Squash: Ein Glaskasten ist sein Wohnzimmer

(c) GEPA pictures
  • Drucken

Aqeel Rehman, Österreichs einziger Profi, steht vor einem Jubiläumstitel. Der nationalen Konkurrenz ist der Salzburger mit pakistanischen Wurzeln schon lang enteilt. Über den schnellsten Ballsport der Welt und utopische Siege.

Wien. Die Staatsmeisterschaft „gehört dazu“, sagt Aqeel Rehman, „ich habe aber andere Ziele, als Österreichs Nummer eins zu sein.“ Das ist er ohnehin schon eine gefühlte Ewigkeit, Rehman ist der einzige heimische Squash-Profi und heute wird er wohl planmäßig seinen zehnten österreichischen Staatsmeistertitel in Folge gewinnen. Und zwar in seinem „Wohnzimmer“: Der Glascourt, der in der Wiener Lugner City (Halbfinale ab 11.30 Uhr) aufgebaut wurde, gehört ihm. Neupreis 250.000 Euro, er hat ihn gebraucht gekauft, billig war er trotzdem nicht.

Österreichs Squash-Szene wird der 30-Jährige noch eine Weile beherrschen, in den nächsten vier, fünf Jahren kann Rehman niemand gefährlich werden. Für talentierte Jugendliche fehlen Strukturen und Anreize, auch finanzielle. Wer nicht gleich Anschluss an die Herren finde, für den sei es „sehr, sehr schwer, über die Runden zu kommen“, erklärt Rehman.

Für ihn läuft es gut. Der Salzburger gewinnt Preisgeld auf der Profitour, spielt Bundesliga in mehreren Ländern und wird vom Verband unterstützt. Aber Rehman wusste, dass er Österreich verlassen musste, um sich zu verbessern. Schon 2007 machte er sich auf nach England, in das Mutterland des Squash.

2013 erreichte Rehman als 81. seine bisher beste Weltranglistenplatzierung. Da will er wieder hin, derzeit liegt er auf Platz 114. „Spielerisch ist Luft nach oben“, meint Rehman, sein größtes Manko derzeit: „Die Trainingsleistung im Wettkampf umzusetzen.“

Als einziger Österreicher hat er Titel auf der internationalen PSA-Tour gewonnen. Viermal hat er bisher triumphiert und dabei schon Top-40-Spieler geschlagen. Siege gegen die absolute Weltklasse, also die besten 20, seien dennoch „utopisch“, wie Rehman sagt. „Die machen zwar das Gleiche, aber einfach schneller und noch genauer. Wenn es perfekt läuft, gewinne ich vielleicht einen Satz.“

In den 1980er- und 1990er-Jahren bildeten pakistanische Profis die Weltspitze. Obwohl eine elitäre Angelegenheit – Zugang zu den Courts bekommt man nur über die Armee oder Kontakte – sei Squash im Heimatland seines Vaters Nationalsport, erklärt Rehman.

Um Squash andernorts vom Nischendasein zu befreien, wäre die Aufnahme in das olympische Programm hilfreich. Aber auch in Tokio 2020 wird es kein Turnier geben. Nicht, weil es der Sport nicht verdient hätte: Der Ball erreicht über 250 km/h, Körperbeherrschung und Fitness der Profis sind einzigartig, hinzu kommt der mentale Aspekt bei zwei Spielern auf engem Raum. Aber: „Es geht um Geld, nicht um sportlichen Wert“, sagt Rehman. „Das ärgert jeden Spieler auf dieser Welt.“ Von den Strukturen einer olympischen Sportart würden alle profitieren.

Rehman nützt alle Möglichkeiten, um seinen Sport populärer zu machen. Er organisiert die Austrian Squash Challenge im Salzburger Europark (29. 3 bis 9. 4.) mit Bundesliga-Play-off und Weltranglistenturnier. Freilich wieder in seinem Wohnzimmer, dem eigenen Glascourt. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.