Tischtennis-EM: Außenseitersieg im Goldduell

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Stefan Fegerl gewann mit Partner João Monteiro das Doppelfinale gegen seine Teamkollegen Robert Gardos und Daniel Habesohn mit 4:3. Österreich hält bei 35 EM-Medaillen.

Jekaterinburg. Gemeinsam haben Robert Gardos, Daniel Habesohn und Stefan Fegerl am Dienstag Team-Gold bejubelt, am Sonntag standen sie sich als Gegner im Doppelfinale gegenüber. Während Gardos/Habesohn seit Jahren ein eingespieltes Duo sind und gemeinsam große Erfolge gefeiert haben (EM-Gold 2012, EM-Silber 2013), erlebten Fegerl und der Portugiese João Monteiro bei der EM ihre Feuertaufe. In einem spannenden Finale setzten sich schließlich die Außenseiter Fegerl/Monteiro mit 4:3 (9,12,-6,-8,-13,8,10) durch und holten Gold.

Das österreichisch-portugiesische Duo, das nur als Nummer neun gesetzt in das Turnier gestartet war, erwischte im Endspiel den besseren Start und stellte rasch eine 2:0-Satzführung her. Trotz des misslungenen Auftakts bewahrten die topgesetzten Gardos/Habesohn Ruhe, fanden zu ihrem Spiel und glichen in der Folge aus. Ab dem fünften Satz wurde den Zuschauern schließlich ein packender Schlagabtausch mit großem Tischtennis von beiden Seiten serviert. Fegerl/Monteiro hatten sich wieder stabilisiert und erarbeiteten sich in weiterer Folge drei Satzbälle. Doch die ÖTTV-Paarung wehrte diese allesamt ab und nutzte seinerseits die Chance, um mit 15:13 erstmals in dieser Partie in Führung zu gehen.

Im sechsten Satz lagen dann Gardos/Habesohn bereits mit 8:5 voran und schienen ihrem zweiten EM-Gold entgegenzusteuern, als Fegerl/Monteiro sich noch einmal aufbäumten. Sechs Punktegewinne in Folge bedeuteten den Ausgleich und damit die Entscheidung im siebenten Satz. In diesem legten wieder die Außenseiter vor, lagen schnell mit 5:1 voran. Doch der 36-jährige Gardos und der 29-jährige Habesohn trotzten dem Druck mit all ihrer Routine und glichen mit starken Schlägen auf 7:7 aus. Wenig später hatten sie die Entscheidung auf dem Schläger: Beim Stand von 10:9 fanden sie den ersten Matchball vor. Doch Fegerl/Monteiro wehrten ab und verwerteten ihrerseits nach insgesamt 77 Minuten ihre erste Chance und sicherten sich mit 12:10 den EM-Titel. „Als wir bei 11:10 Matchball hatten, schauten wir uns in die Augen und wussten genau – jetzt holen wir den Titel“, beschrieb Fegerl den entscheidenden Moment.

„Verspürte keinen Druck“

Das Goldduell gegen seine Teamkollegen sei für Fegerl ein ganz Besonderes gewesen. „Das Match war sehr von Taktik geprägt, wir kennen uns alle in- und auswendig“, meinte der 26-Jährige. Für ihn war es nach drei Teammedaillen (Gold 2015, Bronze 2011 und 2009) das erste Edelmetall im Doppelbewerb. Der Triumph in der Mannschaft fünf Tage zuvor sei für ihn eine zusätzliche Motivation gewesen. „Nach Gold mit dem Team verspürte ich überhaupt keinen Druck mehr. Ich wusste, alles Weitere ist nur mehr Zugabe. Wir konnten locker drauflosspielen, wir waren fast in jedem Spiel Außenseiter“, beschrieb Fegerl den Weg durch das Turnier. Auch sein portugiesischer Partner war vom Erfolg der neuformierten Paarung überwältigt. „Es ist unglaublich! Aber unser Spielstil passt sehr gut zusammen. Stefan kontrolliert das Spiel an der Platte, und ich kann fast immer mit meiner Vorhand attackieren“, sagte Monteiro.

Mit zweimal Gold und einmal Silber reist der heimische Tischtennis-Verband mit einer positiven Bilanz aus Jekaterinburg ab: Die Ausbeute in Russland war die drittbeste in der ÖTTV-Geschichte, zwei EM-Goldene hatte es bisher nur 2005 in Aarhus und 2003 in Courmayeur gegeben. Zudem verpasste Gardos im Einzel mit einer knappen 3:4-Niederlage gegen Marcos Freitas (POR) im Viertelfinale nur knapp die erste österreichische Einzelmedaille seit Liu Jias Bronze 2012.

Insgesamt hält Österreich nach 34 Kontinentaltitelkämpfen bei 35 Medaillen, davon sieben in Gold. Zudem prolongierten Österreichs Aktive ihren Erfolgslauf, seit 1998 wurde bei 14 Europameisterschaften in Folge jeweils zumindest eine Medaille geholt.

AUF EINEN BLICK

Stefan Fegerl gewann bei der Tischtennis-EM in Jekaterinburg mit dem Portugiesen João Monteiro das Finale gegen Robert Gardos/Daniel Habesohn mit 4:3 und holte nach drei Team-Medaillen seine erste Doppel-Medaille. Gardos/Habesohn, Europameister von 2012, mussten sich wie 2013 mit Silber begnügen.

Insgesamt hält der ÖTTV nun bei 35
EM-Medaillen, sieben davon in Gold.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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