Basketball: Pöltl ist in Utah ein Star

BASKETBALL: JAKOB POeLTL
BASKETBALL: JAKOB POeLTLAPA/FLORIAN HASELMAYER
  • Drucken

Wie sich Österreichs NBA-Hoffnung auf die große Karriere vorbereitet, Taxifahrer glücklich macht und unter dem Korb aufzeigt - ein 20-jähriger Wiener begeistert.

"Jakob Pöltl, richtig?" Österreichs großer Basketball-Hoffnungsträger ist in Salt Lake City längst kein Unbekannter mehr. Auf dem Weg zum Mittagessen im japanischen Restaurant seines Vertrauens macht er den Taxifahrer glücklich. Ein gemeinsames Foto für den Sohn. "Das glaubt er mir sonst nie."

Pöltl ist auf dem Weg in die Profiliga NBA - und damit auch in den USA ein Gesprächsthema. Mit der durch steigenden Ruhm schwindenden Ungestörtheit hat der 20-Jährige kein Problem. "Es führt zu netten Gesprächen mit teilweise fremden Leuten", erklärte Pöltl beim Lokalaugenschein der APA - Austria Presse Agentur. "Insofern ist das überhaupt nicht unangenehm."

Erst von Taxifahrer Larry erfährt er, es mit einem spektakulären Dunk vom Vorabend in die nationalen TV-Highlights geschafft zu haben. Von mancher Auszeichnung, die ihm derzeit verliehen wird, nimmt Pöltl gar erst aus zweiter Hand über Facebook Notiz. Zu Kopf zu steigen scheinen ihm die Lorbeeren nicht. "So etwas ist dann ein kurzer, schöner Moment, eine kleine Bestätigung. Aber es geht schnell wieder zurück zum normalen Leben."

Dieses spielt sich für den Wirtschafts-Studenten hauptsächlich auf dem Campus der Universität von Utah ab. Am Vormittag stehen dreimal pro Woche Kurse auf dem Programm, nach einem Mittagssnack die ersten Trainingseinheiten mit seinem College-Team. Das erst im Oktober eröffnete Sportzentrum bietet jeglichen Komfort - Entlüftungsanlagen für die aufbewahrten Schuhe inklusive.

Die Utes hoffen, ihren Star über den Sommer hinaus halten zu können. Pöltl hat aber andere Pläne. Das große Karriereziel NBA ruft. Taxifahrer Larry verzeiht es ihm: "Ich verstehe das. Du musst die Chance nutzen, wenn sie da ist. Es geht schließlich auch um eine Menge Geld." Mehr als zwei Millionen Dollar würde Pöltl bereits im ersten NBA-Jahr verdienen, wenn er im Draft im Juni als einer der ersten zehn Spieler ausgewählt wird.

Bis dahin muss der Wiener mit seinem Stipendium Haus halten. Auto hat er trotz der nicht unbeträchtlichen Distanzen keines, auch beim Essen spart er mitunter. Auf die Ernährung zu achten, sei in den USA gar nicht so einfach, erinnerte Pöltl. "Aber man gewöhnt sich daran." Zum Japaner unweit des Hauses, das er mit drei Teamkollegen im Süden der Stadt bewohnt, geht er gerne. "Die mögen mich da." Damit sind die Restaurantbesitzer in Salt Lake City aber bei weitem nicht die einzigen.

"Das Selbstvertrauen, das er ausstrahlt, hilft dem ganzen Team", meinte etwa Assistenzcoach Andy Hill, der 2013 bei der U18-EM in Mazedonien auf Pöltl aufmerksam geworden ist und ihn nach Utah gelotst hat. Die Universität entpuppte sich für beide Seiten als Glückstreffer. "Er passt einfach sehr gut hierher, auch von der Mentalität", sagte Hill. "Er ist sehr selbstständig, ein großartiger Junge."

Einmal pro Woche telefoniert Pöltl über Skype mit seiner Familie. Anfragen von Agenten, die ihn ins Profigeschäft führen wollen, sammelt seine Mutter. "Sie hält mir den Rücken frei, dafür bin ich auch sehr dankbar."

Mit Freunden in der Heimat hat der Center fast täglich über soziale Netzwerke Kontakt. NBA-Basketball verfolgen einige mehr als er. Derzeit dominieren auch in der Utes-WG noch die College-Ergebnisse. "Ich bin generell kein Fan von Basketball im Fernsehen", erklärt Pöltl. "Wenn zufällig ein großes Spiel läuft, schaue ich es mir an." Die Uhr stelle er aber nicht danach. "Da mache ich im Normalfall lieber etwas anderes."

Die kommenden Monate werden aufregend genug. Sollte sich das Ausnahmetalent im April für den Draft anmelden, warten erste Vergleiche mit anderen NBA-Kandidaten. Nach dem Auswahlverfahren am 23. Juni in New York beginnt die Summer League, bei der Pöltl erstmals die Farben seines neuen Arbeitgebers tragen dürfte. Und im Herbst, wenn die NBA-Saison startet, werden ihn noch viel mehr Menschen erkennen als die Taxifahrer in Salt Lake City.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.