Die Pound-Kommission ortet bei der IAAF „Versagen im Kampf gegen Doping und Korruption“.
München. Der Imageschaden für den Leichtathletik-Weltverband nimmt erschreckende Ausmaße an. Die Welt-Anti-Doping-Agentur wirft der IAAF in einem zweiten Bericht „komplettes Versagen im Kampf gegen Doping und Korruption“ vor. Hauptverantwortlicher für die „Ermöglichung der Verschwörung“ sei Ex-Präsident Lamine Diack. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Report der unabhängigen Kommission hervor.
Der Weltverband IAAF war in Misskredit geraten, weil Diack von Frankreichs Justiz wegen der Vertuschung von russischen Dopingfällen gegen Bezahlung angeklagt wurde. Die unabhängige Kommission mit Richard Pound (Vorsitz), Richard McLaren und dem deutschen Kriminalbeamten Günter Younger hatte bereits im November 2015 einen ersten Bericht (335 Seiten) vorgelegt. Darin war nachgewiesen worden, dass es in der russischen Leichtathletik systematisches Doping und Sportbetrug gegeben hat. Die IAAF suspendierte daraufhin Russlands Verband, der nach derzeitigem Stand nicht an den Sommerspielen im August in Rio de Janeiro teilnehmen darf.
Gekaufte Sommerspiele
Neue Erkenntnisse hätten den „Zusammenbruch der Führungsstrukturen und das Fehlen von Verantwortlichkeit innerhalb der IAAF“ ergeben. Kein Verantwortlicher wollte Russland mit „vollem Ausmaß zu bekannten Dopingaktivitäten konfrontieren“.
Es gebe Gründe zur Annahme, dass IAAF-Offizielle auch von Entscheidungen profitierten, Weltmeisterschaften an Länder und Städte zu vergeben; die Korruption betraf auch Olympia. Aus Mitschriften geht – laut Bericht – hervor, dass etwa die Türkei Diacks Unterstützung im Bewerbungsprozess um die Spiele 2020 verloren habe, weil sie nicht dazu bereit war, „Sponsorgelder“ über vier, fünf Millionen Dollar zu überweisen. Tokio hingegen habe – laut Protokoll – bezahlt. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2016)