Die überragende Defensive der Denver Broncos gewinnt den Super Bowl für Altstar Peyton Manning. Der Quarterback krönt damit seine Karriere – und stellt einen Negativrekord auf.
Santa Clara/Wien. Der Super-Bowl-Triumph der Denver Broncos ist ein Spiegelbild ihrer Saison: Nicht unbedingt schön anzusehen, aber einmal mehr ein bestandener Test ihrer „Belastbarkeit, Ausdauer und Uneigennützigkeit“. So sah es jedenfalls Broncos-Quarterback Peyton Manning, die lebende Legende. Dank einer überragenden Defense bezwang sein Team aus Colorado im NFL-Finale in Santa Clara die favorisierten Carolina Panthers mit 24:10. Es ist der dritte Denver-Meistertitel nach 1998 und 1999. Mannings Anteil am Erfolg war überschaubar, er konnte sich aber auf seine Abwehrreihen verlassen.
Aus dem Generationenduell der beiden Spielmacher, das diesen 50. Super Bowl hätte entscheiden sollen, wurde nichts. Manning, 39, und Cam Newton, 26, zeigten beide eine schwache Partie, erst zum vierten Mal wurde in einem NFL-Finale kein Touchdown geworfen. Manning führte seine Offensive unspektakulär zu drei Field Goals, musste zwischendurch eine furchtbare Interception hinnehmen und brachte am Ende doch noch eine erfolgreiche Two-Point-Conversion zustande. Mit gerade einmal 194 Yards stellten die Broncos einen Negativrekord an Raumgewinn für einen Super-Bowl-Sieger auf.
„Wir waren in seinem Kopf“
Mannings Gegenüber, Newton, war vor dem Endspiel zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt worden, seine Panthers waren mit nur einer Niederlage in 18 Saisonspielen als Favorit nach Kalifornien gereist. Doch der selbst ernannte „Superman“ wurde von der Broncos-Defense aufgerieben. Er verzeichnete drei Ballverluste, wurde sechsmal zu Fall gebracht. Unter enormem Druck gelangen Newton mitunter schöne Würfe (insgesamt 315 Yards Raumgewinn), doch Carolina leistete sich ungewöhnliche Patzer: Denvers Jordan Norwood konnte ungestört zum längsten Punt-Returnlauf in der Super-Bowl-Historie (61 Yards) ansetzen; Kicker Graham Gano setzte einen Field-Goal-Versuch an die Außenstange. Insgesamt erzielte die Panthers-Offensive, die punktebeste der Liga, lediglich zehn Zähler.
Die von Wade Phillips gecoachte Broncos-Defense erwies sich wie schon im Halbfinale gegen die New England Patriots und Tom Brady auch gegen Carolina als Schlüssel zum Erfolg. Und der enttäuschende Manning wusste genau, wem er diesen Triumph am Ende seiner Karriere zu verdanken hat: „Diese Defense ist einfach unglaublich. Ich bin dankbar, dass ich nicht gegen sie spielen muss.“ Zum wertvollsten Spieler des Endspiels wurde folgerichtig mit Denvers Von Miller, 26, auch ein Linebacker gewählt, erst zum vierten Mal in der Geschichte des Super Bowl.
Miller, beim Draft 2011 noch als Zweiter hinter Newton ausgewählt, wurde im Lauf der Partie zu dessen Albtraum. Zweimal brachte er den gegnerischen Quarterback zu Boden, weitere zweimal schlug er Newton den Ball aus der Hand. „Wir sind in seinem Kopf gewesen. So ist er die ganze Saison noch nicht gejagt worden“, meinte Broncos-Verteidiger Malik Jackson. „Unsere Verteidigung war speziell, die ganze Saison lang“, ergänzte Denver-Coach Gary Kubiak. „Offensiv war es schwierig, aber defensiv waren wir gewaltig.“
Der große Star des Abends war dennoch Manning. Mit 39 Jahren ist er nicht nur der älteste Meister-Quarterback der NFL-Geschichte, er ist außerdem der erste Quarterback, der den Super Bowl mit zwei verschiedenen Vereinen gewann (2007 mit den Indianapolis Colts). Den erwarteten Rücktritt gab er noch nicht bekannt. „Ich will keine emotionale Entscheidung treffen“, meinte Manning. Dann gab er die Vince-Lombardi-Trophy geschwind an die Broncos-Verteidiger weiter.
Pop statt Skandale
Auf Eskapaden mussten die 71.000 im Levi's Stadium und die 800 Millionen an den TV-Geräten in aller Welt diesmal verzichten. Die Halbzeitshow – eines der bestgehüteten Geheimnisse im US-Showbiz – ging brav und fröhlich über die Bühne. Die Band Coldplay, Popsänger Bruno Mars und R&B-Ikone Beyoncé Knowles boten kunterbunte Familienunterhaltung. Zum Auftakt hatte Lady Gaga ohne Textlücken die Nationalhymne geträllert.
AUF EINEN BLICK
Die Denver Broncos haben dank ihrer starken Defense im NFL-Finale in Santa Clara die favorisierten Carolina Panthers 24:10 besiegt. Broncos-Quarterback Peyton Manning feierte mit 39 Jahren seinen zweiten Super-Bowl-Triumph. Seine Zukunft ließ der nun älteste Meister-Quarterback offen.
Wertvollster Spieler des Finales war mit Denvers Von Miller ein Verteidiger. Gegen die Broncos-Abwehrreihen konnte auch Carolinas Superstar, Cam Newton, 26, nichts ausrichten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2016)