Staatstrauer in der geschockten Sportnation

England v Australia - IRB Rugby World Cup 2015 Pool A
England v Australia - IRB Rugby World Cup 2015 Pool A(c) REUTERS (Andrew Couldridge)
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Noch nie ist ein WM-Gastgeber so früh gescheitert wie England. Chefcoach Stuart Lancaster ist bereit, die Konsequenzen zu ziehen. Das Debakel hat sich abgezeichnet, die stolze Rugby-Nation befürchtet finanzielle Folgen.

London. Stuart Lancaster hat sich bei den englischen Rugby-Fans entschuldigt. Nach der historischen 13:33-Niederlage des Mitfavoriten gegen Australien ist das Gastgeberland bei der Rugby-Weltmeisterschaft vorzeitig ausgeschieden. Lancaster muss nun das erste Scheitern eines Titelverteidigers in der Vorrunde einer Rugby-WM sowie das schlechteste Abschneiden des Ex-Weltmeisters verantworten. Der 45-Jährige ist bereit, nach dem letzten Gruppenmatch gegen Uruguay am Samstag die Konsequenzen zu ziehen. „Ich weiß, wer die Verantwortung trägt“, sagte Lancaster, der einen Vertrag bis 2020 hat. Den würde er gern erfüllen, musste aber zugeben, dass das nicht mehr in seinen Händen liegt.

England wurde vor 82.000 Fans im Rugby-Tempel Twickenham von den Australiern überrollt. Der überragende Bernard Foley legte zwei der Versuche, verwandelte drei Erhöhungen sowie vier Straftritte. Mit 28 Punkten entschied Foley das Spiel fast im Alleingang. „Wir fühlen uns, als hätten wir das Land im Stich gelassen“, sagte Englands Kapitän Chris Robshaw. „Wir müssen uns entschuldigen.“

Dabei hatte sich das Debakel der englischen Rugby-Recken bereits in der Vorwoche beim 25:28 gegen Wales abgezeichnet. Lancaster gab zu, dass die Auslosung Englands in den „Pool of Death“ mit Australien und Wales ihm von Beginn an Sorgen bereitet hatte. Der Coach betonte auch, dass seine Mannschaft noch relativ unerfahren sei, 24 der 31 englischen Spieler bestreiten ihre erste WM.

Chancenloses Mutterland

Für die stolze Rugby-Nation England war es bereits die dritte Enttäuschung in einem Nationalsport nacheinander. Zuvor war auch für die Fußballer und das Cricket-Team bei ihren WM-Turnieren jeweils in der Vorrunde Endstation. Im WM-Gastgeberland werden ob des frühen Scheiterns der eigenen Mannschaft auch finanzielle Auswirkungen befürchtet. Bis zum Finale am 31. Oktober vergehen noch vier Wochen. Pub-Besitzer und Brauereien rechnen mit Verlusten in Millionenhöhe, ITV als exklusiver TV-Partner der WM in Großbritannien droht pro Partie ein Verlust von einer Million Pfund an Werbegeldern. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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