Dreck, Bakterien: Neues Abwassersystem für Rios Segelrevier

Regatta Olympische Klasse 49er
Regatta Olympische Klasse 49er (c) imago/Thomas Zimmermann (imago sportfotodienst)
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Organisationschef Nuzman verspricht: "Hafen bis Ende des Jahres total gesäubert". Deutscher Segler Heil fordert nach Infektion Konsequenzen.

Seit Jahren kämpfen die Verantwortlichen des olympischen Segelreviers in Rio de Janeiro mit extremen Verschmutzungen des Wassers. Nun ist es schon so weit, dass nach dem letztem Testlauf die Athleten Krankheiten von dem Wasser bekommen und fordern deswegen Konsequenzen von den Veranstaltern. Dieser will sich mit dem Problem auseinander setzen und so schnell wie möglich eine Lösung finden.

Das Organisationskomitee der Sommerspiele von Rio de Janeiro hat den Bau eines neuen Abwasser-Rohrsystems zur Entlastung des verunreinigten Olympia-Reviers angekündigt. "Das Problem wird bis zum Beginn der Spiele im kommenden Jahr gelöst sein", sagte Organisationschef Carlos Nuzman in London. Zuvor waren mehrere Teilnehmer der olympischen Testregatta in der Guanabara-Bucht erkrankt.Nuzman nannte die Verbesserung der Wasserqualität eine Schlüsselpriorität und bezeichnete den aktuellen Zustand als ernsthafte Angelegenheit.

Das neue Abwasser-Rohrsystem soll das direkte Einlaufen von Abwasser und der damit verbundenen Bakterien und Viren aus dem städtischen Krankenhaus und Privathaushalten in das Küstenrevier stoppen. Nuzman versicherte, der Hafen der Marina da Gloria solle bis zum Ende des Jahres total gesäubert sein.

Deutscher Heil fordert Konsequenzen

Als Anlass für die Forderungen der Athleten gilt der für Aufsehen erregende Fall des deutschen Seglers Erik Heil. Er hat sich eine durch multiresistente Bakterien (MRSA) verursachte Infektion zugezogen. Das bestätigte eine Laboranalyse der Berliner Charite, wie der 49er-Europameister am Dienstag mitteilte. Heil war in der vergangenen Woche nach seinem Einsatz bei der Testregatta in Rio de Janeiros umstrittenem Olympia-Revier mehrere Tage lang ambulant in der Klinik behandelt worden.

Inzwischen ist der Berliner an seinen Trainingsort Kiel zurückgekehrt und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Wenn die Ärzte zustimmen, will er in der kommenden Woche wieder auf die Ostsee. An die Olympia-Organisatoren appellierte Heil: "Sie sollten alles in ihrer Macht Stehende für eine Säuberung der Gewässer unternehmen."

Heils Wundinfektionen an Beinen und Hüfte sind mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit durch die Verunreinigungen in den brasilianischen Gewässern verursacht wurden. "Wo sonst? Die Entzündungen haben dort eineinhalb Wochen nach Segelbeginn angefangen", bestätigte Heil, der vor allem den von Krankenhausabwässern verunreinigten Olympia-Hafen Marina da Gloria und weniger die Segelkurse in der Guanabara-Bucht als Quelle seiner Erkrankung in Verdacht hat.

Athlet kämpft mit Entzündungen

Die Ärzte gehen davon aus, dass sich Heil wahrscheinlich über den Kontakt mit verdrecktem Wasser in Brasilien eine bakterielle Infektion zugezogen hat. Der mit acht Zentimetern größte von fünf Entzündungsherden an Beinen und Hüfte wurde inzwischen entfernt. Dem Athleten wurde ein Antibiotikum verordnet.

"Ich hatte noch nie in meinem Leben Entzündungen im Bein. Ich gehe davon aus, dass ich mir das bei der Testregatta geholt habe", betonte Heil. "Der Verursacher dürfte der Hafen der Marina da Gloria sein. Dort fließen unter anderem die Abwässer des städtischen Krankenhauses ungebremst hinein."

Er hatte in der vergangenen Woche mit seinem Vorschoter Thomas Plößel bei der olympischen Generalprobe in der Guanabara-Bucht unmittelbar hinter den Österreichern Nico Delle Karth/Niko Resch Rang drei belegt.

(APA/dpa)

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