Olympia 2016: Die finalen Schritte zum ersehnten Edelmetall

(c) APA/AFP/YASUYOSHI CHIBA (YASUYOSHI CHIBA)
  • Drucken

Nach der letzten Evaluierung stehen 28 Sportler im Rio-Medaillenkader, darunter sieben Aufsteiger. Drei bis fünf Medaillen sind für Chefkoordinator Peter Schröcksnadel realistisch: „Ohne Ziele kommt man nirgendwohin.“

Wien. 260 Tage sind es noch bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, und die Vorbereitungen gehen in die finale Phase. Nach der Nullnummer von London 2012 wurden alle heimischen Verbände und Organisationen in ein Boot geholt und insgesamt 20 Millionen Euro im Rahmen des Projekts Rio vom Sportministerium zur Verfügung gestellt, um optimale Bedingungen zu schaffen. Ob Rio-Sand für die Beachvolleyballer, neue Ruderboote oder Meteorologen zur Analyse des Segel-Olympia-Reviers – an vielen Rädchen wurde gedreht, um kommenden August wieder österreichische Medaillen zu bejubeln.

Im Beisein von Sportminister Gerald Klug wurde am Mittwoch in Wien die Liste der aussichtsreichsten Kandidaten präsentiert. Insgesamt 94 Aktive werden gefördert, im sogenannten Rio-Medaillenkader finden sich 28 Athleten. Im Zuge der letzten Evaluierung haben Bernd Wiesberger (Golf), Bernhard und Paul Sieber (Rudern) sowie das Tischtennis-Herrenteam den Aufstieg in die höchste Förderstufe geschafft. „Wir sind auf einem guten Weg und dürfen berechtigte Hoffnungen haben, das zeigen EM-Gold für die Tischtennis-Herren oder der WM-Titel der Seglerinnen“, erklärte Klug, der Kira Grünberg nach ihrem schweren Unfall als neue Botschafterin des Projekts vorstellte.

Schröcksnadel trägt Verantwortung

Die Erstellung der Liste ist laut Chefkoordinator Peter Schröcksnadel einstimmig streng nach dem Leistungsprinzip erfolgt. Natürlich gibt es Wackelkandidaten und Sorgenkinder wie Dressurreiterin Victoria Max-Theurer, die in Rio auf Top-Pferd Augustin verzichten muss, da sein Spezialfutter nicht nach Brasilien eingeführt werden darf. „Aber alle diese Sportler sind in Regionen mit der Möglichkeit auf eine Medaille“, betonte der Präsident des heimischen Skiverbandes, der sich drei bis fünf Stück Edelmetall erhofft. „Ohne Ziele kommt man nirgendwohin.“ Am Tag X würden freilich Kleinigkeiten den Ausschlag geben und „mit Pech machen wir keine Medaille“. In diesem Fall sei Schröcksnadel bereit, die Verantwortung zu übernehmen. „Wenn es dann jemanden braucht, über den man schimpfen kann, dann bin ich der Buhmann.“

In den Hopekader herabgestuft wurden Thomas Daniel (Moderner Fünfkampf), Sara Vilic (Triathlon), Stefanie Schwaiger/Barbara Hansel (Beachvolleyball) und David Bargehr/Lukas Mähr (Segeln), Andreas Scherhaufer (Schießen) schied aus. Mit Dominic Thiem und Dinko Jukić fehlen zwei bekannte Namen ganz auf der Liste. Während der Tennisspieler, der für den Olympia-Start noch Daviscup spielen müsste, freiwillig auf die Förderung verzichtet (Schröcksnadel: „Er will sich nicht eingliedern und wir können ihm nicht nachlaufen“), erbrachte Jukić, der 2014 aus dem Rio-Kader fiel, erneut nicht die Leistungskriterien. Der Olympia-Vierte 2012 trainiert nach den Querelen mit dem OSV in Kroatien, schwimmt den Limits aber weiter hinterher.

Noch stehen viele der Qualifikationsbewerbe für die Olympischen Spiele aus, doch ÖOC-Präsident Karl Stoss rechnet mit 80 bis 90 Teilnehmern in Brasilien und damit mehr als zuletzt in London (70). Die Kulisse in Rio werde jedenfalls eine ganz besondere. „Das werden großartige Spiele auf Topanlagen in einer pulsierenden Stadt voller südamerikanischer Lebensfreude“, meinte Stoss. Ein „Stück Heimat“ und beste Außenwerbung soll das Österreich-Haus liefern, das im Klubhaus des Fußballklubs Botafogo, nicht weit von der weltberühmten Copacabana, Einzug halten wird.

17 Tage nach den Olympischen Spielen beginnen in Rio die Paralympics. 13 Medaillen, davon vier in Gold, wurden in London errungen, ähnlich erfolgreich soll auch die Bilanz im kommenden Jahr ausfallen. 15 Sportler mit Handicap werden im Rahmen des Projekts Rio gezielt gefördert, für ÖPC-Präsidenten Maria Rauch-Kallat wird damit der Professionalisierung der Behindertensportbewegung Rechnung getragen.

Noch bevor die Highlights in Rio begonnen haben, steht Tokio 2020 bereits im Blick. Erste Gespräche zur Weichenstellung für die übernächsten Olympischen Spiele sind schon im Gang. Schließlich soll Österreichs Sport langfristig auf Erfolgskurs gebracht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.