Die Draufgabe der Meisterschützen

BIATHLON - IBU WC Oslo 2016
BIATHLON - IBU WC Oslo 2016(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Florian Ertl)
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Biathlon-WM. Nach Silber und Bronze von Dominik Landertinger und Simon Eder hat die ÖSV-Staffel heute die nächste Medaillenchance. „Keiner darf auslassen“, sagt Coach Reinhard Gösweiner.

Oslo/Wien. Das abschließende WM-Wochenende ist da und plötzlich finden sich Österreichs Biathleten in der Favoritenrolle wieder. Selten wurde Dauersieger Martin Fourcade so gefordert wie von Dominik Landertinger und Simon Eder, zumindest nicht bei dieser möglicherweise historischen WM am Holmenkollen, bei der Fourcade alle vier Einzeltitel gewinnen kann. Den dritten sicherte er sich über 20 Kilometer, 5,1 Sekunden vor Landertinger und 14,4 vor Eder.

Ob liegend oder stehend, im Schießen blieben die Österreicher im Gegensatz zu Fourcade in je 20 Versuchen fehlerfrei, für den 33-jährigen Eder eine Premiere. Dass ÖSV-Biathleten ihre Rennen regelmäßig am Schießstand verlieren, ist zwar eine Mär – dennoch: Wie ist die perfekte Schießleistung von beiden heimischen Athleten zu erklären? „Im Training haben wir das sehr oft“, berichtet Chefcoach Reinhard Gösweiner. „Diesmal haben beide bis zum Schluss ihre Serien ganz sauber durchgezogen.“

Der Oberösterreicher hat eine WM-Medaille als Saisonziel ausgegeben, nun sind es bereits zwei. „Die Erleichterung ist schon groß. Es ist nicht leicht, die Medaille dann wirklich zu gewinnen. Wenn du nicht viermal null schießt, wäre es wieder nicht möglich gewesen.“

Der Doppelschlag war außerdem der erste österreichische Medaillenerfolg bei einer WM seit fünf Jahren, der Bann sollte also gebrochen sein. „Hoffen wir's“, sagt Gösweiner, denn schon in einem Jahr steigt in Hochfilzen die Heim-WM. Und nach Oslo werden die Erwartungen nicht kleiner werden. „Langfristig denkt man schon daran“, erklärt der Coach. Schon vor zwei Jahren habe es insgeheim geheißen, das Team müsse sich nun Jahr für Jahr steigern, um bis zur Heim-WM in Bestform zu sein. „Heuer ist etwas weitergegangen, die Mannschaft ist geschlossen stärker geworden. Darauf muss man weiter aufbauen.“

Die Feierlichkeiten in Oslo hielten sich ob der bevorstehenden Rennen in Grenzen, auch wenn Eder vom „schönsten Tag“ seiner Laufbahn sprach. „Zusammengesessen“ wurde dennoch, erzählt Gösweiner. Der Ruhetag kam für seinen Schützling Landertinger gerade recht. „Mir ist schwindlig geworden, ich war komplett am Limit“, erklärte er nach seinem Zieleinlauf.

Noch im Vorjahr war der 27-Jährige von Übertraining gezeichnet. Sein Ehrgeiz wurde ihm zum Verhängnis, nach einer Bronchitis kehrte er zu früh auf die Loipe zurück, der Körper rebellierte. Langsam hat sich der Tiroler wieder jene Balance aus „Vollgas“ und Erholung erarbeitet, die zwischen Loipe und Schießstand so entscheidend ist. Doch auf dem Weg zurück verstarb seine Mutter, ihr hat er die Silbermedaille gewidmet.

Höhepunkt der Fourcade-Show

In der Staffel (Landertinger/Eder/Grossegger/Eberhard) bietet sich heute die nächste Medaillenchance (15.30, live ORF eins). Sobald die Österreicher in diesem Winter in Vollbesetzung angetreten sind, lagen sie stets in den Top fünf. Gösweiner: „Das muss das Ziel sein. Aber viele Nationen werden mitreden. Da muss wirklich alles passen, da darf keiner auslassen. Sonst bist du ganz vorn nicht dabei.“

Am Sonntag steigt am Holmenkollen dann der Höhepunkt der großen Fourcade-Show. Der 27-Jährige ist fest entschlossen, als erster Biathlet alle vier Einzeltitel bei einer WM zu gewinnen. „Der Grand Slam liegt in meinen Händen, ich bin fähig, das zu schaffen“, erklärte er vor dem Massenstart (15 km). „Er wird so weitermachen wie bisher“, prophezeit Gösweiner. „Wir werden sehen, vielleicht können andere auch noch mitreden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2016)

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