Mehr als nur Zeitgeschichte Ältester Olympionike wird 102

HUNGARY WATER POLO TARICS
HUNGARY WATER POLO TARICS(c) EPA (TIBOR ILLYES)
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Jubilar. Sandor Tarics gewann 1936 in Berlin Olympiagold.

San Francisco. Sandor Tarics ist heute ein gefeierter Mann in San Francisco: Er wird nicht nur 102 Jahre alt, sondern ist damit auch weiterhin der noch älteste lebende Olympia-Sieger. Er stand 1936 in Berlin in der siegreichen ungarischen Wasserballmannschaft. Bei den Sommerspiele 1936 in Nazi-Deutschland war Tarics zwar nur beim 12:0 über Malta zum Einsatz gekommen, erzielte dabei allerdings vier Treffer. Als Ungarn gegen Deutschland Gold holte, saß Tarics auf der Bank.

Die Erzählungen des Wasserballers gehen unter die Haut. Sein letztes Spiel absolvierte der Linkshänder bei der Studenten-WM 1939 in Wien, vor den Augen von Adolf Hitler, „der damals auf der Tribüne saß“, erinnert sich Tarics, der 2012 in London als IOC-Stargast geladen war. Auch die Geschichte seiner Medaille ist eine Anekdote wert. In den Wirren des 2. Weltkrieges verlor er das Gold im Winter 1944. Nach der Schneeschmelze im folgenden Frühjahr fand er sie im Schutt seines zerstörten Hauses wieder...

1948 wanderte er in die USA aus, schloss sein Studium für Bauingenieurwesen ab. Danach arbeitete er als Architekt – und spezialisierte sich in Kalifornien auf Erdbebenforschung.

Sein Geheimnis, alt zu werden, ist simpel. „Ich habe bis zum Alter von 95 Jahren Tennis gespielt, nie Drogen genommen und kaum Alkohol getrunken“, sagt er. Bis vor Kurzem fuhr er sogar noch Auto. Das Nummernschild ist ein Klassiker: „Gold 36“. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2015)

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