Tony Martin könnte vierten Titel im Zeitfahren holen.
Richmond. Gelb und Gold waren die großen Ziele von Tony Martin in diesem Jahr. Einen großen Traum hat sich der Deutsche bereits erfüllt: Bei der Tour de France streifte er erstmals in seiner Karriere das Gelbe Trikot über. Ein Happy End aber war Martin in Frankreich nicht vergönnt, auf der sechsten Etappe stürzte er kurz vor dem Ziel, erlitt einen Schlüsselbeinbruch und musste aufgeben.
Die Verletzung ist längst ausgeheilt und Martin strebt heute (19 Uhr, live ORF Sport +) bei der Rad-WM in Richmond im Zeitfahren nach Gold. Mit seinem vierten WM-Titel würde der 30-Jährige zudem mit Rekordhalter Fabian Cancellara, der verletzt absagen musste, gleichziehen. „Ich warne davor, diese Goldmedaille schon als selbstverständlich anzusehen“, meinte Martin zu seiner Favoritenrolle. Denn neben Cancellara fehlt auch Titelverteidiger Bradley Wiggins, der sich auf Olympia 2016 konzentriert. Als Hauptkonkurrenten machte Martin Rohan Dennis (AUS), Tom Dumoulin (NED) und Taylor Phinney (USA) aus.
Ganz und gar nicht zufrieden war Martin mit dem silbernen WM-Auftakt im Mannschaftszeitfahren am Sonntag. „Der Zweite ist der erste Verlierer. Wir sind nicht hierhergekommen, um aufs Podest zu fahren, sondern um Gold zu holen“, haderte der Quickstep-Profi mit der knappen Niederlage gegen BMC. Umso mehr brennt er nun auf Revanche und das ersehnte Gold. „Ich bin gut vorbereitet. Die Strecke kommt mir vom Profil und der Länge entgegen.“
Auch Ex-Stundenweltrekordler Matthias Brändle dürfte der flache und mit 53 km relativ kurze Kurs mit seinen vielen Geraden entgegenkommen. „Ich bin kein ausgesprochener Spezialist fürs Zeitfahren, aber mit einem guten Tag kann ich mich hoffentlich in den Top 20 klassieren“, meinte der Vorarlberger. Mit Lukas Pöstlberger geht noch ein zweiter Österreicher an den Start. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2015)