um meinem Legendenstatus etwas hinzuzufügen“, erklärte der Sieger.

Der unterlegene Gatlin hatte im Halbfinale noch locker 9,77 hingelegt, eine Zeit, die im Finale gereicht hätte. Die knappe Niederlage nahm er sportlich, richtig angefressen war er dann auf der Pressekonferenz. Gleich viermal wurde er darauf angesprochen, dass Bolts Erfolg über ihn und die Dopingsünder Rodgers (5.), Gay (6.) und Powell (7.) auch ein wichtiger Sieg für den Sport gewesen sei. „Ich bin dankbar“, lautete Gatlins knappe Antwort. Das wiederholte er dreimal, dann war Ruhe. Bolt saß daneben und schmunzelte. Der neunfache Weltmeister kann sich am Donnerstag über 200 Meter – seine erklärte Lieblingsstrecke – das zehnte WM-Gold abholen.

Ihre sechste WM-Goldmedaille gewann Shelly-Ann Fraser-Pryce. Die Jamaikanerin hat ihren Titel über 100 Meter mit 10,76 Sekunden verteidigt. Das ÖLV-Team ist am Donnerstag im Einsatz. Dann bestreiten die Diskuswerfer Gerhard Mayer und Lukas Weißhaidinger, Hürdensprinterin Beate Schrott und 5000-Meter-Läuferin Jennifer Wenth die Vorkämpfe. (joe)

ERGEBNISSE LEICHTATHLETIK-WM

Männer, 3000m Hindernis: 1.Kemboi (KEN) 8:11,28 Min. 2.Kipruto (KEN) 8:12,38. 3.Kiprop Kipruto (KEN) 8:12,54
Stabhochsprung:
1.Barber (CAN) 5,90m 2.Holzdeppe (GER) 5,90 3.Wojciechowski (POL), Lavillenie (FRA), Lisek (POL) je 5,80

Damen, 100m: 1.Fraser-Pryce (JAM) 10,76 Sek. 2.Schippers (NED) 10,81 3.Bowie (USA) 10,86
10.000m: 1.
Cheruiyot (KEN) 31:41,31 Min. 2.Burka (ETH) 31:41,77 3.Infeld (USA) 31:43,49

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)

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